0627 - Tanz der Kobra
erkannte sie, wen sie vor sich hatte.
Sie nahm Menschengestalt an.
»Wie bist du hierher gekommen, Mensch?« zischte sie.
Bishop verzog das kantige Gesicht zu einem falschen Lächeln. »Das überrascht dich, nicht wahr? Mir stehen viele Wege zur Verfügung. Alle die, die auch Ssacah geht.«
»Was willst du hier?« wollte Tegore finster wissen. Sie sah ihre beiden menschlichen Begleiter an. Die regten sich nicht. Sollte der Hohepriester sie hypnotisiert haben? Vielleicht hatten sie Tegore deshalb nicht rechtzeitig vor seiner Annäherung gewarnt.
»Schauen, was aus deinem großartigen Plan geworden ist, Schlange. Dein Diener scheint ihn nicht so ganz ernst zu nehmen.«
»Was geht dich das an?« fuhr sie auf. »Wenn du genau hinschaust, wirst du sehen, daß Zamorra bereits hier ist.«
»Aber sicher nicht so ahnungslos, wie du dachtest. Wolltest du ihn nicht in eine Falle laufen lassen? Dein großer Plan schlägt fehl. Du wolltest ihn hilflos sehen, ohne Fluchtmöglichkeit. Hier hat er gleich mehrere - er braucht nur eines der Autos zu nehmen. Warum hast du ihn nicht schon unterwegs abgefangen, als es noch gefahrlos möglich war?«
»Er hatte sich in der Nacht geschützt.«
»Ja, und du glaubtest dann, ihn am Tage nicht mehr angreifen zu müssen, wie? Oder hast du geglaubt, daß er deinem Diener folgt? Das tat er eben nicht. Er ist kein Narr. Du hast ihn unterschätzt.«
Die Augen der Frau veränderten sich, ihre Pupillen wurden wieder zu schmalen Schlitzen.
»Wenn Sie so klug sind, Commander, warum erledigen Sie Zamorra dann nicht selbst? Auf Ihre Weise, mit Ihren Mitteln, mit Ihrer Macht?«
»Oh, der Wurm wird frech«, sagte er. »Sieh zu, daß du deinen Patzer ausbügelst. Ansonsten wirst du daran, daß Ssacah dir freie Hand gab, nicht sehr viel Freude haben…«
Sie ballte die Fäuste.
»Beiß doch, Schlange«, grinste er und wandte ihr den Rücken zu.
Ihre beiden zweibeinigen Begleiter waren immer noch reglos.
Der Hohepriester des Kobra-Dämons schritt davon.
Tegore sah wieder zum Dorf. Dort hatte sich nichts verändert - außer, daß die beiden Menschen Zamorra und Duval den Häusern näher gekommen waren. Als Tegore sich wieder nach Bishop umblickte, war er spurlos verschwunden.
Sie begriff nicht, wie er das gemacht hatte. Sie hatte keine Magie gespürt. Nicht den geringsten Hauch. Sie konnte aber auch kein Weltentor in der Nähe fühlen. Zumindest keines von Ssacahs Toren.
Es flößte ihr Furcht ein, nicht zu wissen, was er tat und welche Möglichkeiten er beherrschte. Aber vermutlich war genau das seine erklärte Absicht -ihr Angst einzujagen.
Sie fragte ihre beiden Begleiter. Aber sie waren nicht in der Lage, ihr zu antworten. Entweder hatten sie wirklich nicht gesehen, wie er gekommen und wieder gegangen war, oder sie standen immer noch unter seiner Hypnose.
Es gefiel ihr nicht.
Sie war Ssacahs Dienerin, aber nicht die eines Emporkömmlings, eines Menschen, der es irgendwie geschafft hatte, sich Ssacahs Vertrauen zu erschleichen. Mit welchen Mitteln hatte er das fertiggebracht?
Das würde sie später klären müssen.
Jetzt mußte sie zusehen, daß sie die Falle um Zamorra doch noch schließen konnte.
Und sie sandte einen starken Gedankenbefehl aus.
Ssacahs kleine Ableger gehorchten…
***
Andra hatte ein paar Worte mit den alten Leuten gewechselt und kehrte dann zum Wagen zurück. »Wir werden hier bleiben«, sagte er. »Der Tag ist zwar noch jung, aber das können wir nutzen. Wir haben jetzt ja eine Schlange weniger. Also sollten wir uns, sobald die Zelte stehen, auf die Suche machen.«
Die anderen nickten zustimmend. Belani zeigte ein eigenartiges Lächeln.
Andra fuhr den Wagen zu der Stelle, die man ihm genannt hatte, um dort das Lager aufzuschlagen.
Es ging schnell voran. Sie hatten die Zelte schon tausend Mal aufgebaut oder öfter. Jeder Handgriff saß. Innerhalb weniger Minuten war das Lager aufgebaut, eine kleine Feuerstelle ausgehoben und persönliche Dinge aus dem Auto in die beiden Zelte gebracht. Nur die Körbe mit den Schlangen blieben im Wagen zurück. Der ließ sich besser verschließen als die Zelte, um zu verhindern, daß die Schlangen, falls sie auf die Idee kamen, die Korbdeckel zu heben und ins Freie zu kriechen, unerlaubte Ausflüge unternahmen.
Auch die Gastgeber, die Menschen der Dörfer, durch die die Gaukler zogen, fühlten sich sicherer, wenn sie die Kobras sicher verschlossen wußten.
Natürlich hatte Andra den Wagen im Schatten abgestellt, damit er
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