0625 - Lucifuges Mörder-Horden
gekommen sei.
»Fünf Dukaten«, sagte er und streckte dabei die Hand hoch, um mit den fünf Fingern anzuzeigen, daß er meinte, was er sagte. »Fünf biete ich, nicht mehr.«
Cristofero pries die Ware Mensch an und verlangte zehn Dukaten. Zamorra wurde es fast übel.
Eva blickte auf, sah ihn. Er nickte ihr aufmunternd zu.
Cristofero und der fette Kaufmann wurden auf den Blickwechsel aufmerksam. »Ei, da bist du ja schon wieder«, sagte der Sklavenhändler griesgrämig. »Was willst du noch?«
Zamorra trat heran, bis er einen Schritt weiter vorn als der Kaufmann stand. Jetzt war er direkt an der Bank, direkt vor dem sanften, hilflosen Mädchen. Er konnte den Duft ihres Körpers riechen, aber auch ihre Angst spüren.
»Ich kaufe dieses Mädchen«, sagte Zamorra fest. »Für… sechs Dukaten.«
»Sieben«, sagte der Fette schnell.
Cristofero rieb sich die Hände und grinste. »Neun«, verlangte er, sah erst den Kaufmann und dann Zamorra an. »Aber du bist ja nur ein…«
Da fiel ihm etwas auf, und im gleichen Moment fuhr Zamorras Hand hoch zu seinem Hals, wo einmal der Eisenkragen gewesen war.
»Wolltest du etwas sagen, Händler?« fragte Zamorra.
Cristofero schluckte. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder«, murmelte er etwas spöttisch. »Nun, wenn du meinst, soviel Geld zu besitzen… Ich kann dich nicht hindern. Mir ist es egal, wessen Geld in meiner Kasse klingelt.«
»Acht Dukaten«, sagte Zamorra. »Gib mir ihren Schlüssel.«
»Moment«, knurrte Caramoine. »Wer bist du überhaupt? Ich kenne dich nicht.«
»Das«, sagte Zamorra, »ist auch unwichtig.«
»Neun Dukaten«, sagte der Fette.
»Wer bietet zehn? Komme ich doch noch auf meinen Schnitt?« Cristofero kicherte. Die Sklavin zitterte.
Zamorra überlegte. Er zählte in Gedanken den Inhalt seines Beutels. Elf Dukaten besaß er, und ein paar Kupfermünzen. Aber die zählten hier nicht. Wenn der Kaufmann bis zwölf ging…
»Du sollst deine zehn haben, Halsabschneider«, knurrte der Dicke. »Ich will verdammt sein, aber das Mädchen gefällt mir. Gib es mir.«
»Erst die zehn Dukaten«, grinste der Filzbärtige.
»Von mir«, sagte Zamorra dumpf, »bekommst du elf.«
»Oh, wie großzügig«, rief Cristofero. »Das ist gut. Ich denke, du weißt, daß du einem armen Handelsmann damit hilfst, sein heutiges Essen zu bezahlen und seine Helfer notdürftig zu kleiden… sollte aber jemand zwölf Dukaten bieten, wäre ich noch dankbarer…«
Caramoine spie aus.
»Zwölf… ich glaube, du bist nicht ganz bei Trost«, ächzte er. »Für ein Weib, das nur schön, aber nicht mehr jungfräulich ist? Glaubst du, ich finde meine Dukaten auf der Straße?« Er wandte sich um, blieb aber noch einmal stehen und maß Zamorra mit einem unheilvollen Blick. Seine Hand stieß vor, ein wurstförmiger Finger berührte ihn fast.
»Dir, mein Lieber«, sagte der Fette, »rate ich dringend, mir nicht ein zweites Mal in die Quere zu kommen. Denn dann - dann mache ich dich fertig, beim heiligen Drachenei!«
»Geh deines Weges! Was soll die Drohung?« Zamorra schlug ihm die Hand herunter. Sekundenlang sah es so aus, als wolle Caramoine seinen Dolch ziehen. Aber dann sah er wohl einen Schlichter in greifbarer Nähe stehen, fuhr herum und schritt hastig davon.
»Den Schlüssel«, verlangte Zamorra.
Cristofero grinste. »Die Dukaten. Bei zwölf waren wir stehengeblieben…«
»Elf, Hund von einem Menschenjäger«, knurrte Zamorra grimmig. »Elf, oder du überlebst diese Nacht nicht.«
Er öffnete seine Geldkatze, zählte die elf Dukaten sorgsam ab und warf sie dem feisten Sklavenhändler vor die Füße. Der bückte sich nicht selbst, sondern ließ die Münzen von einem seiner Gehilfen aufklauben. Dann ließ er seinerseits den Schlüssel fallen.
Zamorra blieb nichts anderes übrig, als sich zu bücken, und er wußte genau, daß er in diesem Moment Punkte verlor. Aber was machte das schon gegen das Gefühl, Eva gekauft zu haben?
Er sprang auf die Bank und zog sie mit sich wieder herunter. Dann schloß er den Kragen des Mädchens auf. »Du bist ab jetzt frei«, sagte er und faßte nach ihrer Hand.
Der Filzbärtige lachte höhnisch. »Narr«, kicherte er und verschwand im Zeltinnern.
Zamorra zog Eva mit sich.
»Warum tust du das?« fragte sie mit großen Augen, als sie schließlich am Ende des Sklavenmarktes stehen blieben. »Warum läßt du mich frei? Du hast mich gekauft! Du willst einen Gegenwert für dein Geld. Elf Dukaten sind viel, Herr, weit mehr, als ich wert
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