0616 - Duell der Vampire
drängte Morano. »Und Adressen.«
Carreto schwieg verbissen, was Moranos Verdacht weiter nährte, daß es bei dem Auto nicht mit rechten Dingen zuging.
»Nun gut, du willst es nicht anders«, sagte der Vampir. Er zwang auch den letzten Rest von Widerstand nieder und biß zu.
Sanft ging er dabei nicht mit Carreto um. Zum einen war der keine Frau, an der Morano auch anderweitig sein Vergnügen gefunden hätte, und zum anderen wollte er die Sache jetzt rasch hinter sich bringen. Er hörte schon die Verfolger. Ihm blieben nur noch ein paar Sekunden des Ungestörtseins.
Er trank rasch - und damit für das Opfer schmerzhaft. Er nahm gierig die Kraft in sich auf, die der Schlagader des Opfers entströmte. Und zugleich pflanzte er den Keim des Gehorsams in Carreto.
Es bedurfte nur weniger Augenblicke, bis der Mann sich in seiner Gewalt befand.
»Die Namen und Adressen«, drängte Morano wieder.
Diesmal nannte Carreto sie ihm.
Morano erhob sich und zog den Mann mit einem kräftigen Ruck ebenfalls wieder auf die Beine. Gleichzeitig spürte er eine eigenartige, fast euphorische Benommenheit, ohne sich erklären zu können, woher die kam.
»Wir sind die besten Freunde, nicht wahr?« sagte er laut. Dabei legte er den Arm um Carretos Schultern.
Carreto nickte. »Ein Mißverständnis«, rief er seinen herandrängenden Freunden zu. »Es war nur ein Mißverständnis. Der Mann ist ein Freund.«
»Das sah eben aber gar nicht freundlich aus«, rief jemand.
»Laßt ihn in Ruhe«, verlangte Carreto.
Er führte Morano in seine Hütte. Die anderen gaben noch keine Ruhe, blieben aber draußen.
»Du hast versucht, mich zu ermorden«, sagte Morano gelassen. »Das kann ich nicht einfach so hinnehmen. Du verstehst das sicher.«
Er trank noch einmal.
Dann tötete er Carreto.
So, daß er nicht als Untoter zurückkehren und das Heer der Blutsauger vergrößern würde. Daran war Morano nicht gelegen.
Der Vampir trat wieder ins Freie. Es war jetzt dunkel geworden. Er war stärker als vorhin. Er versuchte, den draußen wartenden Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Es war sehr schwierig, aber sie ließen ihn in Ruhe.
Er stieg wieder in den Rolls-Royce und fuhr davon.
Sie sahen ihm nach und wußten nicht, was geschehen war.
Erst später fanden sie den toten Carreto in seiner Hütte. Und da konnte sich keiner von ihnen mehr wirklich an das Aussehen des hoch gewachsenen, seltsam bleichen Mannes erinnern.
Es war auch nicht so, daß sie der Polizei von ihm hätten berichten wollen.
Sie hatten genug Gründe, der Polizei aus dem Weg zu gehen. Sie alle. Carreto war tot, und ein anderer würde an seine Stelle treten.
So wie ein anderer auch an die Stelle des Dealers Noguera trat.
Der Nachschub aus den Kreisen der Unterwelt war stets gesichert.
***
»Kriegst du die Flasche auf?« fragte Sue, die lautlos ins Zimmer getreten war. In einer Hand hielt sie die Weinflasche, in der anderen den Korkenzieher.
Carina stöhnte. Gryf richtete sich halb auf. Seine Hand strich über ihre Wange. Dann sah er Sue vorwurfsvoll an.
»Hast du schon mal was davon gehört, daß es gute und schlechte Zeiten gibt, um jemanden so etwas zu fragen?«
»Nein«, sagte Sue.
Carina rollte sich zur Seite und sprang auf. Sie trat nackt an die Verandatür und sah zum Himmel hinauf. »So dunkel«, sagte sie leise. »Es ist so dunkel geworden da draußen.«
Gryf konzentrierte sich auf die Weinflasche. Er wollte den Korken mit seiner Druiden-Magie lösten und Sue damit ein wenig verblüffen.
Aber dann war er selbst der Verblüffte.
Es funktionierte nicht.
Er probierte es noch einmal. Aber auch jetzt versagte seine Magie.
Das verstand er nicht. Er stand ebenfalls auf und nahm Sue Flasche und Öffner aus der Hand. »Emanzipierte Frauen schaffen so was auch ohne männliche Unterstützung«, bemerkte er launig und entkorkte die Flasche. Das winzige Loch im Korken fiel ihm nicht auf. »Trinken wir aus Gläsern, oder sind wir Flaschenkinder?«
»Prost«, sagte Sue einfach, schnappte die Flasche und nahm einen Schluck.
»Oha«, machte Gryf.
Er sah zu Carina. Sie war nach draußen gegangen, stand jetzt auf der Veranda. Durch die offene Tür kam das Rauschen der See herein. Bis zum Wasser waren es nur ein paar Meter.
Und es war auch nicht kalt. Ein nächtliches Bad, dachte Gryf. In schäumender Brandung.
Aber sie schäumte nicht. Die Wellen liefen ruhig auf den Sand.
Sue gab ihm die Flasche.
»Ganz so stillos wollen wir aber nicht sein«, sagte er und stellte sie
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