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0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brummte Zamorra. »Ich würde nur zu gern wissen, was er von der ganzen Sache hält.«
    »Von dieser Sache? Darüber macht er sich schon gar keine Gedanken mehr«, sagte Nicole. »Er überlegt lediglich, wie er von hier wegkommt und was er künftig tun soll. Irgendwie fehlt ihm jetzt nämlich auch der Sinn seines Daseins. Früher hat er Befehlen gehorcht. Hier aber ist niemand, in dessen Dienste er treten könnte. Er hofft unterschwellig, daß wir ihn…«
    »Ich hab's geahnt«, seufzte Zamorra. »Aber das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir - sagtest du, hier sei niemand?«
    »Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil«, sagte Nicole. »Schätze, die sehen ziemlich grimmig aus.«
    Eine kleine Gruppe von Menschen näherte sich ihnen. Sie fächerten auseinander und standen dann breitbeinig da, starrten die Neuankömmlinge an.
    Ein Mann, der einem Piratenfilm entsprungen sein konnte mit schwarzer Augenklappe, Dreispitz, bunter Samt- und Lederkleidung, hohen Schaftstiefeln, einen Degen in der Faust. Ein wilder, schwarzer Bart verdeckte den größten Teil seines Gesichts, und das Bild wäre perfekt gewesen, wenn er ein Holzbein und einen Haken anstelle einer Hand gehabt hätte.
    Hatte er aber nicht.
    Neben ihm eine junge Frau mit strähnigem, rotem Haar, in wohl ehemals weißem, recht fadenscheinigem T-Shirt, vielfach geflickten und löcherigen Jeans und ausgetretenen Turnschuhen.
    Ein römischer Legionär mit federbuschgeschmücktem Helm und Kurzschwert.
    Ein mongolischer Steppenkrieger aus der Zeit von Attilas großer Horde, untersetzt, krummbeinig, mit goldenem Brustschild, goldenem Helm und einem Reitersäbel in der Hand.
    Admiral Horatio Nelson - zumindest hatte er von Kleidung und Gesicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem einstigen Seehelden der Briten, so wie Zamorra ihn von Porträts und Standbildern her kannte. Sein Degen steckte noch im Gehänge.
    Ein hünenhafter Neger, bei dem Zamorra sofort auf einen Massai-Krieger tippte; der muskelbepackte Schwarze trug einen schmalen Schurz um die Hüften und einen Streitkolben in der Faust, der geeignet war, schon bei leichtem ›Anticken‹ den Schädel des Gegners zu zertrümmern.
    Ein blondes Mädchen, das lediglich mit Schnürsandalen, wie sie auch der Römer trug, einem goldenen Armreif und einem Dolch ›bekleidet‹ war, den es jetzt bedächtig aus einer Unterarmscheide zog.
    Und schließlich ein Araber in Pluderhose, Weste, Schnabelschuhen und Turban, einen gekrümmten und reich verzierten Dolch im Gürtel und eine Peitsche in der Hand.
    »Willkommen an Bord«, sagte der Pirat höhnisch in etwas altbackenem Spanisch. »Wie nett von euch, daß ihr hergekommen seid - wir haben schon lange auf neue Sklaven gewartet.«
    Der Massai grinste stumm.
    Die Rothaarige wies auf Nicole.
    »Sieht brauchbar aus«, sagte sie. »Dabei hatte ich schon beinahe die Hoffnung aufgegeben, mal wieder an neue Kleidung zu kommen. Was du besitzt, Hübsche, gehört jetzt mir!«
    Nicole legte den Kopf schräg. »Wie bitte?« fragte sie verblüfft. »Hast du 'nen Knall, Mädchen?«
    Der Pirat deutete mit dem Degen auf Nicole. »Hast du’s nicht gehört? Deine Gewandung gehört jetzt Roana. Gib sie ihr. Sofort.«
    Nicole lachte kopfschüttelnd auf. »In was für eine Schmierenkomödie sind wir denn hier geraten?«
    »Dschinghis Khan, Diana - zieht sie aus«, ordnete der Pirat an. »Und bringt der Sklavin Gehorsam bei.«
    Der Mongole und die nackte Blonde setzten sich in Bewegung.
    Nicole hob die Hand mit dem Blaster, den sie auf Betäubung geschaltet hatte. Ein trockenes Knacken ertönte, ein Zischen und Knistern - ein bläulicher Blitz zuckte aus der Waffe, sich vielfach verästelnd, und traf den Mongolen. Wie vom Blitz gefällt brach er zusammen.
    Die Blonde sprang zurück. Aus der gleichen Bewegung heraus schleuderte sie den Dolch. Es ging so schnell, daß Nicole nicht einmal ausweichen konnte. Die Klinge traf ihre Brust.
    Eine helle Lichterscheinung wirbelte zwischen ihnen hindurch.
    »Ein Dschinn!« kreischte der Araber auf und wich augenrollend ein paar Meter, fast bis zur Reling, zurück.
    »Unsinn!« brüllte der Pirat. »Hör endlich mit deinem Seemannsgarn auf! Es gibt keine Dschinns!«
    »Und was ist das dann da, he? Allah ist groß und mächtig und schütze uns vor den bösen Geistern!«
    Zamorra bückte sich und hob den Dolch auf, der von dem Amulett abgeprallt war, das Nicole vor der Brust trug.
    Der Irrwisch flitzte immer noch zwischen ihnen und den Seeleuten

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