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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Polizeichef gut bekannt sind. Ich arbeite meine Fälle in der Reihenfolge des Akteneingangs ab. Wie gesagt, es kann ein wenig dauern, Senhor…«
    Er wandte sich ab und marschierte in Richtung seines Dienstwagens davon. Paco da Canaira ließ er wütend hinter ihm her brüllen.
    Ein paar Meter entfernt auf der anderen Straßenseite stand ein Taxi mit laufendem Motor. Da Caveneiro achtete nicht weiter darauf. Es gab hier etliche Villen, und solange niemand sich unmittelbar um den Polizeiaufmarsch hier kümmerte, konnte es dem Kommissar egal sein. Er hatte ein anderes Problem.
    Jeder in der Stadt wußte, daß da Canaira ein Gauner war und zwar einer der oberen Kategorie. Aber niemand versuchte dagegen anzustinken. Da Canaira hatte längst zu viel Einfluß. Der Kommissar dachte jedoch nicht daran, wie alle anderen stumm den Kopf zu senken und nur den kleinen Gangstern nachzulaufen, die großen aber zu verschonen. Vielleicht war dieser Fall das Ende seiner Karriere. Dann würde er nie wieder Polizist sein können. Vielleicht würde er zwischen den Wellblechbaracken und Papphütten der Favelas von Müll und rohem Rattenfleisch leben. Aber er verkaufte sich nicht an Leute wie diesen da Canaira.
    Trotzdem würde er diesen Jorge Navarro überprüfen.
    Der Name sagte ihm nichts. Doch das hatte nichts zu bedeuten; der Mann konnte neu im Geschäft sein. Und wenn Navarro tatsächlich für den Tod der beiden Berufskiller verantwortlich war, mußte er dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden. Mord bleibt Mord.
    ***
    Binnen weniger Augenblicke hatte Eva vergessen, was noch vor kurzer Zeit geschehen war. Sie ließ sich einfach treiben, tanzte mit den anderen, trank hier und da einen Schluck Wein oder auch einen Cachaca, wenn einige der Cariocas, wie die Einwohner Rios sich nennen, die Flaschen kreisen ließen. Sie bewunderte die Ausstattung der Festwagen und die Kostüme der Tänzer und Tänzerinnen, sie brachte es sogar fertig, sich im Gewühl von Männern küssen zu lassen, und stellte genießerisch fest, daß manche der Mädchen, die sich wie sie selbst nur einfach so im Festzug mittreiben ließen, an ihren ›Kostümen‹ noch mehr gespart hatten als Nicole Duval…
    Aber eines hatten sie alle: Kondition! Wenn Eva sich hin und wieder an den Rand des Trubels zurückzog, um nach Luft zu schnappen und sich für ein paar Minuten zu erholen, konnte sie nur die anderen bewundern, die unablässig in Bewegung blieben, die sich auf den Festwagen und rundum keine Sekunde Pause gönnten, weil die Wagen sich ständig weiter bewegten und es in jeder Minute wieder ein neues, anderes Publikum gab, dem man zu zeigen hatte, was die Sambaschule zustande brachte. Eva war sicher, daß sie diesen Streß kaum länger als eine Stunde durchhalten würde - aber vielleicht waren die Menschen in diesem riesigen Land, in dieser riesigen Stadt auch nur ganz anders motiviert.
    Japsend zog Eva sich an den Rand der Avenida zúrück.
    Tief atmete sie durch, versuchte wieder mal, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Spaß machte es trotzdem, fand sie und faßte den Entschluß, es Zamorra irgendwie heimzuzahlen dafür, daß er ihr diesen Spaß hatte nehmen wollen, bloß weil er dieser verdammten Schwarzen Magie wegen übervorsichtig war. Was wäre ihr alles entgangen, wenn sie seiner Anweisung tatsächlich gefolgt und mit irgendeinem Flugzeug irgendwohin geflogen wäre…
    Plötzlich glaubte sie zwei bestimmte Männer zum zweiten Mal zu sehen, und diese beiden wirkten nicht gerade so, als wären sie hier, um sich zu amüsieren wie alle anderen. Sie schienen etwas zu suchen.
    Oder jemanden?
    »Eva, du siehst Gespenster, weil du gerade so dämlich warst, an Zamorras Probleme zu denken statt an deinen Spaß«, rief sie sich zur Ordnung, sah die beiden Männer im nächsten Moment nicht mehr und stürzte sich wieder ins Gewühl, um nicht einzurosten. So viel getanzt hatte sie noch nie in ihrem Leben, dessen war sie trotz ihrer fehlenden Erinnerungen sicher, und ebenso sicher war sie, daß sie morgen den größten und gemeinsten Muskelkater des gesamten Universums haben würde.
    Aber erst morgen !
    Bei ihrer nächsten Pause entdeckte sie die beiden Männer erneut, und dann zum vierten Mal. Das stimmte sie nun aber doch bedenklich.
    Waren diese beiden etwa hinter ihr her?
    ***
    Jorge Navarro schritt zwischen den Gräberreihen einher. Er suchte nach einer geeigneten Person, die er dann da Canaira auf den Hals hetzen konnte.
    Vielleicht eine Tote, die Rosita ähnlich sah. Die

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