0617 - Das Blut der Mumie
Blut der Mumie getränkt worden; es hat für die Weitergabe dieser alten Informationen gesorgt. Wir sollten die Verbindung nicht unterbrechen. Möglicherweise können wir die Lösung des gesamten Rätsels erfahren.«
»Was ist die Katze?« fragte ich.
»Wie meinst du das?«
»Ist sie ein Freund oder ein Feind?«
Suko hob die Schultern. »Ich habe sie hier im Haus nicht einmal gesehen. Du bekamst sie zu Gesicht.«
Ich räusperte mich. »Weißt du, Suko, eigentlich gehe ich davon aus, daß sie eher zu unseren Feinden zählt. Ich denke da an den Tod des V-Mannes Behal. Katzen haben ihn ermordet. Wahrscheinlich sind diese Tiere von der altägyptischen Katze zusammengerufen geworden, um den Mann zu töten. Ich traue ihr alles zu.«
»Das stimmt.« Suko deutete auf Ann Tobey. »Wir haben sie hier, wir haben die Katze gesehen, aber wir wissen nicht, wo sich Mumie und auch Ibrahim Sale befinden.«
»Die sind geflohen.«
»Damit rechne ich auch. Mich würde es noch viel mehr interessieren, welche Pläne dieser Mann verfolgt. Er wird ein immenses Wissen aus der Mumie heraussaugen, denn sie muß ihm gewisserma ßen dankbar sein, weil er sie erweckt hat. Sie, die Katze, und Ibrahim Sale, das könnte zu einer gefährlichen Konstellation führen.«
»Ja, da hast du recht.« Ich schaute wieder die regungslos dasitzende »Tote« an. »Stellt sich die Frage, ob sie mehr über gewisse Dinge weiß.«
»Da wird sie uns kaum etwas sagen wollen.«
»Es käme auf einen Versuch an.«
»Bitte.«
Ich wandte mich wieder an Ann Tobey und hatte mich direkt vor sie gestellt, damit ich in ihr Gesicht schauen konnte. Daran, daß sie mich zur Kenntnis nahm, glaubte ich nicht.
Diplomatisch wollte ich vorgehen, denn ich durfte sie auf keinen Fall erschrecken. »Du hast mir viel geholfen, Ann, du hast uns sehr viel gesagt, meine Liebe. Wir sind dir ungemein dankbar dafür, aber wir möchten noch etwas wissen, denn du stehst nicht allein. Die Mumie besitzt einen mächtigen Helfer, deinen Chef Ibrahim Sale. Er ist nicht da. Wohin hat er sich gewandt? Was sind seine Pläne? Kannst du uns darüber Auskunft geben?«
Ich hoffte, daß sie mich verstanden hatte. Um allerdings eine Antwort zu geben, mußte sie nachdenken.
Noch immer schimmerte ihr Gesicht hinter der Haut. Es war ein gespenstisch anmutendes Licht, das sich dort verteilt hatte. Wahrscheinlich eine Energie, die sie am Leben erhielt.
»Bitte…«
»Er ist gegangen.«
»Das wissen wir. Wohin ging er?«
»Ich weiß es nicht. Er hat mir nichts gesagt. Er ließ mich hier zurück. Ich bin für ihn eine Verräterin. Er hat mich töten wollen, er hat es als einen Versuch angesehen, aber ich bin nicht wirklich gestorben. Ich ging über, lebe woanders.«
»Besaß er die Nadeln?«
»Nein, es war die Mumie. Ihr gehören sie. Diese Nadeln sind etwas Kostbares. Sie öffnen den Geist. Gemeinsam mit dem Blut der Mumie geben sie mir das Wissen.«
Mir kam eine blitzartige Idee. »Nur dir, Ann?«
Suko hatte begriffen, was ich wollte. »John, mach keinen Fehler«, warnte er mich.
»Laß mich.«
Wieder bewegte sich ihr Mund. »Ich kann es dir nicht sagen. Ich spüre sein altes Blut in mir. Es kocht, es öffnet mir völlig andere Welten. Ich weiß Bescheid…«
»Ich will es auch wissen.«
Eine Nadel steckte dicht neben ihrem linken Mundwinkel. Es zuckte mir in den Fingern, und ich überlegte nicht mehr lange, sondern faßte sie vorsichtig an.
»John…«
»Bitte, Suko, nicht jetzt!« Ich stand unter einem ungeheuren Druck. Es war ein Risiko, was ich vorhatte. Vielleicht machte ich alles falsch, vielleicht auch nicht. Aber das war ich gewohnt bei meiner Arbeit. Ich mußte immer aufs Ganze gehen.
Mit einem Ruck zog ich die Nadel aus dem Gesicht hervor und bekam mit, wie sich die Haut genau an der Stelle wieder zusammenzog und der Lichtschein dahinter verschwand.
Ann tat nichts. Sie war nicht einmal zusammengeschreckt, als sie die Nadel verloren hatte.
Ich drehte mich zu meinem Freund um, die Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, wobei die Spitze in die Höhe wies. An ihr klebte noch das alte Blut der Mumie. Winzige, braunrote Flecken.
»Aus welch einem Material besteht sie?« fragte mich Suko.
»Keine Ahnung, sieht aus wie Stahl.«
»Kannten die Ägypter den damals schon?«
»Keine Ahnung.« Ich lächelte knapp und strich mit den Fingern über das Material. »Es fühlt sich warm an, als würde ein gewisses Leben in ihr stecken.«
Suko kam wieder auf das Thema, das ihn am
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