063 - Das Rätsel der Insel
Gefühl tiefen inneren Glücks erfüllte Kanghai Khan, als er den kreisrunden Eingang zu einer Höhle erreichte, in der die Quelle des Lichts zu liegen schien.
Der geheimnisvolle Schimmer war hier so hell, dass er seine Augen dagegen abschirmen musste, während er langsam weiter darauf zuging. Zögernd, fast ehrfürchtig näherte er sich dem runden Durchlass.
Dies also war der Eingang nach Shrang-ala…
Endlich hatte er die Öffnung erreicht, musste sich bücken, um hindurch zu gelangen. Auf wackeligen Beinen gelangte er ins Innere der Höhle, breitete die Arme aus, um den Preis der Götter zu empfangen.
Doch in der Höhle wartete kein Preis auf ihn.
Und da waren auch keine Götter.
Kanghai Khans Augen weiteten sich, und sein Mund öffnete sich zu einem heiseren Schrei, als ersah, was sich tatsächlich in der Höhle befand, die tief unter dem Eis verborgen war…
***
»Schluss jetzt!«
Als Matt das untrügliche Gefühl hatte, dass sie zum vierten Mal in Folge denselben Korridor passierten, verlor er die Geduld.
»Allmählich reicht es mir«, knurrte er. »Glaubst du, ich merke nicht, dass du mich im Kreis führst?«
Der Mongole wandte sich um und musterte Matt mit unverhohlenem Erstaunen. »Du bist ungeduldig«, stellte er erneut fest. »Aber dein Orientierungssinn ist ausgezeichnet.«
»Danke«, erwiderte Matt mit freudlosem Grinsen. »Also was soll das alles? Seit meine Freunde und ich diese Festung betreten haben, wurden wir von dir beobachtet. Und jetzt machst du diese Spielchen mit mir. Warum? Du solltest langsam anfangen zu plaudern, oder…«
»Oder?« Der Mongole hob seine Brauen. »Willst du mir etwa drohen?«
Matt seufzte. Auch wenn ihm nicht wohl dabei war - er würde seinem Glück ein wenig auf die Sprünge helfen müssen…
»Mir bleibt leider keine Wahl«, sagte er und zog seinen Driller, richtete ihn auf den Fremden.
Wenn der Mongole überrascht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Vielleicht hatte er auch noch nie in seinem Leben eine Schusswaffe gesehen.
Der Blick, mit dem er Matt bedachte, enthielt keinerlei Aggression. Eher etwas wie Bedauern. Mitleid…
»Du bedrohst mich mit einer Waffe?«, fragte er ruhig.
»Nur weil du mir keine andere Wahl lässt«, gab Matt zur Antwort. »Ich würde es hassen, das Ding zu gebrauchen, aber ich werde es tun, wenn du nicht endlich mit offenen Karten spielst.«
»Was willst du? Ich habe dir bereits alles gegeben, wonach deine Art sich sehnt.«
»Meine… Art?« Matt schüttelte den Kopf. Mehr und mehr kam er zu der Ansicht, dass der geheimnisvolle Fremde mit dem exotischen Äußeren nicht mehr ganz richtig tickte. »Hör mal, ich werde nicht schlau aus dir. Ich will nur eins, und ich sage es mit einfachen Worten: Bring - mich - zu - meinen - Freunden!«
»Keine Geduld«, seufzte der Mongole. »Keine Geduld und kein Benehmen.« Und damit - Matt traute seinen Augen nicht - löste sich der Mann in der roten Robe vor seinen Augen auf. Die Gestalt des Fremden wurde transparent und verblasste und war im nächsten Moment ganz verschwunden - und mit ihr die Fackel, die den Gang erhellt hatte.
Matt blieb allein in der Dunkelheit zurück…
***
Die Wächter, deren Kleidung und Bewaffnung Aiko an Mongolenkrieger der Alten Zeit erinnerten, hatten den Cyborg und Aruula abgeführt.
Durch eine Reihe verschlungener Gänge waren sie in einen tiefer gelegenen Komplex gebracht worden, der im Inneren des Berges zu liegen schien, auf dem die Festung thronte. Die Stollenwände bestanden hier nicht mehr aus gemauerten Wänden, sondern aus massivem Stein, in den man endlos lange Stollen getrieben hatte.
Wie das bewerkstelligt worden war, konnte Aiko nur vermuten - die glatten Schnittstellen, die der Fels aufwies, legten den Schluss nahe, dass man den Stein geschmolzen hatte. Das aber war ein krasser Widerspruch zum Entwicklungsstand dieser Krieger. Vielleicht waren die Stollen auch von Hand in den Berg getrieben worden.
Die Wachen sprachen kein Wort, während sie ihre Gefangenen durch die Gänge bugsierten. Sobald Aiko und Aruula den Mund aufmachten, wurden sie brutal gestoßen und geschlagen. Aiko musste sich bremsen, um nicht seine bionischen Kräfte gegen die Mongolen einzusetzen - erstens waren es zu viele, als dass er sie alle hätte niederringen können; zweitens würde er auf diese Weise nicht erfahren, was hier überhaupt vorging.
Also setzten sie schweigend ihren Marsch durch die nur von Fackeln beleuchteten Gänge fort, bis sie endlich in einer
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