0620 - Reise durch den Zeitstrom
neutralen Zonen. Dort traf er mit Kol Mimo zusammen: Sie nickten einander nur kurz zu und beobachteten den Mongoloiden, der wie ein Traumwandler auf sie zukam.
„Alles glatt gegangen?" fragte Kosum das wandelnde Skelett Kol Mimo.
„Ja", versicherte Kol Mimo kurz angebunden. Er ging Goshmo-Khan einige Schritte entgegen und lotste ihn in die neutrale Zone.
Der Hyperdim-Biologe und Abstrakt-Mathelogiker nahm seinen Helm ab, und jetzt erst merkten die beiden anderen, daß er seine Schnurrbartenden mit den Zöpfen seines Haupthaares verflochten hatte.
„Wo ist Saedelaere?" war seine erste Frage.
Mentro Kosum stieß ihn an und deutete in das Traumarium hinaus. Dort tauchte zwischen den Irrlichtern, die von einer elektromagnetischen Orgel in die Atmosphäre und auf die Wände projiziert wurden, eine in einen schwarzen Umhang gehüllte schlanke Gestalt auf. Das Gesicht war unter einer Kapuze verborgen und anstatt der Sehschlitze hatte die Kapuze eine rötlich gefärbte Doppellinse.
Der Vermummte trat in die neutrale Zone und sagte: „Ich bin ein Mitglied der Bruderschaft von Tauntiar. Niemand kann ohne zwingenden Grund von mir verlangen, daß ich ihm mein Gesicht zeige."
Mentro Kosum grinste.
„Diese Tarnung ist jedenfalls sicherer als eine Biomolplast-Maske, Saedelaere."
„Es hat sich nur um eine Notlösung gehandelt", verteidigte sich Kol Mimo. Er wechselte schnell wieder das Thema: „Da es von Anfang an klar war, daß wir in einem Hotel nicht ungestört sein würden, habe ich für uns ein Büro in einem Gebäude am Rande des Raumhafens gemietet, nur zwei Kilometer von der MARCO POLO entfernt. Einen besseren Beobachtungsposten können wir uns gar nicht wünschen. Wir werden so schnell wie möglich umziehen. Haben Sie sich Lösungsvorschläge überlegt? Gut.
Fassen Sie sich kurz. Nähere Einzelheiten können wir in unserem Hauptquartier besprechen."
Mentro Kosum unterbreitete als erster seinen Vorschlag.
„Ich weiß, daß kurz vor dem Start der MARCO POLO noch einige Behälter mit Nahrungskonserven an Bord genommen werden", erklärte er. „Das war ursprünglich nicht geplant, deshalb standen die Container auch nicht unter Bewachung. Es würde uns nicht schwerfallen, uns in einem von ihnen auf die MARCO POLO zu schmuggeln. Wir können uns bis vierundzwanzig Stunden vor dem Start damit Zeit lassen, die Behälter zu besteigen."
„Da uns bis dahin noch dreizehn Tage verbleiben, werden wir zuerst andere Möglichkeiten versuchen", sagte Kol Mimo lakonisch. „Oder meinen Sie, wir sollten fast zwei Wochen untätig verstreichen lassen, Kosum? Saedelaere!"
„Mein Plan wäre schwieriger durchzuführen", sagte der Transmittergeschädigte, der das Ordensgewand der Bruderschaft von Tauntiar trug. „Aber ich bin der Meinung, daß er realisierbar ist. In groben Umrissen sieht er so aus: Ich trete als Saedelaere auf und ordne die Installierung eines Miniaturtransmitters in einem der Hangars an. Wenn das geklappt hat, warten wir ab, bis der Großtransmitter der MARCO POLO getestet wird, und nützen dessen Energieemission dazu aus, um über den Kleintransmitter an Bord zu gehen. Ich kenne Ihre Einwände, daß wir uns dadurch zu leicht einer Entdeckung preisgeben würden. Aber ich habe alles bis ins kleinste durchkalkuliert."
„Ich glaube Ihnen, daß Sie an alle Eventualitäten gedacht haben, Saedelaere", meinte Kol Mimo. „Aber was mir dennoch an Ihrem Plan nicht gefällt, ist der Umstand, daß Sie persönlich in Erscheinung treten wollen. Vergessen Sie nicht, daß Sie in dieser Zeit noch einmal existieren!"
„Von dieser Warte aus betrachtet, hat auch mein Vorschlag einen Haken", sagte Goshmo-Khan.
„Lassen Sie trotzdem hören."
„Ich gehe davon aus", erklärte Goshmo-Khan, „daß es für uns am schwierigsten sein wird, den Sicherheitskordon um die MARCO POLO zu durchdringen. Niemand kommt an Bord, ohne unzählige Kontrollen über sich ergehen zu lassen. Aber wir könnten es vielleicht durch einen Umweg über die HYODPON schaffen. Dieses ausrangierte Schiff, das für das Experiment mit Nugas-Reaktoren ausgestattet wurde, befindet sich zur Zeit noch auf dem gleichen Landefeld wie die MARCO POLO - und zwar innerhalb des Sicherheitsnetzes. Ich könnte es arrangieren, daß wir auf die HYODPON gelangen. Morgen findet eine Exkursion von Wissenschaftlern statt, die die Nugas-Reaktoren der HYODPON besichtigen. Ich kenne den Mann, der die Passierscheine für die Wissenschaftler ausstellt. Ich brauche ihn nur
Weitere Kostenlose Bücher