Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lange denn? Draußen wird es bald dunkel. Ich will nicht die Nacht hier herumhocken.«
    »Die kommen bestimmt zurück.«
    »Pah.« Loraine steckte sich eine Filterlose zwischen die blutrot geschminkten Lippen. »Zurückkommen, daß ich nicht lache. Dieser Dreckskerl hat mich reingelegt, und dich auch. Ja, dich auch. Von wegen Zellenfreundschaft und so. Nichts davon ist wahr, nichts davon stimmt. Wenn es um die Kohle geht, zerbrechen diese Freundschaften.«
    Ich wiegelte ab. »Nein, nein, Brian wird schon seinen Grund gehabt haben, glaube es mir.«
    »Gern.« Sie spie den Rauch förmlich aus, stand auf und wanderte im Raum hin und her.
    Für mich war Loraine Harper der Typ hartes Flittchen. Eine Person, die nur auf ihren Vorteil bedacht war und dabei über Leichen ging. Ihr Gesicht zeigte einen harten Ausdruck. Das Leben hatte darin seine Spuren hinterlassen.
    Vom Alter her schätzte ich sie auf dreißig. Sie war schlank, aber nicht knochig. Unter der Lederjacke trug sie einen blassen Pullover mit der in grellrot gedruckten Aufschrift ›MONEY MAKES THE WORLD GO ROUND‹. Fast wütend zerstampfte sie die Kippe. »Hör zu, Hank, wir sind so etwas wie Partner geworden. Wie lange willst du noch hier hockenbleiben und auf Brian warten?«
    »Bis er zurückkommt.«
    »Scheiße, Mann, die Antwort hätte ich mir auch selbst geben können. Sag ehrlich.«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Glaubst du denn, daß er kommt?«
    »Wenn er dich angerufen hat.«
    »Und du warst dabei?«
    Ich grinste. »Nee, das nicht. Ich mußte mal und war froh, eine anständige Toilette zu finden.«
    Sie betrachtete mich von oben bis unten. »Scheinst eine gewisse Kultur zu haben, Junge.«
    »Wieso?«
    »Ich merke das daran, wie jemand redet.«
    Eine Beurteilung ihrerseits ersparte ich mir und schaute dafür auf ihren Rücken, als sie das Zimmer verließ. »Wo willst du denn hin, Loraine?«
    »Mich umschauen. Vielleicht liegen die beiden in irgendeinem Bett und bumsen. Der hat lange gespart, weißt du.« Sie lachte, hustete, dann hörte ich nur ihre Schritte.
    Mir gefiel die Sache immer weniger, weil ich einfach überfordert war. Ich hatte damit gerechnet, einen Fall zu erleben, der in mein Gebiet fiel. Statt dessen geriet ich in ein angeblich leeres Haus, erlebte die Gangsterbraut, die einen entflohenen Zuchthaussträfling suchte und hockte in einem Sessel wie bestellt und nicht abgeholt.
    Da lief einiges verkehrt.
    Loraine suchte laut, ich vernahm deutlich, wie sie die Türen jedesmal wütend zuschlug, wenn sie einen Mißerfolg erlebt hatte. Wer immer dieser Brian Fuller war, er hatte es jedenfalls geschickt verstanden, sie an der Nase herumzuführen.
    Weshalb eigentlich? Schließlich hatte er gewollt, daß sie kam. Da wartet man und versteckt sich nicht. Jedenfalls nicht freiwillig. Es gab auch so etwas wie das Gegenteil davon.
    Unfreiwillig…?
    Ich spannte mich, als ich aus dem Sessel aufstand. Natürlich. Dieser Melusine de Lacre konnte es ohne weiteres gelungen sein, den Mann für ihre Zwecke einzuspannen. Ich kannte nur ihren Namen, wußte nichts über ihr Aussehen und noch weniger über ihre Motive, die sie leiteten. Unter Umständen hatte ich mir sogar ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Das wiederum wollte mir überhaupt nicht gefallen.
    Die Tür hatte ich noch nicht erreicht, als Loraine vom Flur her meinen Namen rief. Ihre Stimme klang ungewöhnlich leise, sogar etwas gepreßt, als stünde die Person unter Streß.
    »Was ist denn?«
    »Komm mal her.«
    Ich ging durch den halbdunklen Flur und sah sie an dessen Ende in einer angespannten Haltung stehen. Dies konnte selbst das Dämmerlicht nicht verbergen.
    »Was hast du?«
    Sehr langsam richtete sie sich auf, dabei einen Finger auf ihre roten Lippen legend. »Ich habe etwas gehört, Hank. Ich habe wirklich etwas gehört.« Ihre Stimme war nur ein Wispern.
    »Wo denn?«
    »Nicht hier, auch nicht in den Zimmern, die sind ja alle leer.« Sie spreizte einen Daumen ab, drehte die Hand und deutete gegen den Boden. »Da muß es gewesen sein.«
    »Du meinst im Keller?«
    »Richtig.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was hast du genau gehört? Stimmen oder undefinierbare Geräusche?«
    »Das letzte kommt besser hin.«
    »Waren sie schlimm?«
    »Keine Ahnung. Dumpf…«
    »Stimmen?«
    »Kann sein.«
    Ich schob mich an ihr vorbei auf die Kellertür zu. »Okay, dann werden wir mal nachschauen.«
    An der Schulter hielt sie mich fest. Ich drehte den Kopf und schielte auf die rotlackierten Fingernägel.
    »Traust

Weitere Kostenlose Bücher