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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bat darum, zu da Canaira gefahren zu werden - und der Taxifahrer brachte sie hin! Allerdings warf er ihr dabei via Rückspiegel einen sehr bedenkenswerten, abschätzenden Blick zu - vermutlich fragte er sich, was eine hellhäutige Frau kurz vor Mitternacht dort zu suchen hatte.
    Nicole schloß daraus, daß da Canaira eine stadtbekannte Persönlichkeit war. Daß es nicht ungewöhnlich war, daß mitten in der Nacht Mädchen zu ihm kamen. Und daß, den Blick des Fahrers richtig deutend, diese Mädchen erstens dem horizontalen Gewerbe angehörten und zweitens wohl im Normalfall dunkelhäutig waren und damit zwangsläufig billiger…
    Sie tat nichts, um die Einschätzung ihrer Person zu verändern, aber als sie das Polizeiaufgebot vor dem Haus sah, blieb sie im Taxi sitzen. Sie glaubte Kommissar da Caveneiro zu erkennen, der gerade auf eines der Autos zuging und einstieg. »Können Sie irgendwie feststellen, was hier passiert ist?« fragte sie den Taxifahrer.
    Der grinste.
    »Das wäre illegal - ich müßte den Polizeifunk abhören.«
    »Sie könnten auch hingehen und fragen.«
    »Haha«, machte der Fahrer. »Man wird mich auch gerade eingehend informieren…«
    Nicole steckte ihm einen Geldschein zu. »Macht das den Polizeifunk etwas legaler?«
    »Etwas.« Er veränderte die Einstellung seines Funkscanners. In dem Rauschen verstand Nicole kaum etwas; in Portugiesisch konnte sie sich zwar unterhalten, aber nicht unter solchen Extrembedingungen. »Sie haben Glück, er funkt gerade«, grinste der Fahrer.
    Nicole sah dem davonfahrenden Polizeifahrzeug nach. »Und worum geht es?«
    »Das hören Sie doch«, erwiderte er und wies auf den Lautsprecher des Funkgerätes.
    Sie opferte einen weiteren Geldschein. »Aber ich verstehe es nicht. Zuviel Rauschen, zu schnelles Sprechen.«
    »Zwei von da Canairas Leuten sind ermordet worden, man hat sie ihm im Auto vor die Tür gestellt. Scheinbar sollten sie in da Canairas Auftrag jemanden umbringen, nur war der schneller. Daß ich das noch erleben darf…«
    »Dieser da Canaira scheint ja ein ganz besonderes Früchtchen zu sein.«
    »Oh, Sie kennen ihn wohl noch nicht näher?«
    Nicole winkte ab.
    »Ich weiß, so etwas geht mich nichts an, und wenn Sie meine Bemerkung weitersagen, komme ich auf die Schwarze Liste… na ja, aber wenn endlich mal jemand gegen ihn aufmuckt, ist das doch ein gutes Zeichen. Vielleicht geht es ihm jetzt endlich an den Kragen. Möchte nur wissen, wer ihm seine Leute abgemurkst hat… Moment, da sagt gerade einer etwas… Navarro? Jorge Navarro… nie gehö… doch! Das ist doch…«
    »Wer ist Jorge Navarro? Sie kennen ihn?«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben von ihm gehört. Wer ist er? Der Mann, der da Canairas Leute abserviert hat?«
    »Hört sich im Funk so an, ja… Navarro ist angeblich ein Erwecker.«
    Ein Erwecker!
    Hatte nicht auch Pablo Escanderon von Erweckern gesprochen?
    Plötzlich war Nicole sicher, daß Paco da Canaira nur eine Nebenfigur war.
    Navarro und da Canaira! Und Rosita, seine Verlobte! Tödlich verunglückt, und Navarro ein Erwecker…
    Das ergab Sinn.
    Nicole opferte einen weiteren Geldschein.
    »Nächste Telefonzelle«, orderte sie knapp. »Und während ich telefoniere, versuchen Sie bitte herauszubekommen, wie Sie mich zu diesem Navarro bringen können!«
    Der Fahrer seufzte, ließ den Geldschein verschwinden und startete durch.
    Von einer Telefonzelle aus rief Nicole das Hotel an. Natürlich war Zamorra noch nicht zurück, auch wenn sie es gehofft hatte. Sie versuchte über die Polizeipräfektur den Kommissar zu erreichen, wurde aber abgewimmelt, der habe längst Feierabend. Als sie erwähnte, ihn gerade eben noch im Einsatz gesehen zu haben, wurde aufgelegt.
    »Nun gut«, murmelte sie. »Dann muß meines Vaters Tochter mal wieder alles allein erledigen. Packen wir's an…«, und schwang sich wieder ins Taxi. »Auf zu Senhor Navarro!«
    ***
    Eva beobachtete die beiden Männer. Sie trugen trotz der Nachtstunde Sonnenbrillen, aber diese Brillen sahen ziemlich dick und klobig aus. In Eva keimte der Verdacht, daß sich dahinter eine Infrarotoptik versteckte. Nachtsichtbrillen, die extrem kompakt konstruiert waren…
    Einige Geheimdienste verwendeten solche Brillen…
    Verblüfft fragte Eva sich, weshalb sie darüber Bescheid wußte. Öffnete sich hier wieder ein winziges Stück Erinnerung an ihre Vergangenheit?
    Die Männer sahen sich immer wieder suchend um. Dabei näherten sie sich Eva immer mehr. Es sah zufällig aus, aber sie konnte sich

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