0620 - Reise durch den Zeitstrom
markante Erscheinungen, aber sie würden es sich leisten können, ohne besondere Verkleidung in Terrania-City aufzutauchen. Zumindest solange sie dem Raumhafen und der MARCO POLO fernblieben, würden sie aus der Menschenmasse der Millionenstadt nicht herausragen und wohl kaum erkannt werden.
Anders verhielt es sich mit Alaska Saedelaere. Der Maskenträger mit dem Cappin-Fragment war eine einmalige Erscheinung; wo auch immer er in Terrania-City auftauchen würde, wäre er ein Blickfang für die Passanten.
Kol Mimo hatte auch daran gedacht, daß er und seine Gefährten in der Vergangenheit ein anderes Aussehen annehmen mußten. Deshalb hatte er in speziellen Konservierungsbehältern große Mengen Biomolplasts jener Art aufbewahrt, wie sie Schauspieler verwendeten, um ihr Äußeres zu verändern.
Damit sollte Saedelaeres Gesichtsmaske verdeckt und ihm gleichzeitiges ein anderes Aussehen gegeben werden.
Nachdem Mentro Kosum die Space-Jet aus dem Nullzeit-Deformator geflogen hatte, nahm er die Eiswand mittels Thermostrahlen unter Beschuß. Die gigantischen Wassermassen ergossen sich in die Schlucht, in der sich der Nullzeit-Deformator befand und überfluteten ihn. Es würde bei den herrschenden Minustemperaturen nicht lange dauern, bis sich eine dicke Eisschicht gebildet hatte, die die Zeitmaschine bedeckte.
Während des Fluges über die Gletscher begann Kol Mimo mit Saedelaeres Maskierung. Nach einer halben Stunde besaß der Maskenträger ein neues Gesicht. Aber bald stellten sich die ersten Komplikationen ein. Das Cappin-Fragment vertrug das Biomolplast nicht und stieß es ab, so daß Saedelaeres neues Gesicht schlaff wurde und unzählige Runzeln bekam.
Als Mentro Kosum die Space-Jet eineinhalb Stunden später senkrecht in einer schmalen Gletscherspalte landete, sah Alaska Saedelaere wie um hundert Jahre gealtert aus.
Kol Mimo schätzte, daß die ganze Maskerade in fünf Stunden abfallen würde. Das hieß, daß der Transmittergeschädigte sein Gesicht praktisch alle sieben Stunden erneuern mußte, wollte er bei seinen Mitmenschen nicht Verdacht erregen.
Saedelaere blieb keine andere Wahl, als dieses Handikap auf sich zu nehmen. Er konnte nur hoffen, daß er in Intervallen von sieben Stunden Gelegenheit finden würde, sein Biomolplast-Gesicht zu erneuern.
Sie schlüpften in die Felljacken und kletterten aus der Space-Jet. Kol Mimo trieb sie zur Eile an. Mit seiner Fähigkeit des Hyperpuls-Ortens hatte er Funkimpulse eines Shifts einer Forschergruppe empfangen, die sich auf dem Weg nach Oates-Land befand und nahe bei ihrem Landeplatz vorbeikommen würde.
Es dauerte kaum eine halbe Stunde, bis der Shift in ihren Sichtbereich kam. Alaska Saedelaere versuchte, sein schnell verfallendes Biomolplast-Gesicht hinter der Kapuze seiner Felljacke zu verbergen.
„Touristen!" sagte der Anführer der Forschergruppe abfällig, nachdem ihm Kol Mimo gesagt hatte, daß sie sich von der Reisegesellschaft getrennt hätten, um auf eigene Faust einen Vorstoß in das ewige Eis des Südpolgebietes zu unternehmen; dabei seien sie von der Route abgekommen und hätten sich verirrt.
Das wurde ihnen geglaubt. Da sie sich als Touristen ausgaben, hielt man sie für dumm genug, auf ihren Abstecher nicht einmal ein Funkgerät mitgenommen zu haben.
Die Wissenschaftler brachten sie mit dem Shift bis an den Rand der Touristensiedlung und gaben ihnen noch eine Reihe guter Ratschläge mit auf den Weg.
Saedelaeres erste Maßnahme war, eine abgedunkelte und verschließbare Bildsprechzelle aufzusuchen, wo er seine Gesichtsmaske erneuerte. Da er auch später auf sich alleine gestellt sein würde, versuchte er schon jetzt, ohne Kol Mimos Hilfe auszukommen. Der Paraabstrakt-Mathelogiker hatte ihm den Spezialbehälter mit dem restlichen Biomolplast überlassen - das war Saedelaeres einziges Gepäck.
Nach einer knappen halben Stunde war der Transmittergeschädigte mit der Maskierung fertig. Als er sein Spiegelbild auf dem Monitor des ausgeschalteten Bildsprechgerätes betrachtete, war er mit seinem Aussehen recht zufrieden.
Danach traf er sich mit seinen Freunden im Abfertigungsgebäude des Flughafens.
„Wir haben Glück", erklärte ihm Kol Mimo. „Gerade ist eine Maschine mit einer Ladung Touristen angekommen. In einer Stunde startet sie wieder in Richtung Indochina. Es waren noch ein halbes Dutzend Plätze frei. Vier davon habe ich für uns gebucht. In Pnom Penh ist zwar nur Zwischenlandung, und der Clipper fliegt nach Terrania-City weiter.
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