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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nicht.
    „Findet Euch damit ab, Georg", sagte mir Christoph Wagner mit einiger Bitternis in der Stimme, „daß er sich womöglich die ganze Woche mit seiner schönen Helena im Zimmer einschließt."
    Und so kam es auch.
    Ich wurde Zeuge, wie Fausts Famulus gut zwei Dutzend Ratsuchende wieder wegschickte. In einigen dringenden Fällen ließ er sich dazu erweichen, den Hilfsbedürftigen Rezepte zu verordnen, die er mit meiner Hilfe zusammenstellte.
    Christoph Wagner faßte immer mehr Zutrauen zu mir, aber er war noch immer nicht bereit, mit mir über Faust zu sprechen. Ich bedrängte ihn nicht, weil ich wußte, daß er sein Wissen - oder waren es ohnehin nur Mutmaßungen? - nicht lange für sich behalten konnte.
    Am fünften Tag war es dann soweit.
    Wie schon tags zuvor, ritten wir aus. Bei unserem ersten Ausritt waren wir in die Nähe einer trutzigen Burg gekommen, die schwarz und drohend auf einem zerklüfteten Felsen stand. Ich hatte so meine Ahnung, wer der Burgherr war. Christoph Wagner beantwortete mir auch meine diesbezügliche Frage, und ich sah meine Ahnung bestätigt.
    „Die Burg gehört Ambrosius M. von Graucht", erklärte er mit verkniffenem Gesicht. Und er berichtete aus freien Stücken weiter: „Der Burgherr ist ein ganz übler Geselle, gottlos und grausam. Er tyrannisiert die Bewohner der ganzen Umgebung. Nur in Wittenberg ist man vor seinem Zugriff einigermaßen sicher. Es heißt, daß er schon so manche Jungfrau auf seine Burg geholt hat und entehrte - oder noch Schlimmeres machte. Ich zweifle nicht an der Wahrheit dieser Geschichten, denn ich weiß, mit wem von Graucht verschwägert ist. Hütet Euch, Georg, der Burg zu nahe zu kommen!"
    „Wofür steht eigentlich das M in seinem Namen?" wollte ich wissen.
    Doch darauf wollte mir Fausts Famulus nicht antworten.
    Am darauffolgenden Tag ritt er wieder mit mir in die Richtung dieser Burg. Als wir in der Ferne eine kleine Reiterschar auftauchen sahen, gebot er mir: „Versteckt Euch, schnell, Georg! Wenn die Freischützen des Burgherrn Euch erblicken, dann kann es sein, daß Sie Euch einfangen und ihr schändliches Spiel mit Euch treiben. Es sind wahre Teufelsbrüder."
    Als die Reiter außer Sicht waren, wagten wir uns wieder aus unserem Versteck. Eine Weile ritten wir schweigend nebeneinander her.
    Endlich zügelte Christoph Wagner sein Pferd und sagte: „Ihr fragtet mich gestern, wofür das M. in von Grauchts Namen steht. Wollt Ihr es wirklich wissen, Georg?"
    „Ich brenne darauf."
    Er ritt auf eine Lichtung voraus, wo wir unsere Pferde an einer knorrigen Wurzel festbanden.
    „Es hat mich einige Überwindung gekostet, mich Euch anzuvertrauen, Georg", begann Fausts Famulus. „Doch jetzt bin ich sicher, daß Ihr Euch meines Vertrauens als würdig erweist. Laßt mich eines vorweg sagen, aber haltet Euch fest: Der Burgherr ist identisch mit Mephisto, jenem Dämon, mit dem der Doktor einen Pakt geschlossen hat."
    Ich mußte ihn sehr ungläubig angestarrt haben, denn er lächelte.
    „Da staunt Ihr, Georg, was?"
    „In der Tat. Diese Eröffnung kommt überraschend für mich. Ich ahnte, daß von Graucht ein Dämon ist, aber daß es sich ausgerechnet um Mephisto handelt..."
    „Vielleicht werdet Ihr jetzt einiges besser verstehen", fuhr er fort. „Zum Beispiel, daß ich eure Erzählung nicht anzweifelte, in der Ihr davon berichtete, daß man Helena die Linke abschlug. Jetzt besitzt sie wieder beide Hände. Mephisto hat diesen magischen Zauber bewirkt - auf welche Weise auch immer."
    „Aber wenn Mephisto dahintersteckt, wie könnt Ihr dann zulassen, daß Faust sich in selbstzerstörerischer Art an dieses Mädchen verliert?" wollte ich wissen.
    „Das ist eine etwas längere Geschichte. Hört!"
    Und er erzählte mir, daß Faust vor zwei Jahren beschlossen hatte, sein Junggesellenleben aufzugeben. Schuld daran war ein einfaches Mädchen vom Lande. Sie war erst sechzehn, aber keine Knospe mehr, sondern eine zu voller Schönheit erblühte Frau. Gegen eine Heirat war nichts einzuwenden. Es war aller Meinung, daß es dem Magier nur guttun konnte, sein ruheloses Leben endlich aufzugeben und in den Stand der Ehe einzutreten. Doch einer kam, der legte sein Veto ein. Es war Mephisto, dem Faust seine Seele versprochen. Er kam bei Nacht und Nebel und erklärte bündig, daß er Fausts Entscheidung nicht gutheißen könnte.
    „Die Ehe", so sagte er sinngemäß, „ist ein christliches Sakrament, mein lieber Faust. Du aber hast dich dem Teufel verschrieben. Ich habe

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