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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diese Weide getrieben haben, in diese Jagdgründe, damit sie sich hier austoben können.« Dabei wies sie mit ausgestrecktem Arm in die Runde.
    »Nette Haustiere…« Zamorra schüttelte sich. Er trat von dem stinkenden Kadaver zurück, der sich mehr und mehr skelettierte. Faulige, breiige Masse löste sich von den Knochen und trocknete dampfend aus, zerbröselte zu Staub.
    »Was auch immer sie sind«, sagte Zamorra. »Wir dürfen nicht zulassen, daß sie Menschen jagen und terrorisieren. Wir müssen etwas tun, um sie von hier zu verjagen oder sie, falls das nichts hilft, auszulöschen.«
    »Na, da hast du dir ja eine prachtvoll unkomplizierte Aufgabe gestellt. Ist ja auch so einfach, die Biester zu finden und ihr Nest auszuräuchern, nicht wahr? Für Menschen wie uns überhaupt kein Problem. Wir sind ja zu zweit und damit in erdrückender Übermacht, und die anderen sind nur viele… Verflixt, Chef, wie stellst du es dir überhaupt vor, sie zu finden? Wir wissen ja nicht mal, ob wir wieder in unsere eigene Welt zurück können!«
    »Wir brauchen nur den Weg, den wir genommen haben, rückwärts zu benutzen.«
    »Ja… dein Wort in Merlins Hörgerät! Schau mal, da steht das große Schild ›Hier geht's zum Weltentor‹!«
    »Blödsinn«, brummte Zamorra und deutete auf seine Stirn. »Da steht das große Schild ›Bitte den Spuren folgen‹.«
    »Welchen Spuren?«
    »Unseren. Hier liegt überall feiner Staub auf dem harten Boden. Wir haben ihn bei unseren Bewegungen aufgewirbelt und Eindrücke hinterlassen. Wenn wir dorthin gehen, wo unsere ersten Spuren aufgetaucht sind, haben wir das Weltentor, Zeittor oder was auch immer gefunden. Wir markieren es, so daß wir es auch nach Tagen noch wiederfinden, wenn der Wind längst alles wieder verweht hat, und kümmern uns dann erst mal um die Flugbestien. Schließlich können wir die Menschen, die hier leben, nicht im Stich lassen.«
    »Klingt logisch«, sagte Nicole. »Aber ich habe da noch ein paar Bedenken. Wir sehen hier nur zwei Menschen. Von weiteren haben wir bisher nur gehört. Und bei diesen beiden, die in uns unbedingt Götter sehen wollen, stimmt etwas nicht. Steinzeitliche Waffen und Goldschmuck, das paßt nicht zusammen.«
    »Ist mir längst aufgefallen«, gestand Zamorra. »Das ist noch ein Grund mehr, uns hier umzusehen.«
    »Vielleicht ist es eine Falle«, gab Nicole zu bedenken. »Eine Falle, die eigens für uns zugeschnitten wurde. Das würde auch die vampirische Aktion gegen Gryf in einem anderen, größeren Licht erscheinen lassen. Für ihn waren zwei schöne Mädchen der Köder, für uns diese rätselhafte Welt.«
    »Mit dem Unterschied, daß Gryf sich gezielt in diese Falle hinein begab, wir aber von einer fremden Kraft bewegt worden sind. Wir brauchen nicht nach einem Köder zu schnappen, da wir uns bereits im Netz befinden, wenn deine Vermutung stimmt.«
    »Nicht unbedingt. Der Köder könnte verhindern sollen, daß wir uns sofort auf den Rückweg machen. Vielleicht wird uns die Rückkehr um so schwerer oder unmöglich, je länger wir uns hier aufhalten. Ich denke, wir sollten erst mal versuchen, von hier zu verschwinden. Wenn uns das gelingt, können wir immer noch besser gerüstet zurückkehren und unter den Flugdämonen aufräumen.«
    Zamorra sah zu Yla und Retor, die sich in respektvollem Abstand gehalten hatten; sie trauten sich nicht an die toten Bestien heran. Gerade so, als fürchteten sie, diese könnten trotz ihrer fortschreitenden Verwesung sich doch noch einmal erheben und zuschnappen.
    Der Gedanke, die beiden hier zurückzulassen, gefiel ihm nicht. Auch, wenn es nur für eine kurze Zeitspanne sein sollte. Dennoch kam es ihm wie Verrat vor. Allerdings konnte er sich Nicoles Argumenten und ihrem Vorschlag nicht entziehen. Vielleicht hatte sie ja recht.
    »Gut, probieren wir es. Folgen wir unseren Spuren.«
    Aber an der Stelle, an der sie in diese Welt gekommen waren, befand sich kein feststellbarer Durchgang in eine andere Welt oder eine andere Zeit. Merlins Stern zeigte nichts dergleichen an.
    Zamorra wandte die Zeitschau an, um mit Hilfe des Amuletts einen Blick in die Vergangenheit zu tun. Da sie sich noch nicht lange in dieser Umgebung befanden, konnte das ja kein Problem sein.
    Er aktivierte die entsprechende Funktion des Amuletts und versetzte sich in Halbtrance. Das Pentagramm im Zentrum der Silberscheibe veränderte sich und wurde zu einer Art Miniaturbildschirm, der Zamorras nähere Umgebung zeigte wie in einem rückwärts laufenden

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