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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauten ihm atemlos zu. Lorenzo brauchte nichts zu sagen oder zu erklären, ein jeder wußte sehr genau, daß dieser verschriene Künstler etwas Besonderes vorhatte.
    Der schmale Koffer stand auch weiterhin offen. Lorenzo umkreiste ihn, er legte seine geschlossene Hand gegen die Kinnspitze, tat so, als würde er nachdenken, runzelte dabei die Stirn, hob die Schultern und überlegte sich seine Entscheidung.
    Ja oder nein?
    Er blieb hinter dem Koffer stehen, streckte die Arme aus, hob die Schultern an und präsentierte sich in einer etwas hilflos anmutenden Geste, wobei er durch seine Haltung eine Frage stellte, die auch vom Publikum verstanden wurde.
    Es regte sich, und es regte sich lautstark.
    »Ja, tu es, Lorenzo! Hol es hervor! Pack die Sachen aus. Wir wollen dich malen sehen. Ja, malen…!«
    Lorenzo schüttelte den Kopf, so lange, bis es den anderen auffiel, sie nichts mehr sagten und unruhig auf den Polstern der Sitzflächen umherrutschten.
    Lorenzos geschminkter Mund verzerrte sich zu einem Lächeln. Es besaß einen weisen, einen nachgiebigen Ausdruck, und mit beiden Händen winkte er den Zuschauern zu, als wollte er damit sagen, daß sie sich auf ihn verlassen konnten.
    Dann bückte er sich wieder einmal. Diesmal noch langsamer. Sehr behutsam tauchte er die beiden Hände in den schmalen Koffer hinein, ließ sie für einen Moment dort ruhen und zeigte sich sehr konzentriert. Ein Zucken lief über seine Hände, als er zugriff und Sekunden später den Gegenstand hervorholte, den er bisher dem nervösen Publikum hatte vorenthalten.
    Es war eine kleine, goldene Nadel!
    Waren die Zuschauer enttäuscht? Hatten sie mit etwas anderem gerechnet? Es schien so, denn ihre Reaktionen zeigten eine gewisse Enttäuschung. Das Murmeln wollte einfach nicht aufhören, bis sich Lorenzo mit einer heftigen Handbewegung die Stille verschaffte, die er für seine weitere Tätigkeit benötigte.
    Eigentlich hätte er sie nicht überraschen können, denn er hatte schon zuvor gewisse Dinge demonstriert und ihnen nahe gebracht.
    Die setzte er nun in die Tat um.
    Mit spitzen Fingern faßte er die goldene Nadel an den Enden an und zog sie auseinander.
    Sie veränderte sich, wurde unten wesentlich länger und wuchs auf das Dreifache ihrer ursprünglichen Länge.
    Ein neuer Gegenstand war entstanden.
    Eine lange Nadel, ein schmales Messer, das wie ein goldener Blitz schimmerte und unten spitz zulief.
    In den Gesichtern der Zuschauer zeichneten sich noch immer die Fragen ab und das Unverständnis.
    Das allerdings klärte sich sehr bald, als Lorenzo mit dem Zeigefinger der freien linken Hand auf seine Kehle zeigte.
    Der wollte doch nicht…?
    Doch, er wollte, denn er kippte seine goldene Waffe, damit die Spitze genau auf die Kehle wies.
    Dann stieß er sie in den Hals!
    ***
    Ungefähr hundertfünfzig Personen befanden sich im Saal. Sie alle hielten den Atem an.
    Dabei veränderte sich ihre Mimik. Nicht schnell, zeitlupenhaft langsam malten sich Widerwillen, Schrecken, Ekel und Entsetzen in ihnen ab.
    Das war die Höhe, das war… das konnte nicht wahr sein. Der Mann brachte sich um.
    Oder hatte er sie getäuscht?
    Es existieren genügend Illusionisten, die so etwas schafften und sich anschließend über den schockartigen Zustand der Zuschauer amüsierten. War das auch hier so?
    Lorenzo stand dort wie eine Eins. Er hatte die Arme wieder gesenkt. Aus dem Hals schaute die goldene Nadel hervor, und genau dort, wo sie eingedrungen war, quoll Blut!
    Also doch echt!
    Lorenzo war noch nicht fertig. Er zog die goldene Nadel wieder aus seinem Hals hervor. Ein jeder konnte sehen, daß sie an der Spitze dunkler geworden war.
    Dann senkte Lorenzo die rechte Hand, ohne die Nadel dabei hinfallen zu lassen. Er suchte sich ein neues Ziel aus und fand es auch.
    Es war seine Brust!
    Und zwar die Stelle an der linken Seite, wo auch das Herz schlug.
    Wenn er seine Tat fortsetzen wollte, dann blieb ihm nichts anderes übrig, dann mußte er zustoßen.
    Das tat er auch!
    Diesmal blieben die Zuschauer nicht stumm. Spitze, sirenenhafte Schreie gellten durch das Theater, als sich der Maler auf der Bühne und umstrahlt vom hellen Licht der Scheinwerfer selbst das Leben nahm.
    So etwas konnte keiner überleben, das war unmöglich, denn Lorenzo hatte die Nadel tief in seine Brust hineingedrückt. Das Herz war berührt worden.
    Noch stand er. Er zog die Nadel nicht wieder hervor, bewegte sich ruckartig nach vorn, wobei es aussah, als wollte er sich vor dem Publikum

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