0629 - Attacke der Werwölfe
die fahren nicht Mercedes, sondern Rover oder Vauxhall! Und die Leute, die bei ihm sind… zumindest zwei von ihnen, Mann und Frau, sind Ausländer. Süden - Spanien oder Italien, nehme ich an. Die Sache wird mir ein bißchen zu groß.«
Der Mann, der ihm gegenüber an der Theke saß, grinste wölfisch.
»Weshalb denn, Reverend?« fragte er. »Sie sind doch aus dem Geschäft wieder raus. Sie haben getan, was Sie tun sollten. Das ist alles. Ende der Story für Sie. Kümmern Sie sich um nichts mehr. Alles andere ist unsere Sache.«
»Glaube ich nicht«, sagte Brendon entschieden. Er war mit seinem Gesprächspartner allein. Die anderen Gäste waren gegangen, und der nächste Schub würde erst noch eintreffen. Sein Besucher hatte den Zeitpunkt sehr gut gewählt…
»Haben Sie mich nicht verstanden? Ich sagte, der Mann ist ein Regierungsagent. Einer vom Secret Service. Wenn der nicht zu seiner Dienststelle zurückkehrt…«
»Ach, machen Sie sich darüber keine Gedanken«, sagte der Besucher. »Ob Secret Service oder Scotland Yard, der Ärger ist immer der gleiche, wenn so einer auf die Vermißtenliste kommt. Ihnen kann man doch nichts vorwerfen, Brendon. Ihre Pensionsgäste sind gegangen. Sind mit dem Auto fort. Das kann das halbe Dorf bestätigen… na gut, fast das halbe Dorf. Wenn diese vier Personen jetzt verschwinden, haben Sie nichts mehr damit zu tun.«
»Trotzdem wird man bei mir nachforschen. Haben Sie die Funkantennen am Mercedes gesehen? Dieser Agent hat garantiert bereits Bericht erstattet. Man wird zu mir kommen und Fragen stellen.«
»Und was werden Sie antworten, Brendon?«
Der Bärtige seufzte.
»Die Frage ist ja wohl eher: Was soll ich antworten?«
Sein Gegenüber grinste.
»Sie warten einfach bis morgen nachmittag. Dann informieren Sie meine… hm… Dienststelle. Sie machen eine Vermißtenmeldung. Nicht mehr und nicht weniger. Ihre Gäste haben sich bei Ihnen einquartiert, sind dann aber verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Alles klar? Den Rest regeln wir. Sicher, jemand wird kommen und Fragen stellen. Aber da Sie nichts wissen - da niemand hier etwas weiß -, wird die Akte geschlossen. Der Fall ist erledigt.«
»Was bringt mir das ein?« fragte Brendon düster. »Warum sollte ich das alles tun? Warum habe ich früher schon einiges für Sie getan?«
»Weil Sie noch ein bißchen leben wollen. Stellen Sie sich nicht so an. Sie haben Ihren Teil der Arbeit getan. Jetzt sind nur noch wir dran. Leben Sie wohl.« -Der Besucher wandte sich ab und ging zur Tür.
»Bis zum nächsten Mal, nicht wahr?« fragte Brendon verdrossen.
An der Tür wandte sich der Besucher um und bleckte die Zähne.
»Vielleicht, mein Freund. Vielleicht…?«
Und ging.
***
Zamorra und Nicole sahen sich an.
»Was jetzt?« fragte Nicole. »Hast du irgendeine Idee, Chef?«
Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern. »Wir werden wohl oder übel einen Abendspaziergang unternehmen müssen. Wenn ich die Karte richtig im Kopf habe, wird Cosima einen gewaltigen Umweg fahren müssen, um nach Longdown zurückzukehren, und sich dabei garantiert mehrmals verfahren. Es sei denn, sie nutzt die erste Gelegenheit, zu wenden, und fährt auf diesem Weg zurück.«
»Wird sie kaum riskieren«, vermutete Nicole. »Sie weiß, daß wir bewaffnet sind, und wird damit rechnen, daß wir sie stoppen, wenn sie wieder auf uns trifft. Also muß sie einen anderen Weg nehmen.«
»Zurück nach Longdown ist es etwas mehr als eine Meile… etwa anderthalb Kilometer. Allerdings über den Berg. Wir könnten es in zwanzig Minuten schaffen, wenn wir nicht…« Er sah zu Comez, der sich immer noch nicht wieder regte. »Wenn wir nicht auf ihn aufpassen müßten.«
»Du gehst also ebenso wie ich davon aus, daß er sich infiziert hat.«
»Das werden wir bald feststellen«, sagte Zamorra. »Das Ärgerliche ist, daß wir ihn so oder so mitnehmen müssen. In der Zwischenzeit kann Cosima mit dem Wagen Longdown erreichen. Und dort wird sie sich mit Brendon anlegen.«
»Das ist der Arzt? Der Wirt?«
»Und noch etwas mehr. Daß er nicht auch noch zugleich der Polizeipräsident des Dorfes ist, ist ein Wunder, aber vielleicht hat er es mir nur nicht verraten. Ich möchte verhindern, daß die beiden sich in die Haare geraten. Ich weiß noch nicht, wie ich diesen Brendon einschätzen soll. Er hat auf Grissom geschossen, leugnete das zuerst, leugnete dann, eine Waffe zu besitzen, und so weiter. Angeblich sei sein Vater ein Werwolf gewesen. Unser Freund Janos
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