0629 - Der Racheengel
Nische zurück, bis er die Berührung der Zweige an seinem Rücken spürte. Suko ging davon aus, dass die anderen beiden ihren Kumpan suchen würden. Er versuchte, sich in die Lage der Männer hineinzuversetzen.
Sie hatten sich getrennt, um den Friedhof von drei Seiten zu durchsuchen. Arnie war fündig geworden, er hatte den anderen jedoch nichts gemeldet, um seinen Triumph auskosten zu können. Also mussten Creep und Blazer annehmen, dass der Dicke noch suchte.
Ein Vorteil für Suko, der auch darüber froh war, dass er den Killer trotz dessen übernatürlicher Fähigkeiten hatte bewusstlos schlagen können. Er war also kein Zombie.
Suko kletterte auf die Bank. Er wollte die hohe Hecke für seine Pläne ausnutzen. Die obere Kante der Rückenlehne benutzte er als Stütze.
Bisher hatte er nicht gewusst, was hinter der Hecke lag, ob sich dort die hintere Friedhofsmauer ausbreitete oder noch alte Gräber lagen. Keines von beiden. Er schaute in dicht, wachsendes Gestrüpp, dessen Zweige im Sommer sicherlich Brombeeren trugen.
Dann hörte er Schritte.
Für Suko war es zu spät, um die Nische noch verlassen zu können. Suko machte aus der Not eine Tugend. Er hielt die Maschinenpistole so, dass das kleine Mündungsloch wie ein Auge am Bein der Bank entlangschaute.
Dann sah er die Beine.
Den Kerl mit dem Blasrohr hatte er noch in guter Erinnerung. Er war es auch, der sich dem Platz näherte.
Noch lag Arnie bewegungslos wie ein großer Klumpen auf der Bank. Er war beim ersten Hinsehen nicht zu erkennen, und Blazer ging auch zwei kleine Schritte.
In dem Augenblick sprang Suko hoch!
Raketenartig kam er in die Höhe. Er streckte seinen Körper. Blazer fuhr zu ihm herum und brachte das Blasrohr nicht mehr an die Lippen, denn ein anderes Loch glotzte ihn aus kurzer Distanz an, bevor Suko es ihm genau zwischen die Augenbrauen presste.
»Und jetzt darfst du nur noch atmen!«, flüsterte er.
Blazer stand starr. Die Augen in seinem Totengesicht bewegten sich, und es sah unheimlich aus, wie er sie rollte, sodass ständig ein anderes Licht durch die Pupillen geisterte.
Er gab keinen Laut von sich. Suko dirigierte ihn in die Nische hinein, bis Blazer mit seinen Kniekehlen gegen die Bank stieß. Das bläuliche Gesicht glänzte. Seine Lippen schimmerten, als wäre ein Fettstift über sie hinweggeglitten.
»Wo steckt Creep?«
»Keine Ahnung.«
»Aber er ist auf dem Friedhof?«
»Ja!«, keuchte Blazer.
»Wunderbar.« Suko zog die Waffe zurück. Er sah wie Blazer zuckte, wahrscheinlich wollte er es versuchen, doch der Inspektor schlug zielgenau und blitzartig zu.
Als der Lauf den Kopf des Mannes traf, glaubte Suko, ein hohles Geräusch zu hören. Das konnte auch ein Irrtum sein. Jedenfalls sackte Blazer zusammen.
Es machte dem Inspektor nichts aus, dass er zur Seite kippte und über den dicken Arnie fiel. Suko suchte das Blasrohr, fand es und zerbrach es über seinem Knie.
Nur noch einer…
Allerdings gab er sich keinen falschen Hoffnungen hin. Creep war der Anführer, ein mit allen Wassern gewaschener Killer. Der würde es ihm nicht so leicht machen wie Blazer und Arnie. Der durchsuchte den Totenacker nach allen Regeln der Kunst und würde kaum eine Lücke auslassen.
Zweimal hatte die Nische Suko gerettet, ein drittes Mal würde es wohl kaum passieren, und deshalb verließ er den relativ sicheren Ort mit huschenden Schritten.
Suko wich sofort zur Seite. Nicht weit entfernt ragten zwei Grabsteine in die Höhe, die schon das Format von breiten Platten hatten. Sie schimmerten selbst in der Dunkelheit heller als der übrige Boden, und die dort eingravierten Buchstaben gaben einen leicht goldenen Glanz ab.
Hinter der ersten Grabplatte wartete Suko. Wieder versank er förmlich in starke Konzentration. Er wartete, er lauerte, er wusste, dass der andere erscheinen würde.
Er hörte noch nichts…
Nur der Wind säuselte heran, strich über sein Nackenhaar und bewegte es.
Aber er vernahm noch einen anderen Laut. Zuerst konnte er ihn nicht richtig einordnen. Irgendwo in seiner Nähe schien etwas aufzubrechen. Er blickte an der Grabplatte vorbei, entdeckte nichts, zudem wurde es wieder still.
Wollte ihn jemand zum Narren halten?
Bisher hatte sich Suko noch immer auf sein Gehör verlassen können, das war auch hier nicht anders.
Da war etwas im Anmarsch, daran gab es nichts zu rütteln.
Dann hörte er die Stimme. Sie war nicht laut, das brauchte sie auch nicht zu sein, aber was sie sagte, verstand Suko sehr gut. Und er
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