062 - Das Moerderspiel
besten, Sie würden uns dieses Kleid zeigen.“
Elisabeth bewegte sich nicht.
Sie sah zur Seite und sagte: „Es ist tatsächlich Blut an meinem Kleid, aber nicht das Piwnjews. Es ist von meiner Periode …“
Montanelli hob die Hand. „Entschuldigen Sie, Mademoiselle, daß wir so gedankenlos waren …“
Cramer zündete sich eine Zigarette an und deutete mit dem Daumen auf Piwnjew. „In unserem Beruf sieht man eine Menge Leichen, aber ich muß zugeben, daß mir diese hier kalte Schauer über den Rücken jagt. Wer hilft mir ihn hinauftragen?“
Mitsubishi erhob sich. „Ich.“
„Gut“, sagte Montanelli. „In der Zwischenzeit werden Mademoiselle und ich das viele Blut hier aufwaschen.“
Cramer und der Japaner hoben Piwnjews Leiche hoch und trugen ihn über die Treppe hinauf.
Während Elisabeth und Montanelli das Blut aufwischten, sagte der Italiener leise: „Sie haben doch nicht wirklich Ihre Periode, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, Sie verbergen uns etwas. Wenn es etwas sehr Schlimmes ist, sagen Sie mir nichts, wenn Sie nicht wollen. Irre ich mich?“
„Nein, Sie irren sich nicht, Doktor.“
„Aha. Sehen Sie, Papa Montanelli ist nicht ganz so dumm wie er aussieht. Denn Sie saßen doch im Fauteuil, und da hätte es auch dort eine Spur gegeben. Nun, was ist geschehen, Kleines?“
Sie erzählte ihm alles, ohne die Details.
„Haben Sie eine Idee, wer es gewesen sein könnte?“
Sie dachte an Mitsubishis zerkratzten Daumen, schüttelte dann aber den Kopf.
„Schade. Es wäre unsere einzige Chance gewesen, Saturn zu entlarven! Sind Sie nicht auf die Idee gekommen, die Nadel Ihrer Brosche zu verwenden?“
„Wie bitte?“
„Während der Mann Sie festhielt, hätten Sie ihm die Nadel in den Halswirbel stoßen können!“
„Aber … das hätte ihn getötet!“
„Mein Gott! Verstehen Sie denn nicht, daß wir keine andere Wahl haben? Wir müssen Saturn töten, sonst tötet er uns! Das nächste Mal müssen Sie Ihre Nadel verwenden!“
„Vielen Dank für den Rat, aber ich hoffe, es gibt kein nächstes Mal!“
„Sie sagten doch, daß es völlig dunkel war, als es passierte. Wenn der Mann sich aber im Dunkeln so sicher bewegt, dann müßte er meiner Meinung nach nachtsichtig sein. Was halten Sie davon?“
Sie hob die Schultern. „Unwahrscheinlich. Nachtsichtige sind normalerweise tagblind, zumindest sehr schwachsichtig. Das trifft auf keinen von uns zu.“
Montanelli wischte hastig mit seinem Tuch über die Blutpfützen am Boden. „Finden Sie, daß Mitsubishi besonders scharfe Augen hat? Er trägt eine Brille, und ich erinnere Sie an die Tatsache, daß er den Rest des Tages im Bett verbracht hat.“
Elisabeth dachte nach. Nach einer Weile trafen sich ihre Blicke.
In diesem Moment kam Cramers Stimme vom oberen Ende der Treppe.
„Als Vorsichtsmaßnahme haben wir alle Zimmer durchsucht“, sagte er.
„Und?“ fragte Montanelli.
„Und wir haben festgestellt, daß Mademoiselle Sourbiers Kleid in Fetzen ist!“
„Und die Unterwäsche auch“, setzte Montanelli hinzu.
Elisabeth drehte sich langsam um.
„Sie haben kein Recht, meine Sachen zu durchstöbern“, sagte sie.
„Weshalb haben Sie gelogen?“ fragte Cramer kühl. „Sie sagten, Ihr Kleid wäre schmutzig, und wir haben festgestellt, daß es buchstäblich entzweigerissen ist. Was verschweigen Sie uns?“
Elisabeth vergrub ihr Gesicht in den Händen.
„Während wir schliefen“, sagte Montanelli. „hat derjenige, der Piwnjew ermordete, auch Mademoiselle Sourbier vergewaltigt. Aus Scham hat sie versucht, uns das zu verschweigen. Verständlich.“
Elisabeth ging zu einem Fauteuil und setzte sich.
„Warum haben Sie nicht geschrien?“ fragte Cramer.
„Sie hatte zwar weniger Schlafmittel als wir in sich, aber ihre völlige Gedankenklarheit war ihr wohl abhanden gekommen“, meinte Montanelli. „Außerdem hätten wir sie nicht gehört.“
„Wenn ich Saturn zwischen die Finger bekomme, was ich hoffe, bekommt er eine Behandlung, an die er sich lange erinnern wird!“
„Ach, Sie wollen ihn wie einen unfolgsamen Jungen bestrafen, Cramer? Daß ich nicht lache. Sie müssen ihn umbringen! Töten, verstehen Sie? Oder er tötet Sie!“
Mitsubishi kam die Treppe herab. „Dazu müssen wir zuerst einmal feststellen, wer von uns Saturn ist“, sagte er müde.
„Ich frage mich, weshalb er mich nicht gleich erwürgt hat, wenn er schon die Gelegenheit dazu hatte“, sagte Elisabeth.
„Er wird Sie niemals töten!“ rief
Weitere Kostenlose Bücher