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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Klinge von unten nach oben in den Leib rammen.
    Ich wich aus.
    Wie ein heller Strahl fuhr die Klinge an mir vorbei und schabte über die Wand, wo sie einen langen Streifen in die helle Tapete riß.
    Aus dem Mund des Mondschein-Mörders drang kein Wort, als er sich drehte und mich abermals angriff.
    Diesmal parierte ich den Hieb. Meine Handkante erwischte ihn am Arm, und ich hatte das Gefühl gegen Eisen geschlagen zu haben, dermaßen hart war der Widerstand unter dem Ärmel.
    Ich trat ihn in den Bauch.
    Der Mörder kippte zurück, fiel über den Glastisch zwischen den beiden Frauen, doch der Tisch hielt und brach nicht zusammen.
    Die Zeit der Ablenkung reichte mir, um meine Beretta zu ziehen.
    Als Schatten hatte ihm die Silberkugel nichts anhaben können, bei einer normalen Gestalt würde das anders aussehen.
    Das wußte auch Eliza Farland. Sie hatte zugeschaut, in ihrem Gesicht zuckte es, und sie entschied innerhalb einer winzigen Zeitspanne. »Nein, so nicht!«
    Meine Waffe zielte bereits auf ihn, als mir die junge Frau in den Weg sprang. Hätte ich jetzt abgedrückt, wäre sie getroffen worden.
    Gerade noch zog ich den Finger zurück.
    »Verschwinden Sie!«
    Eliza tat das Gegenteil. Sie griff mich an, während ich Imelda Miller schreien hörte.
    Auf sie war mir die Sicht genommen.
    So konnte ich nur hoffen, daß sie verschwinden würde.
    Eliza klammerte sich fest. Sie hing an meinem rechten Arm wie ein Reckturner an der Stange. Ihre Augen hatten die doppelte Größe bekommen, das Gesicht war verzerrt, es zeigte einen sehr bösen Ausdruck, und sie spie mir ins Gesicht. Ihre Fingernägel kratzten über meine Hand.
    Ich stieß sie weg.
    Noch hielt sie fest, ich machte die Bewegung mit, dann holte ich aus und hämmerte ihr die flache Hand gegen die Wange. Ihr Kopf flog zur Seite. Die getroffene Stelle rötete sich schnell. Ihre grünblauen Augen schienen Blitze zu versprühen, und einen zweiten Treffer wollte sie nicht hinnehmen, denn sie ließ mich freiwillig los.
    Mein Handgelenk brannte. Die spitzen Nägel hatten kleine, gerötete Mulden hinterlassen, aber ich hatte meine Beretta nicht aus der Hand fallen lassen.
    Wo steckte der Killer?
    Ich sah ihn nicht, nur Imelda Miller. Sie hockte neben dem Fenster auf dem Boden und stierte mich an. Aus einer kleinen Wunde an der Stirn rann Blut.
    »Alles okay?« fragte ich.
    »Ja – im Bad!«
    Die Antwort reichte mir. Es war klar, daß sich der Killer noch in der Wohnung aufhielt. Er mußte seine Aufgabe beenden und einen zweiten Anlauf versuchen.
    Ich lief durch das Schlafzimmer und sah die Tür zum Bad offen.
    Dabei beging ich nicht den Fehler, den Raum sofort zu betreten, ich schob mich behutsam über die Schwelle und schaute in die verschiedenen Richtungen.
    Er hielt sich der großen Wanne gegenüber auf, wo auch die Spiegel an der Wand hingen. Ein guter Platz für ihn, denn er bewies mir plötzlich seine Macht.
    Innerhalb einer winzigen Zeitspanne löste er sich vor meinen Augen auf. Ich kam zu keinem Schuß. Aus dem kompakten Körper war ein grauer Schatten geworden. Für mich nicht mehr greifbar. Auch eine Kugel hätte da nicht geholfen.
    Eliza Farland erschien an der Tür. Ich schaute kurz hin, ihr plötzliches Lachen lenkte mich ab. Die Chance nutzte der Mondschein-Mörder. Lautlos bewegte sich der Schatten vor. Er löste sich vom Boden und beugte sich einem der Spiegel entgegen.
    Die Fläche besaß auf ihn eine Sogwirkung. Sie schimmerte plötzlich in einem leicht grünlichen Schein, als hätte das Land dahinter ein Zeichen gegeben.
    Dann tauchte er ein!
    Der Schatten war lang, gleichzeitig zog er sich zusammen und nahm die Enge eines Armes an.
    Ich hatte das Nachsehen und hörte noch immer die Freude der Eliza Farland.
    Den Triumph wollte ich weder ihr noch dem Mondschein-Mörder gönnen. Wenn das Tor zu Aibon schon einmal offenstand, weshalb sollte ich es nicht auch nutzen, denn breit genug war der Spiegel.
    Mein erster Besuch in Aibon wäre es auch nicht gewesen.
    Ich sprang auf den Spiegel zu.
    »Bist du wahnsinnig?« keuchte Eliza von der Tür her.
    Schon spürte ich die Magie. Auch auf mich reagierte sie wie ein Sog. Wie von selbst lösten sich meine Beine von den hellen Fliesen, als sich der Spiegel regelrecht öffnete.
    Ich hatte den Eindruck, ein Vogel zu sein, der fliegen konnte.
    Vornübergebeugt tauchte ich in die Fläche ein, aber ich merkte, daß ich nicht allein war.
    Hinter mir bewegte sich ebenfalls eine Person, deren warmer Atem meinen Nacken

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