0629 - Attacke der Werwölfe
jetzt?«
Brendon starrte ihn an.
»Ich weiß es nicht«, sagte er dann.
»Grissom ist in Exeter von Werwölfen gejagt worden«, sagte Zamorra. »Vielleicht wurde er verletzt und der Keim auf ihn übertragen. Wie haben Sie diesen Keim festgestellt?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Das ist doch alles Unsinn.«
»Ich könnte versuchen, Sie telepathisch zu sondieren.«
Brendon lachte wild auf. »Verschwinden Sie«, sagte er. »Sofort. Oder ich rufe die richtige Polizei und lasse Sie entfernen.«
»Sie sind unsicher. Sie fragen sich, wer ich wirklich bin und warum ich mich für Grissom interessiere«, sagte Zamorra.
»Soll das jetzt ein Beweis für Telepathie sein? Sie raten ganz schön daneben, Mann.«
»Sie werden die richtige Polizei garantiert nicht rufen. Sie müßten Ihren illegalen Waffenbesitz zugeben. Sie haben… der Drudenfuß! Sie haben Grissom mit einem silbernen Drudenfuß getestet! Er hat darauf reagiert!«
Brendon wurde blaß.
»Woher ich das weiß?« Zamorra lächelte. »Ich habe Sie soeben telepathisch sondiert. Keine Sorge, ich werde es nicht wieder tun, wenn es nicht erforderlich ist, und Ihre privaten Kleinigkeiten interessieren mich nicht. Ich benutze diese Fähigkeit nur selten und ungern, und normalerweise nicht ohne das Einverständnis des Betroffenen, es sei denn, es ist Gefahr im Verzug, wie die Juristen es nennen. Aber ich hatte es Ihnen vorher angekündigt.«
»Ich glaub's nicht«, murmelte Brendon. »Wenn Sie Gedanken lesen können, weshalb dann dieser ganze Kram? Warum sind wir dann hier? Sie wissen ja ohnehin alles.«
»Nein, das weiß ich nicht«, sagte Zamorra. »Ich hatte gehofft, Sie würden mir ohne Zwang antworten. Es tut mir leid, daß ich Sie sondiert habe. Aber ich hielt es für erforderlich - so wie Sie es für erforderlich hielten, auf Grissom zu schießen. Es ist erstaunlich, daß der Keim in ihm so schnell wirksam wurde. Normalerweise dauert das etwas länger.«
Brendon ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen. Er förderte eine Brandyflasche zutage und füllte ein bereitstehendes Glas.
Nach dem kräftigen Schluck sah er Zamorra wieder an.
»Sie sind verdammt gut informiert.«
»Das muß ich sein«, sagte Zamorra. »Warum haben Sie Grissom nur angeschossen und nicht getötet?«
»Er war zu schnell fort. Er hatte trotz seiner Verletzung unglaublich rasche Reflexe. Er ist durch's Fenster raus. Ich hab's heute mittag erneuern lassen, deshalb sieht man jetzt nichts mehr.«
»Warum haben Sie ihn nicht verfolgt?«
»Ich habe die Kugel nicht mehr gefunden. Es war also ein Steckschuß. Die Kugel sitzt in seinem Körper. Das bringt ihn über kurz oder lang um. Warum hätte ich ein Risiko eingehen sollen?«
»Hm«, machte Zamorra. »Was wissen Sie von dem Werwolfsrudel in Exeter?«
»Ein ganzes Rudel?« stieß Brendon erschrocken hervor. »Ein Rudel? Davon hat er nichts gesagt. Oh, verdammt… vielleicht hätte ich nicht auf ihn schießen, sondern ihn verhören sollen. Wirklich ein Rudel? Woher wissen Sie davon, James Bond? Woher wissen Sie überhaupt von Grissom und mir?«
»Grissom nutzte die Segnungen der modernen Technik und telefonierte. Zumindest heute vormittag war er noch putzmunter.«
»Wollen Sie damit sagen, er hat Sie angerufen und…?«
»So ähnlich.«
»Mir bleibt aber auch nichts erspart«, murmelte Brendon und schenkte sich nach. »Schön, das Innenministerium glaubt also inzwischen an Werwölfe. Gut, das zu wissen.«
»Wie sind eigentlich Sie an dieses Wissen gekommen?«
Brendon sah zum Fenster und schwieg eine Weile.
»Mein Vater war ein Werwolf«, sagte er dann.
***
Cosima und Julio verließen das Gasthaus und gingen hinüber zu Cosimas Auto. Nicole zog es vor, im Pub zu bleiben und auf Zamorras Rückkehr zu warten. Außerdem konnte sie vom Fenster aus die beiden Spanier im Auge behalten.
Kopfschüttelnd blieb Cosima Cordona vor ihrem Auto stehen und versuchte den Anblick der Schäden einigermaßen zu verkraften. »Ich glaub's einfach nicht«, stöhnte sie. »Seit einem Vierteljahrhundert habe ich diesen Wagen nun, hege ihn, pflege ihn, und Antony fährt ihn innerhalb von ein paar Stunden zu Schrott.«
Julio Comez legte ihr die Hand auf die Schulter. »Die Schäden lassen sich reparieren«, vermutete er. »Ein bißchen verbeultes Blech, abgeplatzter Lack…«
»Es gibt nur noch wenige Teile, und die sind teuer!« protestierte Cosima. »Allein eine neue Windschutzscheibe zu bekommen, wird ein Problem. Außerdem sind wir hier
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