0626 - Dracula II ist wieder da
Kopf, wobei er keine Rücksicht darauf nahm, daß die Beretta ihn berührte.
»Finden Sie das so lustig?« fragte Suko hinter mir.
»Ja, verdammt.«
»Und weshalb?«
»Okay, Bullen, ihr könnt mich einlochen, weil ich eine MPi besitze, aber nicht wegen Mordes!«
»Mehr als zwanzig Messerstiche, Morley. Damit haben Sie die Frau getötet!«
Er starrte mich an. Ich rechnete damit, daß sein Widerstand zusammenbrechen würde. Plötzlich lachte er wieder. Diesmal allerdings drang ein Prusten durch seine beinahe noch geschlossenen Lippen, und mir sprühte Speichel gegen die Gesichtshaut, was nicht gerade angenehm war. »Sorry, Bulle, aber ich konnte nicht anders. Was soll ich getan haben? Wiederhole das!«
»Das wissen Sie selbst.«
Seine Augen bekamen einen triumphierenden Ausdruck, der mir gar nicht gefiel. Ich dachte an Sir James, an mein komisches Gefühl, denn so etwas Ähnliches hatte auch Suko gespürt. All das addiert, kam mir schon komisch vor.
Hier lief einiges quer…
»Haben Sie die Frau nun getötet, oder haben Sie es nicht getan?« fuhr ich ihn an.
Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Mit über zwanzig Messerstichen, wie?«
»Ja.«
»Das habe ich.«
»Na bitte, dann…«
»Moment, Bulle, du mußt mich ausreden lassen. Ich bin mir keines Verbrechens bewußt. Klar, ich habe sie getötet, aber es bleibt doch jedem selbst überlassen, ob er sein Messer zwanzig und mehr Male in eine Schaufensterpuppe hineinstößt oder nicht…«
***
Da hatten wir den Salat. Suko und ich glaubten, uns verhört zu haben. Für ihn war es ein gewaltiger Spaß, denn er amüsierte sich über unsere Gesichter. Dazu hatte er einen Grund, denn wir mußten dumm aus der Wäsche geschaut haben.
»Kann ich mich mal bequemer hinsetzen?«
Wir hatten nichts dagegen. Morley stand auf und wankte zu einem Stuhl. »Hast einen verdammt harten Punch, Bulle, das muß ich schon sagen.« Er hockte da, war klein, gebeugt, sein Gesicht mit den hervorquellenden Augen, der langen Nase, dem breiten Mund und dem fliehenden Kinn hatte etwas Kasperhaftes an sich. Wenn er den Mund bewegte, sah es aus, als würde er etwas essen. Aus der rechten Seitentasche der Jacke holte er eine zerknitterte Zigarettenpackung hervor und pulte ein Stäbchen heraus. Er tat es sehr langsam, als würde er die Situation genießen. Mit zwei Fingern strich er den Glimmstengel gerade, bevor er ihn zwischen die Lippen steckte und die Spitze mit einem Einwegfeuerzeug anzündete.
»Haben Sie uns nichts zu sagen?« sprach Suko ihn an. Er kam sich ebenso für dumm verkauft vor wie ich. Das entnahm ich dem Klang seiner Stimme.
»Klar, ich werde euch etwas sagen. Ich weiß nicht, wer euch die Geschichte erzählt hat, aber es muß ein Idiot gewesen sein. Ein verdammter Idiot, wirklich.«
»Reden Sie!« forderte ich ihn auf.
»Ich habe alles gesagt. Die Puppe ist von mir gekillt worden, Bulle. Nur eine Puppe.«
»Und weiter?«
»Ist das verboten?«
»Im allgemeinen nicht.«
»Na bitte. Jeder kann so viele Puppen killen, wie er will, auch ich.«
»Warum haben Sie das getan?« Ich ärgerte mich ungemein, weil ich bei diesem Sauwetter lieber zu Hause im Bett gelegen hätte, anstatt in der alten Bude zu hocken.
»Das ist ganz einfach. Ich habe nämlich Spaß daran, Puppen zu killen. Einfach so.«
»Und Sie taten das in London?«
»Klar.«
Suko und ich warfen uns einen Blick zu. Wir kamen nicht mehr mit. Weshalb hatte uns Sir James auf die Spur eines Mannes gesetzt, der eine Puppe gekillt hatte?
»Wo ist das passiert?«
»In London, in der City, so richtig vor Zeugen, die fast durchgedreht wären.«
»Was geschah dann?«
»Man nahm mich fest, verhörte mich, mußte mich wieder laufenlassen, weil es nicht verboten ist, Puppen zu killen. Ich bin wieder hier in meine Bude gegangen.«
»Das ist Ihr Zuhause?«
»Klar, Chinese, ich wohne hier. Ich gehöre zu denen, die den Sumpf durchkämmen und für einen gewissen Naturschutz sorgen. Ich hege und pflege. Ihr müßtet Leute wie mir dankbar sein, daß ich so etwas überhaupt tue. Ich bin Umweltschützer.«
»Der Puppen killt«, sagte Suko.
»Auch das.«
»Und weshalb haben Sie das getan?«
Er hob die Schultern. »Kann ich euch nicht sagen. Es kam einfach über mich.«
Ich hob die Schultern. »Wenn Sie uns hier auf den Arm nehmen wollen; haben Sie sich getäuscht.«
»Nein, bestimmt nicht. Vielleicht mag ich keine Puppen und habe sie deshalb traktiert.«
»Woher bekamen Sie die Puppe?«
»Ich fand sie.«
»Wie
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