0624 - In den Katakomben von Nopaloor
dem Äquator von Yaanzar erhob sich das gewaltige Gebirgsmassiv bis zu einer Höhe von fast elftausend Metern. Der höchste Gipfel mochte wohl einmal über elftausend Meter gelegen haben, aber er war mit Hilfe von Energiestrahlern zu einem Plateau im Ausmaß von zehn zu acht Kilometern abgeschmolzen worden. Über diese riesige Fläche von achtzig Quadratkilometern spannte sich ein undurchdringlicher Energieschirm, der in erster Linie dazu diente, die unter ihm befindlichen Forschungs- und Verwaltungsgebäude vor der dünnen Höhenluft zu schützen.
Als Rhodan den unglaublichen Komplex zum erstenmal erblickte, stockte ihm der Atem. Für ein astronomisches Observatorium konnte es auf der Planetenoberfläche kaum bessere Arbeitsbedingungen geben als hier. Atmosphärische Störungen waren kaum noch vorhanden, und die Sicht mußte so gut sein wie im freien Weltraum.
Der Anatom bemerkte die ehrliche Bewunderung Rhodans.
„Es handelt sich nicht nur um ein gewöhnliches Observatorium, Panart. Natürlich werden hier auch optische Beobachtungen durchgeführt, aber wenn es um die Erforschung ferner Galaxien geht, kommt man mit optischen Geräten allein nicht mehr aus.
Aus diesem Grund ist das Institut mit gigantischen Rechenzentren und kosmonautischen Forschungsanlagen ausgestattet. Fernlenkstationen überwachen die riesigen Radioteleskope, die weit draußen im Weltraum schweben und automatisch ihre Arbeit verrichten. Großstationen auf Hyperfunkbasis suchen nach unbekannten Galaxien, deren Auffindung und Erforschung das Hauptziel des Drycnasch ist."
In geringer Höhe näherten sie sich dem Gesamtkomplex, der aus der Nähe nicht mehr völlig zu übersehen war. Der Anatom hatte die Bitte um Identifikation formell beantwortet, erhielt aber keine Landeerlaubnis für das Plateau selbst. Man bat ihn, im Hochtal zu landen und sich bei der Verwaltung dort zu melden.
Der Anatom verriet keine Überraschung, als er sich an Rhodan wandte: „Das ist absolut normal. Ich habe auch nicht damit gerechnet, sofort im Drycnasch landen zu können, das geschieht nur in seltenen Ausnahmefällen. Das Institut ist wie ein Gefängnis. Wer einmal hineingekommen ist, kann es kaum wieder verlassen. Das wird später einmal dein Problem sein, Panart."
„Wenn ich das herausgefunden habe, was ich wissen will, werde ich schon einen Weg zur Flucht finden. Ich habe nie in meinem Leben eine so gewaltige Anlage gesehen. Ich bin sehr beeindruckt."
„Ich bin es auch immer wieder", sagte der Anatom. „Wir fliegen nun zum Tal."
An den steilen Felswänden entlang glitten sie in die dichteren Luftschichten hinab. Das Drycnasch war eine uneinnehmbare Festung, es konnte nur von der Luft her angegriffen werden, wenn überhaupt jemand auf eine solche Idee kam.
Wahrscheinlich gab es jedoch auch noch eine Verbindung vom Tal zum Gipfelplateau, und zwar durch den Berg selbst.
Das Tal lag etwa zweitausend Meter über dem Meeresspiegel, war breit und fruchtbar. Das milde Klima förderte eine üppige Vegetation, und ein wasserreicher Fluß sorgte für den Rest.
Die Talsiedlung lag am Südhang des Gebirges, dessen Kamm sich von Osten nach Westen erstreckte. Nach Osten zu war das Tal durch einen verbindenden Felsenriegel abgeschlossen. Nur nach Westen hin war es offen, aber im Westen lag nur unbewohntes Gebiet.
Der Anatom landete am Rande der Siedlung, die einen fast bäuerlichen Eindruck auf den Beschauer machte. Flache Häuser aus Fertigteilen klebten am Südhang, umgeben von bunten Gärten und öffentlichen Parks. Abseits standen die größeren Verwaltungsgebäude, und zwischen ihnen lag der Landeplatz für die Gleiter.
„Es kann sein, daß es länger dauert", erklärte der Anatom, während er dem Landeplatz zusteuerte. „Die Überprüfungsbestätigung der Polizei werden wir noch nicht vorzeigen. Sie soll ein letzter Trumpf bei eventuellen Schwierigkeiten sein. Ich kenne Alabrysch noch nicht persönlich, und ich weiß nicht, ob mein Ruf ihm imponiert. Immerhin habe ich Paronghs Empfehlung. Und dann ist da noch ein Bekannter in der Verwaltung."
Der Gleiter näherte sich dem Landefeld und setzte auf.
Der Anatom schaltete alle Systeme ab und lehnte sich zurück.
„Bleib bitte im Gleiter, was immer auch passiert. Ich nehme jetzt Kontakt mit meinem Bekannten auf, der mich wiederum bei Alabrysch anmelden muß. Vielleicht kannst du ein wenig schlafen, denn ich weiß nicht, wie lange es dauert. Es ist jetzt später Nachmittag. Vielleicht müssen wir bis morgen
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