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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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in all den Jahren meinen Teil der Abmachungen erfüllt, und du bis jetzt auch. Wenn du aber heiratest, dann verstößt du gegen unseren Pakt - und ich bekomme Macht über dich. Ich kann dich mit Krankheit und Not bestrafen und dich für den Rest deiner Tage alle Qualen der Hölle spüren lassen. Überlege dir also gut, was du tust!"
    Als Faust Mephistos Warnung in den Wind schlagen und trotz allem das Mädchen Helena ehelichen wollte - entführte Mephisto sie kurzerhand.
    Christoph Wagner führte weiter aus: „Vor nunmehr knapp vier Wochen brachte er das einstmals schöne Mädchen zu Faust zurück. Sie war blind und häßlich und hatte einen gestörten Geist, das heißt, sie war nicht geistesgestört, sondern strohdumm. Und ihre Beine waren zu denen eines Elefanten angeschwollen. Als Ausgleich für die geraubte Schönheit hatte sie von Mephisto ihre wunderbaren einmaligen Hände erhalten. Kein Mensch kann sagen, was im Doktor vorging, als er seine einstige Liebe derart verunstaltet vor sich sah. Er nahm sie zu sich und redete sich ein, daß sie noch immer die schönste Frau der Welt sei. Wer weiß, vielleicht tat er es nur aus Stolz, um Mephisto nicht merken zu lassen, wie schmerzhaft er ihn getroffen hatte. Aber es ist auch möglich, daß der Zauber von Helenas Händen den Doktor gebannt hat. Wer ihn jedoch so sieht, der muß meinen, daß der Schmerz ihm den Verstand geraubt hat. Er glaubt anscheinend wirklich, daß Helena eine Schönheit ist, ja, vielleicht ist sie in seinen Vorstellungen sogar die schöne Helena der griechischen Sage. Er behauptet, daß sie schwanger sei und ihm einen Sohn schenken würde, der Justus heißen soll. Ich frage Euch, Georg, was soll man vom Verstand eines solchen Mannes halten, der überall herumerzählt, dieses Mädchen sei die ihm angetraute Frau? Dabei hat keine Hochzeit stattgefunden. Mephisto hätte das ganz bestimmt verhindert. Was sagt ihr zu all dem?"
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen. „Ihr wißt doch, Christoph, daß Fausts Zeit bald abgelaufen ist. Der vierundzwanzig Jahre währende Pakt mit Mephisto geht seinem Ende zu. Faust war in seinem Leben wohl nie recht glücklich, obwohl Mephisto ihm alle Wünsche erfüllt hätte - und obwohl Faust dem Mephisto ein Schnippchen geschlagen hat. Denn glaubt mir, der Doktor war trotz allem ein - in Grenzen - freier Mann. Er war dem Bösen nicht verfallen, sondern bekämpfte es sogar. Dafür bin ich Zeuge. Nun, der langen Rede kurzer Sinn: Der Doktor könnte vor dem nahenden Ende noch einmal das Glück suchen wollen. Und da das Leben es ihm nicht bietet, flüchtet er sich vielleicht in einen Traum."
    „Das ist eine Antwort", sagte Fausts Famulus anerkennend. „Doch weiß ich nicht, ob es die einzig richtige ist."
    „Ich auch nicht", mußte ich zugeben. „Aber wie dem auch sei - Faust hat noch uns beide. Wollen wir darüber wachen, daß er sich nicht ganz an die Mächte der Finsternis verliert?"
    Wir sahen einander an und schüttelten uns die Hände. Von jetzt an waren wir Verbündete. Und doch vertraute ich mich Christoph Wagner nicht ganz an. Ich sagte ihm nichts von Alraune. Er hätte sie verurteilen mögen, weil sie mit Mephisto auf seine Burg gegangen war. Ich jedoch wußte, daß sie es nur meinetwillen getan hatte, um mich vor dem schwarzen Burgherrn zu retten.
    Wir bestiegen wieder unsere Pferde. Da sahen wir eine Gruppe von fünf Freischützen ganz in unserer Nähe vorbeireiten. Der letzte Reiter war jedoch kein Freischütz - es war eine Frau. Sie war so nahe, daß ich ihr Gesicht erkennen konnte.
    Es war Alraune.
    „Reitet schon nach Wittenberg zurück!" trug ich Christoph Wagner auf. „Ich komme später nach und werde Euch alles erklären."
    Mir war gleich, was er über mich dachte. In diesem Augenblick war ich nur von dem Gedanken besessen, mich Alraune zu zeigen und vielleicht sogar einige Worte mit ihr zu wechseln.
    Ich schwang mich auf mein Pferd und ritt der Reitergruppe nach, die in Richtung Burg in einem kleinen Wäldchen verschwunden war. Es war mir nicht entgangen, daß Alraune mit den Freischützen nicht mithalten konnte und zurückgefallen war. Das konnte die Gelegenheit sein, unbemerkt mit ihr zusammenzutreffen.
    Ich trieb mein Pferd zu größter Eile an. Und dann sah ich sie unweit von mir zwischen den Bäumen auftauchen. Von den Freischützen war nichts mehr zu sehen. Trotzdem wagte ich nicht, nach ihr zu rufen. Ich hoffte nur, daß ich es schaffte, sie noch vor der Burg und im Schutz des Waldes

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