0626 - Dracula II ist wieder da
Messer traktiert?«
»Klar.«
»Können wir es auch versuchen?«
Er hob die Schultern. »Wenn ihr wollt, sicher. Aber ich möchte euch zuvor noch etwas sagen. Ich habe einfach den Eindruck gehabt, als würden sie leben.«
»Ach ja?«
Er lächelte nur.
»John«, sagte Suko, »schau dir mal den Hals bei deiner Puppe genauer an. Die linke Seite.«
»Was ist da?«
»Mach schon.«
Ich drehte die Puppe herum, das Wasser rann sintflutartig vom Himmel. Ich reinigte den Hals so gut wie möglich vom Regen und auch von Schmutzstreifen.
»Siehst du was?«
»Noch nicht.«
»Leuchte hin.«
Ich tat es. Schon beim ersten Hinschauen sah ich, was Suko gemeint hatte.
Nein, ein Klumpen bildete sich nicht in meinem Magen, obwohl ich einen gewissen Druck nicht verleugnen konnte. Die Puppe besaß an der Halsseite zwei Punkte, die nach unten hin zu Streifen verliefen und in mir gewisse Assoziationen weckten.
»Was sagst du?«
»Bisse!« erwiderte ich nur so laut, daß Suko meine Antwort verstehen konnte.
»Wie von Vampiren?«
Ich schaufelte Wasser aus den Augen. »Ja, verdammt, das sieht nach Vampirbissen aus.«
»Wunderbar, John. Wenn die Puppen mit Blut gefüllt sind, haben Vampire leichte Beute.«
Ich räusperte mich. »Verflixt noch mal, die müssen doch irgendwo herkommen.«
»Vielleicht hat ein Blutsauger ein Lager angelegt. Möglich ist alles.«
Wir hatten uns lauter unterhalten und waren auch von Rick Morley verstanden worden. Der kam näher.
»Was reden Sie denn da von Vampiren. Das sind Schauermärchen.«
»Für Sie vielleicht.«
Wie ein Gespenst stand er im Regen. Die Laterne schwankte in seiner rechten Hand. »Also ich komme da nicht mit. Das ist mir zu hoch. Sie reden hier von Vampiren, die ein Blutlager angelegt haben?« Sein Kichern klang irr. »Das kann ich nicht begreifen, das ist doch der reinste Blödsinn!«
»Bestimmt nicht.«
»Aber es gibt keine Vampire.«
Ich wollte nicht länger mit ihm diskutieren und legte die Puppe wieder hin.
Suko tat es mir nach. Noch gebückt stehend, drehte er den Kopf und schaute mich an.
Ich wußte, was er wollte und nickte. »Klar, Suko ich werde es mit dem Silberdolch versuchen.«
Morley stand mit zwei stapfenden Schritten neben mir. Unter seinen Schuhsohlen spritzte Wasser hoch. »Was wollen Sie mit dem Messer machen, Sinclair?«
»Das gleiche wie Sie.«
»Buchtet man euch auch ein?«
Ich gab ihm keine Antwort. Den Dolch hatte ich bereits aus der Scheide gezogen und hielt ihn in der rechten Hand. Vom Kinn abwärts strich ich mit der Spitze leicht über die Haut hinweg. Zu leicht, denn ich ritzte sie nicht einmal.
»Das klappt nicht«, murmelte Suko.
Ich gab mehr Druck. Genau an den Stellen, wo die Spitze in die Haut hineinstieß, hörte ich das leise Knacken, als würde dort eine Glasur zerspringen. Die glatte, regenfeuchte Haut bekam einen langen Riß, kaum breiter als ein Haar, aber er hatte den Körper der Puppe geöffnet und gab dem Inhalt freie Bahn.
Überall quoll die dünne, rote Flüssigkeit hervor, verteilte sich auf dem bleichen Körper, bevor die Regentropfen sie erwischten und das Blut zu einem Schmier auseinanderlaufen ließen.
Suko war an meine Seite gehuscht, während Rick Morley wieder zurückging, weil er den Anblick wohl nicht ertragen konnte. »Das ist Blut«, sagte ich leise.
Mein Freund und Kollege nickte. »Wobei ich mich frage, wer es gespendet hat.«
»Spenden ist gut.«
»Denkst du noch immer an ein Blutlager für Vampire?«
Ich nickte heftig. »Ganz sicher, Suko.« Ich schaute auf die Puppe.
Das Blut war nicht zu stoppen. Es suchte sich seinen Weg, und der Regen verwischte es auf der Oberfläche zu einem rosafarbenen Schmier. »Du brauchst es bei deiner Puppe erst gar nicht zu versuchen, Alter. Ich bin fest davon überzeugt, daß alle anderen ebenfalls mit Blut gefüllt sind. Und das ist nicht gut.«
»Was sollen wir machen? Liegenlassen können wir sie nicht.«
»Stimmt.«
»Also?«
Ich hob die Schultern und flüsterte ihm zu: »Vielleicht weiß unser Freund Morley mehr. Ich habe sowieso den Eindruck, daß er ein falsches Spiel treibt. Dieses freiwillige Führen an den bestimmten Ort kommt mir spanisch vor. Das Zerhacken der Puppe mit dem Messer kommt mir im nachhinein aufgesetzt vor.«
»Sogar Sir James hat mitgespielt.«
»Eben.«
Ich drückte mich hoch. »Morley!« rief ich. »Kommen Sie mal her. Wir müssen mit Ihnen reden.«
Er meldete sich nicht. Aber er stand auch nicht mehr in der Mulde, hatte sie
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