0616 - Duell der Vampire
zurück.
Er kannte das Gesicht des Toten. Er hatte es in der Zeitung gesehen.
Es war der Mann, der von dem angeblichen Vampir umgebracht worden sein sollte.
***
Sue stieß Gryf an. Er zuckte zusammen.
»He, was ist mit dir los?« Er lächelte verloren.
»Nichts«, sagte er. »Ich dachte nur, ich hätte gerade etwas Falsches gesagt.«
Was hatte Carina mit dem Vampiropfer zu tun? Woher kannte sie es? Es konnte keine Zufallsbekanntschaft sein. Dafür waren die Bilder zu eindringlich. Carina hatte etwas mit dem Mann zu tun. Was aber bedeutete dieses Chaos widersprüchlicher Gefühle?
»Mit dem Blödsinn, daß du einen Vampir jagst?« Sue lachte leise. »Da kannst du recht haben. So was ist völliger Blödsinn.«
»Nein«, sagte Carina. »Es ist kein Blödsinn. Es war ein Vampir.«
»Es gibt keine Vampire, Cari«, wandte Sue ein. »Begreif das doch einfach mal.«
»Es gibt auch ein paar andere Dinge nicht«, erwiderte Carina energisch. »Zum Beispiel, daß ein Auto mit leerem Tank noch anderthalb Meilen weit zur nächsten Tankstelle fahren kann, nicht wahr? Wie hast du das gemacht, Gryf?«
Sues Unterkiefer klappte ganz undamenhaft südpolwärts.
»He, wieso?« wehrte Gryf ab. »Ich hab' doch nur den Ersatzmotor im Kofferraum…«
»Komm, vergiß das«, sagte Carina. »Wir wissen doch alle drei, daß das ein großer Quatsch war! Wie hast du das gemacht, daß der Wagen trotz leerem Tank noch gefahren ist?«
Gryf verdrehte die Augen. »Ich verweigere die Aussage, Frau Staatsanwalt.«
»Es ist genauso unmöglich, wie von einem Vampir gebissen zu werden, nicht wahr?« fragte Carina leise und eindringlich. »Aber es gibt Vampire. Ich weiß es. Einer hat Stefano umgebracht.«
»Stefano?«
»Mein Bruder. Stefano Noguera. Dieser verdammte Mistkerl.«
Gryf stieg aus dem Wagen. »Ich glaube, das mußt du mir noch etwas näher erklären, damit ich es auch verstehe.«
Auch Carina kletterte ins Freie, und Sue, die sich auf die Rückbank gezwängt hatte, folgte ihr nach draußen.
»Da gibt es nichts zu erklären«, sagte Carina. »Stefano war mein Bruder, und jetzt ist er tot. Schön.«
Gryf runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht so ganz. Du findest es schön, daß dein Bruder tot ist?«
»Sind wir hier, um darüber zu diskutieren?« Carina wandte sich ab und schritt in Richtung Haus davon. Mit der Faust stieß sie die sofort nachgebende, offenbar nicht abgeschlossene Tür auf und verschwand aus Gryfs Blickfeld.
Sekundenlang überlegte er, ob er noch einmal telepathisch nach ihr tasten sollte, ließ es aber. Er fürchtete sich davor, etwas noch Erschreckenderes zu erkennen.
Sue legte Gryf die Hand auf die Schulter.
»Es gibt Leute, die treten in Fettnäpfchen«, sagte sie. »Und es gibt welche, die springen gleich mit beiden Füßen in den ganzen Eimer.«
»Was habe ich falsch gemacht?« fragte Gryf.
»Alles. Sie hat ihren Bruder gehaßt. Er war wirklich ein Mistkerl. Als sie zehn war, hat er sie vergewaltigt.«
»Netter Zeitgenosse«, bemerkte Gryf sarkastisch.
»Weil er selbst erst vierzehn war, hat ihn dafür niemand zur Verantwortung gezogen. Kannst du dir vorstellen, daß sie ihn nicht gerade beweint?«
Er nickte. »Was hat es mit dem Vampir auf sich?«
»Glaubst du etwa wirklich an diesen Mist?« fragte Sue kopfschüttelnd.
»Und wenn?«
Sue tippte sich an die Stirn. »Schätzungsweise werde ich dich dann für einen Engländer halten. Die haben doch alle ihr kettenrasselndes Schloßgespenst im Burgverlies. Oder einen Werwolf als Wachköter.«
»Du scheinst dich da ja ziemlich gut auszukennen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ist das ein Problem für dich?«
»Sehe ich danach aus?« fragte er zurück.
Sue grinste.
»Du siehst danach aus, als wolltest du jemanden pfählen - und als müsse das nicht unbedingt ein Vampir sein.«
Ihr kurzes Röckchen schien in den letzten Sekunden noch etwas kürzer geworden zu sein.
»Komm mit«, verlangte sie und zog ihn an der Hand mit sich ins Haus. »Es gibt doch viel interessantere Beschäftigungen, als sich über Vampire zu unterhalten…«
Für eine Weile mußte Gryf ihr da durchaus zustimmen…
***
Sarkana stellte erfreut fest, daß er seinen Köder erfolgreich ausgelegt hatte. Die Beute war im Begriff, anzubeißen.
Es kam jetzt darauf an, wie der Druide reagierte. Aber Sarkana kannte ihn lange genug, um sich seiner Sache sicher sein zu können.
Der alte Vampirdämon bleckte in zufriedenem Grinsen die Zähne.
»Ich liebe es, wenn ein Plan
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