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0620 - Die Götzenhöhle

0620 - Die Götzenhöhle

Titel: 0620 - Die Götzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spüren zu können. Es gibt die Geister, die Seelen der Toten, die Ströme von Energie, die sich mit der Natur vereinigen. Das alles ist bekannt, das weiß ich. Und jetzt hat es sich verstärkt. Ein Beweis dafür, daß wir mit unserer Vermutung genau richtig liegen.«
    »Wie siehst du die Energie? Positiv oder negativ?«
    »Neutral.«
    »Keine Gefahr?«
    Er wischte über seine von Sonnenstrahlen und Wind gezeichnete Gesichtshaut. »Zu einer Gefahr können sie nur werden, wenn jemand da ist, der die Energie lenkt.«
    »Boris Belzik!«
    Utak hörte den Namen nicht zum erstenmal. Wir hatten ihn über Belzik aufgeklärt, bisher allerdings hatte er sich noch zu keinem Kommentar hinreißen lassen, was Belzik betraf. Er gehörte zu den Menschen, die sich ein eigenes Urteil bilden wollten.
    Wir packten die wenigen Sachen wieder in den Jeep und stiegen selbst ein. Schweigend ließ Utak den Motor an. Er redete wenig, war wie das Land, karg und kantig, aber verläßlich.
    An die Schaukelei hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, auch wenn mir mein Hinterteil weh tat, denn ich kam mir manchmal vor wie jemand, der zuerst in seinem Leben auf einem Pferd hockt und die Stöße nicht ausgleichen kann. Straßen gab es natürlich keine. Wenn überhaupt, dann waren es Pisten, sehr hart gefroren, auch teilweise mit verwehtem Schnee bedeckt, der auf uns wie eine bleiche Totendecke wirkte.
    In der Ferne standen die Eisriesen, gewaltige Massive mit Schnee auf kantigen Gipfeln und einer fast vegetationslosen weiten Steppe davor, die so typisch für dieses Hochland war.
    Durch seine politische Isolation war die Mongolei auch noch nicht als Reiseland für Touristen entdeckt worden. Hierhin verirrte sich kaum ein Fremder. In dieser Landschaft konnte man sich noch ein ganzes Leben über verstecken.
    Wir gewannen noch mehr an Höhe und krochen einer Ebene entgegen, auf der wir schneller vorankamen. Die Luft war dünn geworden, aber das Ende der Ebene zeichnete sich bereits ab, und auch die Sonne war wieder tiefer gesunken. In den Tälern mußten bereits die Schatten liegen, nur die Berge glänzten, als hätten sie sich für einen besonderen Festtag geschmückt.
    Allmählich verlor sich die Weite. Die Ebene wuchs zusammen, und gleichzeitig schienen die mächtigen Berge zu wandern, denn sie kamen von zwei Seiten auf uns zu.
    Die Schatten der Dämmerung erreichten auch uns. An der rechten Seite senkte sich das Gelände langsam. Aus dem Tal wurde eine Schlucht, durch die das helle Wasser eines Bergflusses strömte.
    Wenn wir jetzt abrutschten, waren wir geliefert.
    Utak kannte sich aus. Er hielt sich eng an der linken Seite, wo der Steilhang sich in die Höhe schraubte und mit allerlei Gestrüpp bewachsen war, das hin und wieder über die Karosserie des Wagens kratzte wie starre Totenhände.
    Utak kannte die Strecke. Er war sie schon öfter gefahren. Seit Glasnost hatte er auch ein anderes Verhältnis zu den Russen bekommen. Er stand auf ihrer Seite und tat ihnen so manchen Gefallen, wie er uns anvertraut hatte.
    Wahrscheinlich berichtete er ihnen über das Land der Mongolen, denn auch die UdSSR mußte sehr wachsam sein, was die Völker jenseits ihrer zahlreichen Grenzen betraf.
    Die Landschaft machte jetzt auf mich einen bedrohlichen Eindruck. Auch als unheimlich konnte ich sie ansehen. Zahlreiche Schattenflächen breiteten sich aus, die vom Licht der beiden Scheinwerfer mit blassen Strahlen erhellt wurden.
    Am Himmel bildete die Sonne einen gewaltigen breiten Streifen aus Blut. Sie hatte das Firmament eingefärbt. Ein wunderbares Farbenspiel, in dem sich sämtliche Rottöne vereinigten.
    Darunter zeichneten sich noch die Gipfel der Gletscher ab, die ebenfalls vom Licht übergossen wurden, so daß es auf uns wirkte, als würden sich Ströme von Blut dort verteilen.
    Ich erkundigte mich nach dem Wetter. Einen Bericht aus dem Radio konnten wir nicht hören, da verließ ich mich lieber auf die Kenntnisse unseres Führers.
    Er nickte. »Es wird sich halten, schätze ich. Obgleich es innerhalb von Minuten umschlagen kann, doch ich hoffe stark, daß es dazu nicht kommen wird.«
    »Das wäre uns auch lieb.«
    Der Jeep rollte weiter. Er federte über Steine hinweg, passierte Mulden und Querrillen. Das Licht der beiden Scheinwerferstrahlen hüpfte über Gestein hinweg oder stach hinein in Staub- und kleine Schneewirbel.
    Suko sprach die gesamte Zeit über nicht. Seine Haltung erinnerte mich an einen Schlafenden. Tatsächlich hatte er die Augen geschlossen. Bei

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