0620 - Die Götzenhöhle
anzutreten, und auch Suko nickte ihm heftig entgegen.
Auch ohne daß wir ihm gewisse Einzelheiten erklärt hatten, mußte er wissen, um was es ging. Von den Blasen hatten wir gesprochen.
Ich sah, wie Utak erstarrte, sich dann zurückzog, denn er hatte die Gefahr plötzlich erkannt.
Es gab nur eine Möglichkeit, das Ding zu zerstören. Ich mußte mein Kreuz nehmen und die Blase so nahe wie möglich an die provisorische Brücke herankommen lassen. Machte ich eine falsche Bewegung, kippte die Brücke über.
Suko stand näher bei Utak und erklärte ihm mit hastigen Worten mein Vorhaben.
Der Mann nickte einige Male, mir blieb zum Glück noch Zeit genug, das Kreuz hervorzuholen, was unter der dicken Kleidung gar nicht so einfach war. Zudem mußte ich darauf achtgeben, mich nicht zu hastig zu bewegen. Als ich es in der Hand liegen hatte, atmete ich auf. Sein Gewicht, sein Silber und seine weiße Magie gaben mir die gehörige Kraft. Suko und Utak würden in diesem Fall nur mehr Statisten sein. Sie standen nicht weit von mir entfernt und warteten ab.
Die Blase hatte unsere Höhe noch nicht erreicht. Sie blieb in einer gewissen Tiefe und gleichzeitig auf ihrem Weg. So kam ich nicht an sie heran, ich hätte mich schon weit vorbeugen müssen. Wenn die Killer-Blase die Richtung nicht veränderte, würde sie unter der Brücke hertreiben und uns nicht erwischen.
Daran glaubte ich wiederum nicht. Sie war ausgeschickt worden, um zu töten und würde davor nicht Halt machen.
Ich mußte sie erreichen, änderte meine Stellung und verlagerte damit auch mein Gewicht.
Zu stark, denn plötzlich machte die Brücke nicht mehr mit. Sie kippte nach vorn weg, die Bohlen schlugen in einer Gegenreaktion hinten hoch, und ich fiel auch.
Sukos Schrei hörte ich noch, dann hatte ich das Gefühl, in die Tiefe zu fallen.
In einem Reflex griff ich zu, bekam ein Seil zu packen, hielt mich daran fest, merkte auch den Ruck und hörte das Klappern der Bohlen, als sie gegeneinanderstießen, weil sich das Seil ziemlich heftig bewegte.
Und die Blase?
Sie wollte einen Bogen um mich schlagen, als hätte sie die Gefahr gerochen.
Kam ich heran?
Ich veränderte die Haltung meines Kreuzes, faßte jetzt die Kette an und schleuderte den Talisman gegen die Blase, während ich mich mit einer Hand noch immer festhielt und über dem stockdunklen Abgrund baumelte.
Reichte die Kette aus?
Ja, sie war lang genug, denn mein Talisman streifte die Blase an der Oberfläche, und diese winzige Berührung reichte aus, um sie zu zerstören.
Ich sah sie wegplatzen, Suko wahrscheinlich auch, denn ich hörte seinen Schrei, aus dem ein wilder Triumph mitklang. Seine und Utaks Lage war besser als die meine, denn ich hing noch immer über dem Abgrund. Das Seil des Geländers hatte sich beim Kippen um mein Handgelenk gedreht und drückte jetzt die Haut und die Knochen zusammen.
»Holt mich mal hier weg, verdammt!«
Suko kroch herbei, auch Utak lag auf dem Bauch. Er sorgte für das Gleichgewicht der Brücke, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, daß wir alle drei kippten.
Suko umfaßte meinen freien Arm. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung zog er mich höher. Ich konnte über den umgekippten Rand hinwegschauen und sah Sukos Gesicht verzerrt und dicht vor mir. Es kostete ihn eine gewaltige Anstrengung, doch er ließ nicht locker.
»Okay, Kumpel, das packen wir.«
Ja, wir packten es, denn Utak sorgte dafür, daß die Brücke nicht weiter nach rechts kippte. Eisern hielt er fest, dann hatte ich es endlich geschafft, lag auf den Planken und atmete keuchend durch den offenen Mund.
Auch die Bohlen lagen wieder waagerecht. Noch schwankte die Brücke von einer Seite zur anderen wie eine Gondel, die vom Wind erfaßt worden war.
Ich blieb die nächsten beiden Minuten einfach liegen, um mich nach dem Schock etwas zu erholen.
Suko hockte neben mir, auch Utaks Gesicht sah ich. In beiden mischten sich Besorgnis und Erleichterung.
»Das war noch soeben!« keuchte ich und drehte mein Gesicht den Gischtfontänen zu. Trotz der Kälte war ich ins Schwitzen gekommen. Das Kreuz lag auf der offenen Handfläche. Utak konnte es sich genau ansehen. Er nickte.
»Damit hast du uns gerettet. Es muß etwas Besonderes sein, etwas Ungeheuerliches im positiven Sinne.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Willst du mir eine Erklärung geben?«
»Nein, Utak, nimm es hin.« Ich versuchte, auf die Beine zu kommen. Bei dem unsicheren Halt der Bohlen und den Schwingungen der Brücke keine leichte
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