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0624 - In den Katakomben von Nopaloor

Titel: 0624 - In den Katakomben von Nopaloor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Anatom die Strickleiter hoch und ließ sie in einem Mauerloch verschwinden, das er danach sorgfältig wieder verstopfte. Der Schacht selbst wirkte leer und unverdächtig. Und selbst dann, wenn jemand hinabstieg, fehlte ihm der Impulsschlüssel zur Öffnung des Geheimgangs.
    „Wir sind jetzt in einem stillgelegten Kanalisationssystem", erklärte der Anatom und ließ den Lichtkegel an runden Decken und abgewaschenen Felswänden entlang wandern. „Von hier aus gelangen wir in die ehemaligen Fluchtsiedlungen, in denen vor Tausenden von Jahren die einstigen Bewohner der Stadt Schutz vor feindlichen Angriffen fanden. Die Robotpolizei wagt sich fast nicht mehr dorthin. Unter Nopaloor wohnen heute mehr als fünf Millionen Diebe, Gauner, entflohene Diener und gesuchte Verbrecher.
    Sie gehören zu meinen Kunden, denn wo sonst sollten sie die Dinge kaufen, die sie zum Überleben benötigen? Die unterirdische Stadt ist alt, unvorstellbar alt. In ihr leben die Ausgestoßenen, die Parias, die eigentlich längst Gestorbenen und alle jene, die keine Identität mehr besitzen. Ein Reich für sich, in dem Gewalt und Stärke und List regieren. Es gibt Wucherer und Schieber, die meist von mir beliefert werden und ihre Waren an gutzahlende Kunden weiterverkaufen. Es gibt unter diesen Kunden sehr oft angesehene Yaanztroner, Wissenschaftler, Chirurgen und Biologen. Manche von ihnen kaufen Gehirne, die anderen lebensfähige Organe für die Bänke.
    Hier unten wird mit allem gehandelt, was es überhaupt gibt. Man kann sogar seinen eigenen Körper verkaufen, wenn man einen Interessenten findet."
    „Und all das geschieht mit stiller Duldung der offiziellen Behörden?"
    „Ja, was sollten sie dagegen tun? Der heimliche Handel ist nicht ohne Nutzen für sie. Wenn auch manche Dinge illegal geschehen, so ersparen sie vielen Leuten doch Kopfschmerzen und Skrupel. Trotzdem gibt es Razzias und Durchsuchungen, aber sie gelten weniger den Schwarzhändlern als den entflohenen Dienern, meist Bordins. In dieser Hinsicht sind die Yaanztroner empfindlich, weil ein weggelaufener Diener ihr Selbstbewußtsein verletzt."
    „Dann werde ich besonders vorsichtig sein müssen", vermutete Rhodan bitter. „Und du begibst dich meinetwegen in große Gefahr."
    „Ich lebe ständig mit der Gefahr", wischte der Rote Anatom Rhodans Gewissensbisse einfach weg. „Gleich werden wir die Außenbezirke einer ehemaligen Fluchtsiedlung erreichen. Sie liegt mehr als hundert Meter unter der Oberfläche..."
    Die Katakombenstadt wurde durch eigene Kraftwerke mit Energie versorgt, erfuhr Rhodan weiter. Die Polizei hatte mehrmals den Versuch unternommen, diese Stationen zu überfallen und zu zerstören, und sicherlich wäre ihr das auch gelungen, wenn sie wirklich ein echtes Interesse daran gehabt hätte. Das jedoch war nicht der Fall. Sie handelte auf höchsten Befehl, wenn sie lasch und ohne besonderen Nachdruck vorging.
    Immer wieder zweigten Nebenkanäle ab, und Rhodan war es ein Rätsel, mit welcher Sicherheit sich der Anatom hier zurechtfand. Die Taschenlampe hatte er längst gelöscht, denn in regelmäßigen Abständen waren Leuchtstellen in der abgerundeten Wand. Neben dem schmalen Betonweg floß eine Brühe durch den eigentlichen Kanal. Die Luft war stickig und voller Gestank. Am liebsten hätte Rhodan sich die Nase zugehalten, aber als er das Grinsen seines Begleiters bemerkte, verzichtete er darauf.
    „Üble Gerüche erhöhen unsere Sicherheit", meinte der Rote Anatom trocken.
    Zum Glück verließen sie bald darauf die Kanalisation durch einen der zahlreichen Seitengänge, der in sanfter Steigung nach oben führte und vor einer Metalltür endete. Der Anatom öffnete sie, indem er einfach mit dem Fuß dagegen stieß. Dahinter lag, Rhodan glaubte seinen Augen nicht zu trauen, eine Stadt, über die sich ein schwarzer, sternenloser Himmel spannte.
    Der Anatom erriet seine Gedanken.
    „Das ist nicht der Himmel, Danro, das ist die dunkle Felsdecke.
    Hier unten hält man sich an die Tageszeiten, weil man von früher daran gewohnt ist. Bei Nacht kann man auch besser Geschäfte machen. Wir müssen die Stadt durchqueren, das ist der kürzeste Weg."
    Die kleinen Häuser standen wahllos am Rand der Straßen. Sie waren aus Trümmerresten ehemaliger Bunker errichtet worden und erinnerten an Bauwerke, wie Kinder sie oft mit Holzklötzen zustande bringen. Hinter einigen Fenstern schimmerte noch Licht, auch eine dürftige Straßenbeleuchtung brannte. Rhodan sah Schatten zwischen den

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