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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Caroff
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Montanelli. „Er ist doch verliebt in Sie! Wenn wir erst einmal alle tot sind, wird er Sie zwingen, ihm weiterhin zu Willen zu sein und hier zu leben. Und mit einem Wahnsinnigen zusammenzuleben – das muß wohl die Hölle sein.“
    Er blickte schnell von Cramer zu Mitsubishi, um ihre Reaktion festzustellen, aber er bemerkte keine. Wer immer auch Saturn war, er hatte eine großartige Selbstbeherrschung.
    „Nette Aussichten, Doktor“, sagte Elisabeth. „Zum Glück bleibt mir immer noch das Fenster vom Laboratorium.“
    „Anstatt uns das Ärgste auszumalen, täten wir besser daran, einen guten Verteidigungsplan aufzustellen“, sagte Mitsubishi. „Sehen Sie, ich bin zum Beispiel der Ansicht, daß Saturn uns am Leben ließ, weil wir uns nicht verteidigen konnten.“
    „Was ihn aber nicht davon abgehalten hat, Piwnjew zu ermorden“, meinte Montanelli skeptisch.
    „Das stimmt, aber vorher, und von seinem Gesichtspunkt aus, hat er uns eine Lektion verpaßt, indem er Schlafmittel in den Wein getan hat, trotz unseres Mißtrauens. Daher mußte zumindest einer von uns für uns alle bestraft werden. Zufällig war es Piwnjew.“
    „Dann wollen Sie damit also sagen“, warf Cramer ein. „daß Saturn an uns seine Intelligenz testen will?“
    Der Japaner zögerte. „So könnte man es sagen.“
    „Also müssen wir uns verteidigen“, sagte Cramer entschlossen. „Und die beste Verteidigung ist der Angriff.“
    „Ihr Amerikaner“, sagte Montanelli spöttisch. „glaubt immer, es genügt, mit gesenktem Kopf in einen Gegner hineinzurennen, dann hat er schon verloren! Ihr kommt gar nicht auf die Idee zu fragen, weshalb der Gegner so und nicht anders handelt.“
    Cramer zog wütend die Lippen zurück. „Sagen Sie, Montanelli, Sie haben doch nicht etwa vor, über mich mein Land zu beleidigen?“
    „Und warum nicht?“ Montanelli erhob die Stimme. „Denken Sie nur an all die Dummheiten, die Ihre Politiker in den letzten Jahren ausgeknobelt haben!“
    „Mein Lieber, eine wahrhaft große Nation kann sich nicht damit zufriedengeben, Tenöre und Radrennfahrer hervorzubringen! Wenn man bei euch von den Spaghettis absieht, was …“
    „Wie bitte? Und unsere Maler? Unsere Musiker, Bildhauer, Schriftsteller? Was ist mit denen?“
    Elisabeth legte die Hände an die Ohren. „Nein, nein! Bitte nicht! Hören Sie auf! Doch nicht jetzt!“
    Cramer und Montanelli schwiegen beschämt.
    Mitsubishi sah von einem zum anderen. „Wenn nicht einer von Ihnen eine göttliche Komödie spielt, kann ich mir nicht vorstellen, daß Saturn tatsächlich unter uns ist. Nie würde ein Roboter – auch nicht einer wie Saturn – so erbittert ein Land verteidigen, das nicht einmal sein eigenes ist!“
    Elisabeth sah ihn einen Augenblick lang an. „Was Sie eben sagten, Professor, war sehr mutig. Denn dann bleiben Sie der einzig mögliche Verdächtige.“
    Mitsubishi lächelte. Hinter seinen dicken Gläsern sahen seine Augen aus, als wären sie aus Granit. „Wenn Sie mich für Saturn halten, binden Sie mich an einem Stuhl fest, dann werden wir ja sehen, wie es weitergeht.“
    Niemand hatte Zeit zu einer Antwort, denn in diesem Moment ging die Eingangstür auf.
     

     

Auf der Schwelle stand Gustav Jensen, schneebedeckt und verlegen grinsend.
    Er trat ein, warf die Tür hinter sich ins Schloß und sagte:
    „Sie sehen mich an, als wäre ich von den Toten auferstanden. Gut, ich muß sagen, ich fühle mich auch so, denn ich konnte mich nur wie durch ein Wunder vor der Lawine retten, die Martha mitgerissen hat.“
    Er ging zum nächsten Fauteuil und nahm Platz. Er trug immer noch die Schneeschuhe, aber er hatte weder die Taschenlampe noch den Bergstock dabei.
    Cramer sah auf seine Uhr. „Nun, wir hörten die Lawine vor etwa drei Stunden. Nach so langer Zeit konnten wir das Schlimmste annehmen.“
    Jensen machte eine gleichgültige Handbewegung. „Ich dachte, ich käme nie zurück. Ich stand in einer Felsnische, als die Lawine vorbeikam. Das hat mir vermutlich das Leben gerettet. Von da konnte ich auch sehen, wie Martha davongetragen wurde. Als es wieder ruhig war, sah ich, daß zwischen mir und dem Haus Tonnen von Schnee, Geröll und ausgerissenen Bäumen lagen. Die Taschenlampe hatte ich längst verloren, und die Nacht war stockdunkel. Ich frage mich jetzt noch, wie ich den Weg zurückgefunden habe.“
    Er strich müde über seine Stirn und wandte sich an Elisabeth.
    „Geben Sie mir etwas zu essen, Mademoiselle Sourbier, ich bitte Sie. Ich sterbe

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