0627 - Nadine und die Mörderwölfe
Augen, als ich auf den Kaffeerest starrte. »Da gibt es die Insel Avalon. Sie ist wahrscheinlich von Nadine besucht worden. Nur dort kann meiner Ansicht nach der Austausch stattfinden.«
»Was sollte Johnny dabei?«
»Ich weiß es nicht, Glenda. Ich kenne die Pläne dieser Werwolf-Mafia nicht. Die haben ein Spiel angeleiert, bei dem mir der Durchblick fehlt.«
»Dann müssen wir uns eben auf die offenen Augen verlassen. Und die Ohren ebenfalls«, lächelte mein Freund.
Glenda stand auf und ging. Mit der Kanne kam sie zurück, schenkte nach und stellte keine Fragen, was besser war, denn wir wollten unseren Gedanken nachhängen.
Es war ja nicht so, als wären wir beide nur untätig. Wir hatten schon etwas in die Wege geleitet. So wollte ich über alles informiert werden, was sich an gewöhnlichen und außergewöhnlichen Dingen ereignete und mit der Polizei in Berührung kam. Man hatte uns schon die Vorfälle der vergangenen Nacht aufgelistet. Nach einem ersten Durchschauen hatten wir herausgefunden, daß es nichts gab, was uns hätte weiterhelfen können.
Ich hörte aus dem Vorzimmer Stimmen. Glenda hatte Besuch bekommen. Sie bedankte sich bei dem Mann, trat in unser Büro, und wir sahen ihrem Gesicht an, daß etwas passiert war.
»Und?« fragte ich.
»Hier.« Sie legte etwas auf den Schreibtisch. Es war ein Foto, das wir gemeinsam anschauten, und ich hatte plötzlich den Eindruck, als würde sich das gesamte Büro um die eigene Achse drehen…
***
Johnny Conolly wunderte sich darüber, daß er dieser Fremden so vertraute. Er saß neben ihr im Auto, schaute hin und wieder nach draußen, wo die wenigen Lichter vorbeihuschten, denn die Londoner Vororte lagen bereits hinter ihnen.
»Wo fahren wir denn hin?« Diese Frage stellte Johnny bereits zum wiederholten Mal.
Und er bekam wieder die gleiche Antwort. »Hast du nicht deine Freundin sehen wollen?«
»Ja.«
»Dann freue dich darauf, daß du sie bald zu Gesicht bekommen wirst, mein Bester.«
Der Junge schwieg. Die Lippen hielt er fest zusammengepreßt. Er bewegte sie dabei, ohne zu sprechen. Manchmal nur zwinkerte er mit den Augen oder legte die Stirn in Falten, dann sah er aus, als würde er über irgend etwas nachdenken.
Die Gegend kannte er nicht. Zudem war es dunkel, und er konnte sich deshalb schlecht orientieren. Aber er stellte sich die Frage, ob er etwas falsch gemacht hatte, und plötzlich stieg ein Gefühl der Furcht in ihm hoch.
Er wollte nicht, daß die rechts neben ihm sitzende Frau etwas merkte. Deshalb riß er sich zusammen und schnitt kein Thema mehr an. Womöglich verriet er sich noch durch seine zitternde Stimme.
Die Frau war hübsch. Das Haar paßte zu dem gleichmäßig geschnittenen Gesicht. Wenn nur die kalten Augen nicht gewesen wären und die manchmal so verkniffen wirkenden Lippen, Johnny hätte Morgana sogar richtig nett finden können.
Sie trug Jeans, einen Pullover und eine dreiviertellange Jacke, die fast bis zu den Kniekehlen reichte. Sportlich sah sie aus und gleichzeitig auch wild. Wie eine Person, die genau wußte, was sie tat und was sie wert war.
Irgendwann stoppten sie. Johnny, der ein wenig gedöst hatte, schreckte hoch.
»Sind wir da?«
»Nein.«
»Aber Sie haben angehalten.«
»Das stimmt schon.« Sie zog den Zündschlüssel ab und ließ ihn in die rechte Außentasche gleiten. »Wir haben noch Zeit, wir werden hier warten. Versuche du, die Augen zu schließen, das ist besser für dich.«
»Aber Sie wollten mich zu Nadine bringen.«
»Das stimmt auch.«
»Und?«
»Später.«
Johnny lagen noch zahlreiche Fragen auf der Zunge. Allerdings traute er sich nicht, sie zu stellen. Zwischen ihm und der Frau schien eine Mauer zu stehen, gläsern zwar, aber sie war vorhanden.
Morgana drehte den Kopf nach links. Johnny schaute in ihre Augen, in diese fürchterlich kalten Laternen.
»Was ist?«
»Nichts, Morgana, nichts.«
Die Layton nickte. »Denke immer daran, daß ich es bin, die dich zu Nadine führen kann, klar?«
»Sicher.«
»Ich werde jetzt aussteigen und mich ein wenig in der Gegend umschauen, Johnny.«
»Was ist mit mir?«
»Du bleibst im Wagen sitzen!« Sie beugte sich Johnny entgegen.
»Damit ich mich auch auf dich verlassen kann, Junge, werde ich dich festbinden müssen.« Im nächsten Augenblick hielt sie ein paar Handschellen fest.
Johnny schielte auf die stählernen Kreise und spürte tief in sich die würgende Furcht. »Ich tue wirklich nichts, Morgana. Warum soll ich denn gefesselt
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