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0619 - Das Para-Mädchen

0619 - Das Para-Mädchen

Titel: 0619 - Das Para-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Flügeln; um ein Haar hätte er dabei ein Ölgemälde von der Wand gestreift.
    »In Ordnung«, sagte Zamorra. »Ich danke dir für die Warnung, kleiner Freund. Willst du dich weiter um unseren Gast kümmern?«
    Fooly reckte sich; wenn Zamorra ihn ›Freund‹ nannte, machte ihn das stets besonders stolz. Es war eine ganz besondere Ehre.
    »Kümmern? Ich? Ich darf sie also doch behalten?«
    Zamorra schnipste ihm den Finger vor die Nüstern.
    »Bei dir fällt der Groschen doch sonst auch schneller als jetzt«, sagte er. »Du weißt genau, was ich meine.«
    »Ich werde aufpassen!« versprach der Drache stolz. »Du kannst dich auf mich verlassen!«
    Und das konnte man - trotz des Chaos, das Fooly um sich herum zu verbreiten pflegte - tatsächlich!
    ***
    Vorsichtshalber betrat Aufpasser Fooly das Kaminzimmer dann aber zunächst doch nicht. Er wußte nur zu genau, wie er auf unvorbereitete Menschen wirkte; Zamorra hätte es ihm nicht eigens sagen müssen.
    Zamorra hatte Merlins Stern mitgebracht, die handtellergroße Silberscheibe mit den magischen Kräften. Das kunstvoll verzierte Amulett reagierte nicht auf das Mädchen; ein weiterer Hinweis darauf, daß die Blonde keine Gefahr darstellte. Aber sie wäre tatsächlich nicht durch die Abschirmung gelangt, wenn sie Schwarze Magie in sich getragen oder schwarzmagisch manipuliert gewesen wäre. Die M-Abwehr, die Château Montagne wie eine unsichtbare Schutzglocke umhüllte, ließ das nicht zu. Schwarzmagier, Dämonen, Teufel und auch Beeinflußte wurden zurückgeschleudert. Die Sperre wurde erzeugt durch eine Folge von magischen Zeichen und Symbolen, die rings um das Château angebracht worden waren. Hin und wieder ließ ihre Kraft nach, wenn Witterungseinflüsse ihnen zusetzten; dann mußten sie erneuert und nachgezeichnet werden.
    Aber wenn Fooly sie vorher kontrolliert und für in Ordnung befunden hatte, war das weißmagische Kraftfeld dicht.
    Immerhin gaben seine Bemerkungen Zamorra zu denken. Konnte es sein, daß das Mädchen dem Drachen tatsächlich Kraft entzogen hatte? War sie dann nicht so etwas wie ein Magie-Vampir?
    Er zuckte mit den Schultern.
    Seine Menschenkenntnis sagte ihm, daß die Blonde ungefährlich war. Bisher hatte er sich auf seine Gefühle, seine Intuition, noch immer verlassen können. Andererseits warnte Fooly nicht nur so zum Spaß.
    »Hallo, Mädels«, sagte er. »Habt ihr von dem Glühwein auch noch was für mich übrig? Himmel, ist das kalt da draußen! Wir sollten wirklich nach Rio fliegen.«
    Ihm war tatsächlich kalt. Er hatte, als er draußen war, ja auch nur Hemd und Hose getragen.
    Nicole grinste ihn an. »Wer nicht kommt zur rechten Zeit… aber wenn du schon bestellst, kannst du für uns noch 'ne zweite Lage ordern…«
    Die Blonde sah etwas verunsichert von einem zum anderen. »Ich weiß nicht…«
    Aber Zamorra war schon am Visofon. Die Bildsprechanlage, die zugleich Terminal für Computerzugriff und Telefon war, verband alle be-, wohnten und genutzten Räume des Châteaus miteinander. Zamorra drückte auf eine Taste. »Raffael? Bitte noch viermal Glühwein. Zwei für die Damen, zwei für mich - ich habe Nachholbedarf.«
    »Kommt sofort«, versicherte der alte Diener, der gewissermaßen zum ›lebenden Inventar‹ gehörte und nicht fortzudenken war. Längst jenseits der Pensionierungsgrenze, hatte er sich immer gegen den Ruhestand gesträubt, und Zamorra wollte den alten Mann nicht umbringen, indem er ihn seiner Lebensaufgabe beraubte. Zuverlässig war Raffael immerhin noch, trotz seines hohen Alters. Aber William, Lady Patricias Butler, ging ihm längst unauffällig zur Hand. Raffael merkte das zwar, ging allerdings stillschweigend darüber hinweg. Vielleicht war er über die Unterstützung sogar froh.
    Zamorra ließ sich in einen freien Sessel fallen. Er musterte die Blonde.
    Die betrachtete auch ihn. Die Silberscheibe, die er nach wie vor an der Halskette vor dem jetzt weit offenen Hemd trug, fiel ihr auf. Zamorra sah, wie sie kaum merklich zusammenzuckte.
    »Wissen Sie, was das hier ist?« fragte er.
    »Nein«, erwiderte sie leise. »Darf ich es einmal anfassen?«
    »Sicher«, sagte Zamorra.
    Im gleichen Moment befand es sich nicht mehr an seiner Halskette, sondern in ihrer Hand!
    Diesmal zuckte sie nicht zusammen, während Zamorra und auch Nicole überrascht aufsprangen.
    »Wie hast du das gemacht?« stieß Nicole hervor.
    »Ich?« fragte die Blonde. »Was soll ich gemacht haben?«
    Ihre Hände verfärbten sich. Wurden

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