0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Bevölkerungsdichte von 208 Einwohnern pro Quadratkilometer, aber die weitaus meisten Menschen drängen sich in den Ballungszentren der großen Städte; der ländliche Raum ist eher spärlich besiedelt. Daher ließ sich nicht berechnen, wie nah oder fern die nächste menschliche Ansiedlung gelegen war. Zamorra hoffte, daß die Entfernung nicht allzu groß war.
    Aber es schleppte sich hin.
    Nicole sagte nichts dazu. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wären sie ohnehin schon viel früher zu Fuß aufgebrochen, ohne erst den Wagen an einer prägnanten Stelle unwiderruflich zu blockieren.
    Zamorra hegte dabei allerdings bestimmte Hintergedanken. Es war weniger Durchsetzungswillen oder kindisches Trotzverhalten, was ihn dazu bewog, wider alle Vernunft mit dem Auto den eigentlich unmöglichen Weg am Flußufer zu benutzen.
    Er wollte damit einen ganz bestimmten, falschen Eindruck erwecken. Den Eindruck des risikofreudigen, leichtsinnigen Draufgängers.
    Aber wem gegenüber?
    Er war sich nicht sicher. Bishop? Der Warner? Tegore? Wer auch immer im Hintergrund lauerte und ihn beobachtete… falls er ihn nicht sehr gut kannte, mochte er auf Zamorras Verhalten hereinfallen und ihn falsch einschätzen. Zamorra hoffte darauf. Sein Plan ging nur dann nicht auf, wenn der andere ihn besser kannte, als ihm lieb war.
    Ssacah selbst kannte ihn bei weitem noch nicht gut genug, das war sicher. Die Ssacah-Diener, mit denen Zamorra bislang zu tun gehabt hatte, hatten ihre Erkenntnisse nicht an den Dämon weitergeben können. Und da Ssacah unter anderen Dämonen kaum beliebt war -die hatten während jener Zeit, in der der Kobra-Dämon ›tot‹ war, ohnehin schon begonnen, seinen Einflußbereich unter sich aufzuteilen und waren jetzt mehr als sauer darüber, alle eroberten Bereiche wieder an ihn zurückgeben zu müssen - würden sie ihn kaum mit Informationen über Zamorra versorgen, schon allein, damit Ssacah wieder ausgeschaltet werden konnte. Den Intriganten der Schwarzen Familie konnte doch nichts besseres passieren, als daß Zamorra Ssacah erneut massakrierte -möglichst endgültig.
    Und wenn es umgekehrt passierte, würden sie auch nicht gerade weinen.
    Wie auch immer; Zamorra hatte sich für einen Beobachter jetzt in eine ganz bestimmte Position manövriert. Da er nicht genau wußte, wie intensiv die Beobachtung war, die zuerst für das Auftauchen des Warners und dann für das Auftauchen Tegores gesorgt hatte, verzichtete er auch darauf, mit Nicole darüber zu reden. Auch Telepathie schied aus; manche Dämonen oder Dämonisierte vermochten Gedanken zu lesen, und Zamorra dachte nicht daran, seine mentale Abschirmung zu öffnen, solange er nicht genau wußte, daß er sicher und unbelauscht war.
    Er konnte nur hoffen, daß Nicole ihm auch diesmal vertraute.
    Und daß er mit seinen Überlegungen richtig lag.
    Irgendwann - auch über dem Laubdach mußte es schon dunkel geworden sein - kapitulierte er schließlich vor dem Weg. Es war nicht mehr abzusehen, wann sie auf eine Ansiedlung stießen. Vielleicht befand sie sich schon hinter der nächsten Wegbiegung, doch darauf wollte er es nicht mehr ankommen lassen. Sie hatten sich von Wegbiegung zu Wegbiegung getastet, immer in der Hoffnung, das Ende gleich erreicht zu haben, daß sie beide mittlerweile nicht mehr darauf erpicht waren, noch ein paar Dutzend Enttäuschungen mehr hinzunehmen.
    Auch angesichts der Möglichkeit, vielleicht nur noch ein paar hundert Meter vom nächsten Dorf entfernt zu sein, schlug Zamorra vor, ein Nachtlager aufzuschlagen. Er stellte den Ultraschallsender auf, der gefährliches Kleingetier durch die ausgesandten Tonfrequenzen fernhielt, und sie kletterten in die Bäume und banden sich so fest, daß sie zwar nicht im Schlaf abstürzen konnten, es ihnen aber möglich war, im Gefahrenfall blitzschnell frei zu sein.
    Die Petroleumlampe brannte unten auf dem Boden und sorgte für ein wenig Übersicht. Die Decken waren so ausgelegt, daß es auf den ersten Blick so aussah, als lägen da tatsächlich zwei Schläfer. Auf die Idee, daß die Gesuchten sich über ihnen befanden, würden eventuelle Gegner erst kommen, wenn es zu spät war.
    Zusätzlich hatte Zamorra mit dem auf Nadelstrahl geschalteten Blaster ringsum winzige weißmagische Schutz- und Warnzeichen in den Boden gebrannt, die bei Nacht so gut wie gar nicht erkennbar waren, aber zuverlässig reagieren würden, sobald ein schwarzmagisches Geschöpf sich ihnen näherte und den unsichtbaren Schutzkreis