0617 - Der Kampf um die Positronik
und bei Takvorian. Das ist der komische Typ dort. Komm, ich mache dich mit ihm bekannt..."
Die drei so verschiedenartigen Lebewesen kümmerten sich nicht um Waringers Vorbereitungen, die dem morgigen Unternehmen galten. Sie zogen sich in einen der zahlreichen Wohnräume der Station zurück und beschafften ein drittes Lager für ihren neuen Freund, der sich über die Fürsorge sichtlich erfreut zeigte.
Da Gucky noch nie einen Kreehl gesehen hatte, lauschte er wie gebannt dessen Schilderung. Da er außerdem die gedanklichen Erinnerungsbilder aufnehmen und im Gehirn „sehen" konnte, war die Heimatwelt der Kreehl ihm bald so vertraut, als sei er selbst dort gewesen.
„Da lebe ich schon so lange", meinte er, als der Kreehl eine Pause machte, „und ich habe immer nach verlorenen Paradiesen gesucht, und nun hast du mir das schönste geschildert, das es in unserer Galaxis gibt. Ich verstehe nicht, warum ich nie davon gehört habe."
„Das ist einfach", sagte Kreehl selbstbewußt. „Als die Terraner uns entdeckten, waren wir schwach und hilflos, und eigentlich sind wir das auch noch heute. Immerhin schlossen wir einen Bund mit der terranischen Kolonialverwaltung und erhielten die Garantie, selbständig zu bleiben. Das ist schon lange her, aber ich erinnere mich noch an die derzeitigen Verhandlungen. Immer wieder kommen Terraner zu uns, leben bei uns und verlassen uns dann wieder. Manchmal wird jemand von einem Kreehl begleitet, natürlich freiwillig. Von vielen hören wir, einige kehren sogar zurück, andere wiederum bleiben für immer verschwunden, aber wir wissen, daß es ihnen gutgeht. Wir sind die Freunde aller vernünftigen Lebewesen."
Takvorian meinte nachdenklich: „Vielleicht ist es so zu erklären, Gucky, daß die Welt der Kreehl einfach zu unwichtig ist, um jemals offiziell erwähnt worden zu sein. Vielleicht kennt nicht einmal Rhodan sie. Er kann sich nicht um alles kümmern."
„Die Kolonialverwaltung ist eine selbständige Abteilung der Administration. Ihre Berichte befassen sich nur mit wichtigen Dingen. Wenn die Welt der Kreehl unwichtig ist... ja, du könntest recht haben." Gucky klopfte Kreehl gutmütig auf die Schulter.
„Sei froh, daß ihr unwichtig seid. Nur wer unwichtig ist, kann auf die Dauer in Frieden leben und bleibt unbehelligt. Wer aber seine eigene Wichtigkeit überschätzt und entsprechend handelt, dem kann es übel ergehen. Trotzdem... habt ihr keine Furcht, daß euer Friede eines Tages gestört werden könnte? Es gibt noch andere Intelligenzen als die Terraner, und manche von ihnen sind alles andere als rücksichtsvoll. Wenn sie deine Welt entdecken, könnten sie auf den Gedanken kommen, sie für sich haben zu wollen."
Kreehl lächelte, und es sah merkwürdig aus, wenn er lächelte.
„Vielleicht geschieht das wirklich eines Tages, Gucky, und ich hoffe nicht, daß es die Terraner sein werden. Das würde uns allen schrecklich leid tun."
„Und warum?"
Normalerweise hätte Gucky bereits in diesem Moment die Antwort gewußt, aber er bemerkte plötzlich, daß er die Gedanken Kreehls nicht mehr empfangen konnte. Der Insektenabkömmling war in der Lage, einen Block aufzubauen, der seine Gedanken abschirmte.
„Sie müßten sterben", sagte Kreehl so sanft wie möglich.
„Ihr habt keine Waffen, keine Raumschiffe, keine Flotte und keine Armee! Wie wolltet ihr kämpfen, wenn ihr von einer technisch hochstehenden Zivilisation angegriffen werdet?"
Abermals lächelte Kreehl, und es sah ein wenig nachsichtig aus.
„Waffen, Flotten, Armeen...! Was ist das schon gegen den bloßen Willen, in Frieden leben zu wollen? Der Wille ist stärker als alle Waffen des Universums."
Gucky schüttelte zweifelnd den Kopf.
„Ich denke genau wie du, aber ich habe zuviel praktische Beispiele für das Gegenteil erlebt, Kreehl. Nur wer stark ist, kann sich seiner Angreifer erwehren."
„Richtig, und wir sind stark ohne Waffen."
Innerlich stimmte ihm Gucky zu, aber er begriff einfach nicht, wie der Glaube an den Frieden allein einer Welt bisher diesen Frieden auch tatsächlich erhalten hatte. Aber die Antwort fand er vielleicht nur auf dem namenlosen Planeten der Kreehl, sonst nirgends.
„Ich bin froh, dich getroffen zu haben, Kreehl."
„Ich bin auch froh, denn wir sind verwandt in unserem Denken, Gucky."
Takvorian hatte längst gegessen und lag in der äußersten Ecke des Raumes. Er lauschte dem Gespräch, mischte sich aber nicht ein. Auch in ihm keimte der heimliche Wunsch, den Paradiesplaneten
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