0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt
dröhnte Magnus. »Leider erst jetzt, aber… das wird Er nicht tun!«
Santor sah, wie Ran seinen Dolch in den eigenen Oberschenkel stoßen wollte. Aber mitten in der Bewegung packte eine unsichtbare Kraft seinen Arm und zwang ihn zurück. Etwas krachte dumpf. Magnus lachte höhnisch. Da begriff Santor.
Sie hatten es doch durch die Kugel gesehen… wie man einen Zauberer töten kann… frisches Blut auf der Klinge brach jeden Abwehrbann… Ran hatte den Dolch mit seinem eigenen Blut benetzen und dann in den Körper des Kaisers bohren wollen, um den besessenen Zauberer damit zu töten… aber Magnus hatte das erkannt und verhinderte es…
Ran stöhnte dumpf. Er kämpfte gegen den Bann an, in welchem ihn Magnus hielt. Er krümmte sich, versuchte immer wieder freizukommen, aber es gelang ihm nicht.
Santor sah sich gehetzt um. Er wußte, daß es für ihn jetzt nur noch zwei Möglichkeiten gab: zu fliehen, oder den Kampf mit dem Kaiser aufzunehmen. Doch wie sollte er eines Gegners Herr werden, der seine Gedanken las wie Zeichen auf einer Schriftrolle und rechtzeitig erkannte, was sein Feind plante, um ihn ebenso festzuhalten wie Ran?
Der begann zu wimmern. Er mußte unter furchtbaren Schmerzen leiden. Der Zauberer-Kaiser benutzte seine neu hinzugewonnene Macht und strafte den Verräter.
Santor versuchte alles Denken zu unterdrücken. Er zählte in Gedanken Goldmünzen. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs…
Magnus wandte ihm den Kopf zu. Erstaunen drückte sich in seinem Gesicht aus. »Was soll das?« fauchte er.
Er war unsicher. Das nutzte Ran aus, der den Kaiser unter allen Umständen vernichten wollte. Er schaffte es, sich vorwärts zu werfen, auf Magnus zu. Aber er war nicht schnell genug. Magnus reagierte sofort. Die magische Kraft packte zu. Ran flog durch die Luft, kreischte und wurde förmlich in zwei Teile gerissen. Magnus brüllte seinen Triumph hinaus. Ran flog direkt auf Santor zu.
Der schoß im Reflex. Eine Klinge jagte aus dem Rohr und schlug durch den auf ihn zu fliegenden, bereits toten Ran hindurch.
Und traf Magnus.
Der Kaiser wurde zurückgeschleudert. Er japste. Furcht zeichnete sein Gesicht. »Nein…«, stöhnte er dumpf. »Nein, nicht… nicht… du…«
Da erst begriff Santor, was geschehen war.
Er hatte das getan, was Ran vorhatte - wenn auch wohl aus anderen Gründen. Die abgeschossene Schwertklinge war durch Ran gegangen und trug dessen frisches Blut an sich.
Sie brach den Abwehrbann des Zauberer-Kaisers und tötete ihn.
Magnus brach zusammen. Seine Hände preßten sich gegen seine Wunde, aber er konnte nichts mehr aufhalten.
Sein Leben floh.
Bleich starrte er seinen Bezwinger an. »Ich hasse dich, Santor… und deine Tochter siehst du niemals wieder… verflucht sollst du sein…«
Dann war es vorüber.
Santor sah ihn an. Lange Zeit stand er unbeweglich da. Nur allmählich dämmerte es ihm, daß der Kaiser nun tot war. Und er war derjenige, der ihn getötet hatte.
Was zählte es, daß Magnus von einem Dämon besessen gewesen war? Wer konnte es jetzt noch beweisen?
Er mußte fliehen. Niemand durfte ihn mit diesem Geschehen in Verbindung bringen, oder sein Leben war verwirkt. Man suchte ihn doch jetzt schon! Wer immer ihn erkannte, würde ihn im günstigsten Fall einfach töten. Wahrscheinlicher war, daß man ihn lebend fing und in den Folterkammern verschwinden ließ.
Er würde als Kaisermörder gelten.
Langsam, das Rohr in der Hand, verließ er den Raum, diese Totenkammer, auf dem gleichen geheimen Weg, den sie zu dritt gekommen waren…
***
Merlin war jetzt sicher.
Lucifuge Rofocale verstieß gegen die Regel. Im gleichen Moment, als Merlin das endgültig erkannte und für sich nutzen wollte, lachte der Erzdämon grimmig auf.
»Ah, du glaubst, schon gewonnen zu haben? Dann sieh, was noch kommt! Du kannst nicht gewinnen!«
Und Merlin sah, daß es ein Fehler gewesen war, den Spielverlauf auch nur einen kurzen Augenblick lang zu vernachlässigen.
***
Es gab einen dumpfen Laut, als der Opferstein sich auflöste. Durch die Kraft des Zauberers und des Dämons beschworen, hatte er jetzt ebensowenig noch Bestand wie der Opferdolch und die Blutschale. Alles verschwand, so wie es gekommen war.
Patricia stürzte auf den harten Boden. Sie stöhnte dumpf auf.
Mit ein paar Schritten war Zamorra bei ihr. »Bist du verletzt, Herrin?« fragte er besorgt.
Stumm schüttelte sie den Kopf.
Teri trat zu ihnen. »Wir müssen fort«, sagte sie. »Seht. Die Finsternis kommt!«
»Blut
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