0629 - Attacke der Werwölfe
in England und nicht zu Hause. Da könnte ich den Wagen eine Weile stehenlassen und daran arbeiten, wenn ich Zeit und die Teile habe. Aber hier kann er nicht bleiben. Wenn unser Urlaub vorbei ist, müssen wir ihn wieder mitnehmen, ob er beschädigt ist oder nicht! Kannst du dir vorstellen, die ganze Strecke mit der kaputten Scheibe zu fahren? Ich nicht!«
»Es ist nicht Antonys Schuld.«
»Das weiß ich«, sagte sie. »Trotzdem bin ich stinksauer. Und von deinem Wohnwagen wird auch nicht viel übriggeblieben sein. Den müssen wir auch erst mal finden. Wahrscheinlich steht er auf irgendeinem Hinterhof bei der Polizei, falls sie ihn nicht sofort zum Schrottplatz haben bringen lassen.«
»Was das angeht«, sagte Julio nachdenklich, »finde ich es bemerkenswert, daß dein Auto noch hier steht. Wieso hat die Polizei sich noch nicht darum gekümmert? Immerhin gab es eine Kontrolle durch diese… diese Werwolf-Polizisten. Warum haben sie nicht nach dem Wagen gesucht?«
»Da bin ich gar nicht böse drum«, erwiderte sie. »Noch mehr Ärger kann ich nicht gebrauchen.«
Sie ging einige Male um den Ro 80 herum und strich mit den Fingern über die Kratzer im Lack. Das Fahrzeug, das sie über so viele Jahre umsorgt hatte wie einen Liebhaber, mußte vermutlich komplett restauriert werden. Vom Glasbruch und den Beulen mal abgesehen, waren es unzählige Kleinigkeiten, die sich summierten. Zu einem gehörigen Geldbetrag, den sie würde aufwenden müssen. Denn wen sollte sie verantwortlich machen für die Schäden? Antonys Versicherung damit zu belasten, fand sie gemein. Der war selbst schon genug gebeutelt. Aber die Werwölfe?
Sie zuckte mit den Schultern. Es war einfach ganz verdammtes Pech.
Dabei hatte sie sich den gemeinsamen Urlaub so schön vorgestellt… zwei erholsame Wochen in einem Land, das für sie neu war, mit einem guten alten Freund als Fremdenführer… ein bißchen von einem Campingplatz zum anderen strolchen…
Und jetzt war das alles geplatzt wie eine Seifenblase!
Schien durch die Schäden am Auto auch noch zu einem finanziellen Desaster zu werden!
Wenn es nicht gerade der Ro 80 gewesen wäre, hätte sie versucht, ihn hier zu verkaufen oder gar zu verschrotten. Aber sie hing an dem Oldie. Um so mehr, als es von diesem Typ weltweit gerade mal noch tausend Stück in fahrbereitem Zustand gab.
Sie setzte sich hinters Lenkrad. Der Zündschlüssel steckte sogar noch. Antony mußte gewaltig durcheinander gewesen sein. Probeweise versuchte Cosima den Motor zu starten. Aber nur der Anlasser klackte dezent, und die Instrumentenbeleuchtung glomm ganz schwach auf, um sofort wieder zu verlöschen. Die Batterie war leer. Cosima stellte fest, daß Antony vergessen hatte, die Scheinwerfer auszuschalten. Die hatten die Batterie leergezogen.
Auch das noch…
Von dem Motorschaden ahnte sie nicht einmal etwas, weil Grissom am Telefon davon nicht gesprochen hatte…
Julio hing anderen Gedanken nach. »Wohin könnte Antony sich gewandt haben?«
»Du meinst, wo er sich vor seinen Verfolgern verkrochen hat?«
Er nickte. »Könnte man so sagen. Ich überlege gerade, was ich an seiner Stelle getan hätte. Ich denke, er wird noch irgendwo in der Nähe sein.«
»Wir müssen ihn suchen«, drängte Cosima. »Er ist verletzt und braucht Hilfe. Wenn es hier wenigstens Spuren gäbe, die wir verfolgen könnten…«
»Dann wären seine Verfolger längst hinter ihm her«, befürchtete Julio. »Was wir brauchen, ist ein Spürhund. Die Polizei hat so was. Aber…«
Cosima nickte. Nach dem, was Antony am Telefon hervorgesprudelt hatte, traute auch sie den Freunden und Helfern nicht mehr über den Weg - zumindest nicht denen in Exeter. Sie wollte erst herausfinden, woran sie hier überhaupt war.
»Warten wir, was der Professor dazu sagt«, schlug sie vor. »Ohne den sind wir hier ohnehin ziemlich aufgeschmissen.« Nicht allein der Verständigungsschwierigkeiten wegen. Cosima hatte zwar in Harvard studiert, aber Julios Englischkenntnisse ließen doch zu wünschen übrig, und nach der langen Zeit, die ihr USA-Aufenthalt schon zurücklag, war es auch für Cosima etwas anderes, in Spanien mit Ausländern englisch zu reden, als es in einem völlig fremden Land tun zu müssen. Mit Zamorra und seiner Gefährtin dagegen konnten sie sich auf spanisch verständigen, das die beiden ebenso wie englisch fließend und akzentfrei sprachen.
Julio lehnte sich an den beschädigten Wagen. »Da kommt er«, stellte er trocken fest.
***
»Ich bin mir
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