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0617 - Das Blut der Mumie

0617 - Das Blut der Mumie

Titel: 0617 - Das Blut der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückzuzerren. Von irgendwoher erreichten auch Schreie meine Ohren, dann aber war alles vorbei.
    Ich lag auf dem Boden, atmete heftig, spürte Tränenwasser in den Augen, und doch war ich nicht fertig oder erledigt. Ich fühlte mich wie nach einem langen, tiefen Schlaf, der mich wieder an die Oberfläche der Realität gespült hatte.
    Suko saß neben mir, während ich auf dem Rücken lag. Besorgt schaute er mich an. Zwischen seinen Fingern hielt er die lange Nadel, die einmal in meiner Wange gesteckt hatte. An ihrer Spitze klebte frisches Blut, mein Blut.
    »Ich glaube, John, diesmal hast du dich übernommen.«
    »Kann sein.« Ich ergriff Sukos Hand, der mich in die Höhe zog. Es war noch ein Sessel vorhanden, in dem ich meinen Platz fand, mich anlehnte und mir eine Erholungspause gönnte. Ich drehte den Kopf.
    Im anderen Sessel hockte noch immer die »Tote«. Auch jetzt hatte sie ihren Platz nicht verlassen.
    Suko legte die Nadel zur Seite. »Ich habe dich schreien gehört. Was ist geschehen?«
    »Eigentlich nichts.«
    »Erzähl doch keine Operetten.«
    »Es ist kaum etwas passiert. Nur die beiden Blutarten vertrugen sich nicht miteinander, und genau in diese Zwickmühle bin ich hineingeraten.« Ich überlegte und kramte in meiner Erinnerung.
    »Manchmal hatte ich den Eindruck, als wäre ich regelrecht weggetrieben worden, und zwar durch die Zeiten.«
    Suko schaute mir nur ins Gesicht.
    Ich betastete die kleine Wunde an meiner rechten Wange. Sie hatte sich längst wieder geschlossen. »Es war ein Treiben durch die Zeiten, die ich innerhalb von Sekunden erlebte. Ich sah Dinge, von denen andere nicht einmal träumen. Suko, du wirst mich möglicherweise für verrückt halten, aber mir kam es vor, als hätte ich tief in das alte Ägypten hineinblicken können.«
    »Das nehme ich dir sogar ab, John. Aber was hat es für uns denn effektiv gebracht?«
    »Nichts, wenn ich ehrlich sein soll. Schmerzen, die mich möglicherweise gerettet haben.«
    »Das mußt du mir erklären.«
    »Es war das Kreuz.«
    Mein Freund lächelte wissend. »Ich habe es gesehen, John. Nicht dein gesamtes Kreuz, sondern das Allsehende Auge strahlte plötzlich auf. Es hat dagegen gewirkt, es hat dafür gesorgt, daß du nicht so geworden bist wie Ann Tobey. Ihm müßtest du eigentlich dankbar sein, sonst hätte ich jetzt noch eine Zombieart hier sitzen.«
    »Bißchen mehr Respekt, wenn ich bitten darf.«
    Suko faßte zusammen. »Deine komische Nadel hat dir nichts gebracht, John. Wir stehen wieder am Anfang.«
    »Leider.« Ich stand auf. Das leichte Schwindelgefühl verging sehr rasch. Mein Blick blieb an Ann Tobey hängen. »Sie hat uns wahnsinnige Dinge berichtet, Suko, und ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß es alles ist.«
    »Was willst du noch über die alte Zeit wissen?«
    »Darüber nichts mehr. Mich interessiert die Gegenwart, die Mumie und Ibrahim Sale.«
    »Sie wird uns nichts sagen. Es kann sein, daß sich in ihrem Hirn eine Sperre festgesetzt hat oder festgesetzt wurde.«
    »Können wir sie durchbrechen?«
    »Wie denn?«
    »Das Allsehende Auge hat mir geholfen. Vielleicht ist es der Weg, Zeiten und Erinnerungen zu überbrücken.«
    Suko verengte die Augen. »Ich gebe dir in gewissen Punkten recht. Nur könnte es auch für Ann gefährlich werden. Eventuell kommt sie nicht so leicht davon wie du.«
    Ich hob die Schultern und schaute noch einmal auf die Nadel, an der mein und das Blut der Mumie klebten. »Irgendwie müssen wir zu einer Lösung kommen. Der Hinweis des Allsehenden Auges war gut. Davon lasse ich mich auch nicht abbringen.«
    »Es ist deine Entscheidung, John. Zudem können wir hier nicht noch länger herumstehen und nichts tun. Die Mumie und Sale sind wichtiger als Ann.«
    Da hatte er natürlich recht, obgleich ich Anns Leben nicht unnötig aufs Spiel setzen wollte, aber wir wußten nicht einmal genau, ob sie nun wirklich tot war oder noch Leben in ihr steckte. Herzschlag jedenfalls war keiner mehr zu spüren. Sie glich eher einer Scheintoten.
    Ich bückte mich, um einen Blick in ihre Augen werfen zu können.
    Klar schauten die Pupillen nicht. Über ihnen lag meiner Ansicht nach ein Schleier, zudem besaßen sie den Ausdruck, als würden sie in eine unermeßliche Ferne schauen, als wollten sie dort etwas entdecken, das einzig und allein für sie bestimmt war.
    Ich zog mir einen schmalen Stuhl heran und setzte mich vor sie.
    Unsere Blicke begegneten sich abermals. Ich hatte die Stirn gekraust, die Lippen zu einem

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