0622 - Gefangen in den Höllenschlünden
Wunderwaffe?«
»Ein Amulett, wie es der engelbesungene Zamorra besitzt.« Cordu spie aus, um seinen Fluch zu bekräftigen. Sein Speichel ätzte ein Loch in den Boden zwischen den beiden Dämonen, in dem sich sofort Reif bildete.
»Einen der sieben Sterne von Myrrian-ey-Llyrana«, fuhr er fort. »Einst von Merlin geschaffen, um…«
»Ich kenne die Geschichte des Siebengestirns«, fauchte Horgon. »Glaubt sie im Ernst, mir damit gefährlich werden zu können?«
»Ich weiß nicht, was Stygia glaubt«, sagte Cordu. »Aber vorsichtig sein solltest du trotzdem. Sie will dich vernichten. Wir müssen sie daran hindern.«
»Wir?«
»Ich bin dein ergebener Diener und Freund. Ich schütze dich.«
»Und wie soll das funktionieren?« fragte Horgon mißtrauisch.
Cordu grinste. »Ich habe einen Plan«, sagte er.
***
Nicole Duval löste sich aus der innigen Umarmung und drehte sich seitwärts, blieb bäuchlings neben Zamorra auf dem Bett liegen. Zamorra streckte lächelnd den Arm aus und ließ seine Finger auf ihrer heißen Haut auf Wanderschaft gehen.
Nicole lächelte zurück. »Und was machen wir mit dem Rest des Tages?« fragte sie undeutlich.
Zamorras Fingerkuppen berührten ihren Nacken. »Wir könnten«, überlegte er, »das scheußliche Wetter ignorieren, uns ein paar Aprilscherze für unsere Feinde ausdenken, dem Osterhasen eine Ansichtskarte schreiben, uns das Frühstück ans Bett bringen lassen, den Tag komplett in selbigem verbringen…«
»Das mit dem Osterhasen gefällt mir«, sagte Nicole und richtete sich auf. »Hast du zufällig seine Adresse?«
»Den Tag im Bett zu verbringen, gefällt dir nicht?« fragte Zamorra mißtrauisch.
Seine Lebensgefährtin, Kampfpartnerin und Sekretärin lächelte ihn spitzbübisch an. »Du willst ja nur mich unschuldiges Mädchen zu sündhaftem Tun verführen.«
Er grinste zurück. »Aber nein. Wo denkst du hin? Ich dachte nur an ein paar Wiederholungen des keuschen Tuns, dem wir uns eben hingegeben haben…«
»Ah, ja«, stellte sie fest. »Das klingt schon prachtvoll unglaubwürdig. Ich meine, das mit dem keuschen Tun.« Sie sprang aus dem Bett und tanzte nackt zum Fenster.
Draußen war es heller Mittag - sofern man das Grau des Himmels als hell bezeichnen konnte. Vor diesem Grau bewegte sich etwas.
»Nun schau dir das mal an!« entfuhr es Nicole.
»Ich schaue.« Aber ihn interessierte weniger der graue Himmel, der wohl vom offiziellen Beginn der mitteleuropäischen Sommerzeit noch nichts gehört hatte, sondern der verführerische Anblick seiner hübschen Gefährtin.
»Der fühlt sich unbeobachtet«, fuhr Nicole leise fort. »Schau an… hinter dem Burschen stecken doch immer wieder kleine Überraschungen.«
»Was meinst du damit?« fragte Zamorra irritiert. »Und wen meinst du?«
»Den Drachen, wen sonst?«
Zamorra erhob sich jetzt ebenfalls. Er trat hinter Nicole und umschloß sie mit den Armen. Unwillkürlich drängte sie sich gegen ihn, genoß die Wärme seines Körpers. Zamorra küßte ihr Ohr und sah an ihr vorbei aus dem Fenster.
In der Tat zog dort der Drache mit ausgebreiteten Schwingen seine Kreise am Himmel.
So hatte Zamorra ihn noch nie gesehen. Trotz seines eigentlich plumpen Körpers wirkte der gerade erst hundertjährige Jungdrache jetzt elegant. Dabei waren seine Schwingen viel zu kurz, um sein Übergewicht tragen zu können, und seine Flugversuche erinnerten stets an die eines liebeskranken Huhnes.
Jetzt aber…
Vielleicht fühlte er sich jetzt tatsächlich unbeobachtet. Jedenfalls zeigte er sich als wahrer Flugkünstler.
Vor knapp drei Jahren war er ihnen gewissermaßen zugelaufen. 1,20 m hoch, mit grünbrauner Schuppenhaut, einem Krokodilkopf, Flügeln, einem Schweif, der Fähigkeit des Feuerspeiens im jeweils ungeeignetsten Moment und seltsamen Zauberkräften versehen, war er darüber hinaus die Tolpatschigkeit in Person. Dieser Eigenschaft verdankte er seinen Namen - Butler William hatte ihn ›MacFool‹ genannt, in Kurzform Fooly.
Schon längst gehörte er gewissermaßen ›zur Familie‹.
»Inzwischen beginnt sogar Eva, sich mit ihm abzufinden«, bemerkte Nicole.
Zamorra hob die Brauen. »Tatsächlich? Wo steckt sie überhaupt?«
»Warum willst du das wissen?« gurrte Nicole. »Du brauchst doch nur zu wissen, wo ich bin.«
»Das spüre ich«, grinste er und zog sie ganz langsam, schrittweise, vom Fenster zurück.
»Du willst doch wohl nicht schon wieder?« fragte sie lauernd.
»Du etwa nicht?«
Sie wand sich aus seiner
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