0625 - Lucifuges Mörder-Horden
Augen und Ohren.
Und sie ermöglichen ihm Dinge, die sonst niemandem möglich gewesen wären.
Vor allem dann, wenn der Kaiser ganz besondere Wünsche hat…
***
Kaiser Magnus lehnte sich zurück. Seine Arme lagen auf den Sessellehnen, die vorn in Löwenköpfen ausliefen. Der Kaiser hob eine Hand und schnipste mit den Fingern.
»Berichte«, sagte er knapp.
Zu seinen Füßen machte es sich ein dunkles Tier bequem, das wie eine Mischung aus schwarzem Leopard und Yeti aussah; es verband die Gefährlichkeit des einen mit der Schnelligkeit des anderen und stammte aus den glühenden Bergen. Ein stummer Sklave mit dunkler Haut stand links neben dem Thronsessel, bereit, auf einen leichten Wink Magnus' in Aktion zu treten. Rechts warteten zwei hübsche, spärlich bekleidete Sklavinnen mit Wein und Früchten. Ein Harfenspieler entlockte seinem Instrument einschmeichelnde Klänge, und wenn Magnus den Kopf wendete, konnte er die nackten Mädchen sehen, die nach der Melodie des Musikanten tanzten.
Der Mann in der schwarzen Kleidung, dessen Gesicht trotz der tausend Kerzen und ihrem flackernden Schein ständig im Schatten lag, verzichtete darauf, sich vor dem Kaiser zu verneigen.
»Es ist geschehen«, sagte der Zauberer. »Das Mädchen wurde beschafft. Meine Diener bringen es her.«
»Wie lange sollen Wir noch warten?« fragte der Kaiser.
Der Zauberer hob beide Hände.
»Zwei Tage«, sagte er.
Oder eine Ewigkeit, fügte er in Gedanken hinzu. Er musterte die tanzenden Mädchen mit einem kurzen Seitenblick. Magnus besaß wahrlich genug Schönheiten um sich herum. Da kam es auf ein Mädchen mehr oder weniger auch nicht mehr an. Aber er wollte Santors Tochter.
Dabei wußte er nicht einmal ihren Namen. Den wußte der Zauberer auch erst, seit er das Mädchen suchte und fand. »Patricia heißt sie«, sagte er. »Vielleicht gefällt Euch der Name, mein Kaiser.«
Magnus winkte ab. »Der Name ist unwichtig. Sie bekommt ohnehin einen anderen. Wir wollen sie schleunigst hier haben.«
»In zwei Tagen, ich sagte es schon«, erwiderte der Zauberer. Er versuchte den Kaiser zu prüfen, zog seine mentalen Fühler aber rasch wieder zurück. Da wußte er, daß Magnus stärker geworden war in den letzten Tagen. Seit Magnus hier in der Festung lebte, beschäftigte er sich mit Magie.
Er war ein Suchender. Ein Forscher. Immer tiefer drang er in die Geheimnisse der Magie ein, und das, ohne einen Zauberer um Hilfe zu bitten. Er war sein eigener Lehrmeister. Selbst Aaraa, der Mann mit dem Schattengesicht, wußte nicht genau, wieviel Magnus beherrschte.
Und in der Kugel aus gefrorenem Feuer sah Magnus dieses Mädchen. Und er wollte es haben…
Deshalb war Aaraa jetzt hier, um einen Zwischenbericht zu geben. Deshalb waren zwei Männer aus Lucifuge Rofocales Mördergilde mit dem Mädchen unterwegs in die Berge, um es hier im Palast abzuliefern.
Aaraa lächelte dünn. Vielleicht würde er auch dafür sorgen, daß Magnus Patricia nicht bekam. Das Mädchen war von ausgesuchter Schönheit, ihr Blut war rein. Und der Schatten in Aaraas Gesicht wurde immer stärker. Vielleicht nahm Lucifuge Rofocale ihn ein wenig zurück, wenn er ein gutes Opfer erhielt.
Zwei Tage waren noch eine lange Zeit. Viel konnte geschehen. Aaraa mußte nur achtgeben, daß er sich nicht in der Kugel aus gefrorenem Feuer zeigte, denn diese ließ sich nicht belügen. Und wenn Magnus erfuhr, daß Aaraa ein eigenes Spiel trieb, dann mochte er Kräfte entfesseln, die nicht nur Aaraa endgültig zu einem Schatten werden ließen.
Davor fürchtete er sich…
Magnus' Kräfte ließen sich nur schwer einschätzen. Und der Kaiser besaß in gewisser Hinsicht Macht über Aaraa, weil er einer der wenigen Menschen war, die den Namen des Zauberers kannten…
Aaraa fragte sich, welchem Dämon Magnus diente. Oder war er einer der wenigen Freien?
Ein Mann voller Rätsel. Ein Kaiser, der seine Staatsgeschäfte von seinen Ratgebern erledigen ließ.
»Wir brauchen dich jetzt nicht mehr«, sagte Magnus. »Du hast Unsere Erlaubnis, dich zurückzuziehen. Laß Uns nicht zu lange auf dieses Mädchen warten.«
»Sei unbesorgt, mein Kaiser«, murmelte Aaraa, wandte sich um und schritt davon. Er verließ den Prunksaal. Seine Hand glitt zu seinem Gesicht hinauf, als er draußen unbeobachtet war, tastete durch den Schatten, der es bedeckte.
Es wurde wirklich Zeit, dessen Macht wieder zu verringern. Der Dämon gewann mehr und mehr Einfluß. Das gefiel Aaraa nicht. Je mehr er seine Kräfte einsetzte,
Weitere Kostenlose Bücher