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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier in deinem Haus. Das ist ungesetzlich, das ist schon pervers. Das kann nur einem kranken Hirn entsprungen sein. Bist du krank?«
    »Nein.«
    »Es kommt mir aber so vor. Sorry, daß ich dir das sagen muß, Sü ße. Irgendwo habe ich dich gemocht.« Er schaute zur Seite und wischte mit einem Taschentuch über seine Stirn. Die Wärme im Keller hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben. Hinzu kam die psychische Anstrengung, die ihr Übriges tat.
    »Was soll das denn heißen, Brian?«
    »Wenn man dich erwischt, wird man dich vor Gericht stellen. Ich kenne den genauen Paragraphen auch nicht. Mißachtung von Toten oder so ähnlich, aber mach dich darauf gefaßt. Irgendwann wird jemand den Keller besuchen, der nicht hierher gehört, ebensowenig wie ich. Aber der wird dann anders handeln.«
    »Ich soll sie begraben?«
    »Verbuddele sie, aber kipp sie nicht ins Meer, da könnten sie angeschwemmt werden.«
    »So etwas kann ich nicht.«
    »Weshalb nicht?«
    »Es sind meine Eltern, Brian.«
    Fuller verdrehte die Augen. »Ich krieg ‘nen Hai!« keuchte er. »Das waren mal deine Eltern, jetzt sind es Tote, es sind nur mehr halbverweste Gestalten. Damit kannst du nichts mehr anfangen. Schaff sie raus, lösche die Kerzen und…«
    »Ich bin zu schwach.«
    »Wie hast du sie denn hier in den Keller bekommen?«
    »Sie gingen von allein.«
    Brian Fuller staunte mit offenem Mund. »Was hast du da gesagt, Süße? Von allein?«
    »Ja, denn sie wußten, daß ihre Zeit gekommen war. Die Särge standen hier schon. Sie legten sich hinein und erklärten mir, daß sie sterben würden. Das war alles. Sie sahen dabei sogar glücklich aus, wirklich, denn ihr Geist begab sich auf die große Reise zur Insel Avalon, von der auch ich stamme.«
    »Scheiß was auf die komische Insel, Melu! Ich jedenfalls habe es satt. Ich werde von hier verschwinden. Ich war sowieso verrückt, daß ich mit dir in dieses verdammte Gewölbe gegangen bin. Es geht mich ja nichts an, es geht mich ja nichts an!« schrie er. Voller Wut trat er zweimal gegen den nächsten Sarg.
    Das Mädchen zuckte zusammen. Es konnte sich nur aus dem Gehörten einen Reim machen. Fuller aber sah dann, was er angerichtet hatte. Auch der Sarg hatte im Laufe der Zeit gelitten. Sein Holz war brüchig geworden und an der Seite gesplittert.
    Die Leiche war hinausgerutscht. Sie lag außerhalb der Totenkiste, noch immer auf dem Rücken, und das Licht der Kerzen floß schemenhaft über bleiches Gebein und Hautfetzen.
    »Was hast du getan, Brian?«
    »Ich habe gegen den Sarg getreten, zum Henker. Eine der Leichen ist herausgerutscht.«
    »Warum?«
    »Frag mich nicht!« brüllte er. »Frag mich nur nicht. Aber ich frage dich, ob du mitkommen willst?«
    »Wohin?«
    »Nach oben, verdammt!«
    »Nein, ich werde bei ihnen bleiben. Du bist nicht gut mit den Toten umgegangen, Brian. Du hättest ihnen mehr Respekt erweisen sollen, das finde ich nicht gut. Deshalb bist du in meiner Achtung sehr stark gesunken, Brian.«
    »Weißt du eigentlich, daß mir dies scheißegal ist?«
    »Kann sein.«
    Wütend säbelte er mit einem Fußtritt einige Kerzen um, deren Flammen verlöschten, als sie über den Boden tanzten. Fuller überlegte, ob er die Blinde unten lassen sollte.
    Klar, sie hatte den Weg immer allein gefunden und würde ihn auch diesmal finden.
    Als er zwei Schritte gegangen war, fiel es ihr auf, sie hatte ihn gehört. »Wo willst du hin, Brian?«
    »Aus diesem Totenloch verschwinden.«
    »Bitte – noch einen Moment.«
    Fuller wußte selbst nicht, weshalb er stoppte und sich umdrehte.
    Diese Person schien eine Macht über ihn zu haben, anders konnte er es sich nicht erklären.
    Die Blinde zog sich aus!
    Zunächst wollte Fuller es nicht glauben. Er dachte an Halluzinationen, wischte sich über die Augen, aber das Bild blieb. Melu entledigte sich tatsächlich ihrer Kleidung. Den Pullover hatte sie schon über den Kopf gestreift, die Stiefel ebenfalls ausgezogen und streifte schon die Reithose über ihre Hüften.
    Innerhalb weniger Sekunden war sie nackt, drehte sich um und ging einfach weg.
    Sie verschwand lautlos in den hinteren Regionen des Gewölbes, dessen Ausmaße Fuller nicht bekannt waren. Er hörte noch das Klatschen der Schritte, dann verstummte auch das Geräusch.
    »Ich werde verrückt!« sagte er keuchend zu sich selbst. »Ich drehe hier noch mal durch. Das ist unglaublich, das nimmt mir keiner ab, verdammt noch mal!«
    Diesmal ließ er sich von seinen eigenen Gefühlen leiten und rannte nicht

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