063 - Die Todesengel
Debbie“, behauptete er, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.
Sie umschlang ihn fest.
„Ich möchte nicht gleich wieder in dieses schreckliche leere Haus zurück“, sagte sie leise. „Darf ich Ihnen noch ein wenig Gesellschaft leisten?“
Er schaltete die Deckenbeleuchtung aus und sagte: „Du darfst die ganze Nacht bei mir bleiben, Debbie.“
Plötzlich wurde ihm mit Schrecken klar, daß auf dem Bildschirm immer noch Storms Wohnung zu sehen sein mußte; der Tote wäre nicht gerade ein erfreulicher Anblick für Deborah. Als er jedoch über ihre Schulter zum Fernseher hinblickte, lief dort gerade ein uralter Kinofilm.
Dorian hatte beschlossen, einen Schlußstrich unter diese Angelegenheit zu setzen. Er wollte mit Dr. Deming ein ernstes Wort reden, ihm alles sagen. Entweder er konnte ihm die Augen über die Vorgänge in seiner Abteilung öffnen oder, wenn Deming selbst in die Morde verwickelt war, ihn in die Enge treiben. Weiter zu schweigen, das konnte Dorian nicht mehr verantworten. Er wollte es nicht riskieren, daß noch weitere Morde passierten. Und dazu würde es zweifellos kommen, wenn die Angelegenheit weiter totgeschwiegen wurde.
Diesmal hatte Dorian keine Schwierigkeiten, zu Dr. Deming vorgelassen zu werden.
„Ah, Mr. Hunter!“ begrüßte ihn der Psychiater in väterlichem Ton. „Ich wollte sie ohnehin zu mir rufen lassen. Ich habe eine gute Nachricht für Sie.“
„Ich habe weniger gute Nachrichten“, sagte Dorian, während er sich in den Besucherstuhl sinken ließ.
Dr. Deming winkte ab.
„Nicht hier, Mr. Hunter, sondern dort ist Ihr Platz!“ Er deutete auf die Couch. „Wir wollen die Gelegenheit zu einer Sitzung benutzen.“
„Was ich Ihnen zu sagen habe, läßt sich im Liegen nicht vorbringen“, sagte Dorian. „Es geht um Mord.“
„Oh!“ machte Dr. Deming nur, ließ sich von seinen Gefühlen aber nichts anmerken. „Das ist interessant. Vielleicht sollten Sie sich dann besser doch auf der Couch entspannen. Die horizontale Körperlage trägt dazu bei, daß sich das Unterbewußtsein öffnet und …“
„Hören Sie mit dem Unsinn auf!“ sagte Dorian ungehalten. „Verstehen Sie denn nicht? Ich habe Mord gesagt.“
„Ich bin nicht schwerhörig“, erwiderte Dr. Deming ruhig. „Sie wollen also über einen Mord reden. Ist es ein Mord, der schon länger zurückliegt? Waren Sie nur Zeuge oder …“
„Der Mord passierte letzte Nacht.“
„Wo? Erzählen Sie, Mr. Hunter!“
„Verdammt, wie soll ich Ihnen begreiflich machen, was passierte, wenn Sie mich wie ein schwachsinniges Kind behandeln? Ich habe gesehen, wie letzte Nacht Mr. Storm ermordet wurde. Doch Sie läßt das sicher völlig kalt, Dr. Deming.“
„Es läßt mich nicht kalt, Mr. Hunter“, erklärte Dr. Deming. „Ich will nur meinen Verstand gebrauchen und mich nicht von Emotionen in die Irre führen lassen, wie es bei Ihnen offensichtlich der Fall ist.“
„Gut, gut“, sagte Dorian, bemüht, seine Fassung nicht zu verlieren. „Ich kann verstehen, daß Sie mir nicht blind glauben wollen. Aber Sie brauchen nur in Mr. Storms Bungalow zu gehen. Dort werden Sie seine Leiche finden.“
„Regen Sie sich bitte nicht auf, Mr. Hunter!“ beschwichtigte ihn Dr. Deming. „Erzählen Sie mir einmal alles der Reihe nach!“
Dorian fügte sich seufzend und schilderte dem Psychiater alles, wie er es erlebt hatte: den Mord auf dem Bildschirm und sein Eindringen in Storms Unterkunft.
„Ich glaube, ich habe erkannt, welche Assoziationskette dafür verantwortlich ist“, erklärte Dr. Deming schließlich, der bisher schweigend, wenn auch mit steigender Nervosität zugehört hatte. „Sie machen den schwarzen Engel für Mr. Storms Tod verantwortlich. Würden Sie diesen schwarzen Engel nicht als Dämon bezeichnen? Doch sicherlich. Haben Sie mit diesem Dämon schon früher einmal zu tun gehabt, Mr. Hunter?“
„Ich habe von einem Dämon nichts gesagt. Das haben Sie mir in den Mund gelegt“, rief Dorian erregt. „Der Mörder, den ich gesehen habe, war ein Mensch in einer ganz primitiven Maske. Wahrscheinlich handelt es sich sogar um einen Ihrer Patienten. Sie müssen ihm das Handwerk legen, bevor er noch mehr Unheil anrichten kann. Aber was reden wir überhaupt um die Sache herum. Gehen Sie mit mir in Storms Bungalow, dann …“
„Das habe ich schon getan, Mr. Hunter.“
„Und?“
Dr. Deming blickte nachdenklich auf seinen Schreibtisch.
„Ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen darüber sprechen
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