0630 - Das Tengu-Phantom
Schweinerei hin. Kommen Sie so rasch wie möglich. Wie läuft es bei Ihnen? Ist Mr. Isanga gut angekommen?«
»Das schon, Sir.«
»Wunderbar.«
»Finde ich nicht. Wir werden uns darauf gefasst machen müssen, es wieder mit einem Tengu zu tun zu bekommen. Sie wissen ja, Sir, schon einmal haben wir…«
»Und ob ich das weiß. Das war also der Grund für Mr. Isangas Kommen: ein Tengu.« Ich hörte Sir James tief durchatmen. »Es wird nicht einfach sein. Wo sind Sie jetzt?«
»Noch im Hilton.«
»Dann bringen Sie unseren Gast aus Japan mit.«
»Ich werde mich bemühen, Sir.«
Suko richtete sich aus seiner leicht gebückten Haltung auf. »Welche Suppe kocht denn da wieder?«
»Keine Ahnung.« Ich nickte dem Japaner zu. »Unser Chef hat mich gebeten, Sie mit zum Yard zu nehmen. Sie sind damit einverstanden, Mr. Isanga?«
»Ich will nicht unhöflich sein, Mr. Sinclair, aber was sollte ich denn dort?«
»Da sind Sie sicherer, zum Beispiel.«
»Nein.« Er gab die Antwort beinahe vorwurfsvoll. »Sie haben mich nicht verstanden, Mr. Sinclair. Es gibt keinen Weg für mich in die Sicherheit. Glauben Sie mir das endlich. Mein Tod ist beschlossene Sache. Der Club ist hinter mein Geheimnis gekommen. Die weißen Tauben schlagen zurück. Die Tengus sind unterwegs.«
Ich will nicht gerade behaupten, dass ich ein Kenner der japanischen Szene bin, ein wenig allerdings kannte ich mich aus und sah endgültig ein, dass Mr. Isanga mit anderen Maßstäben zu messen war.
Ein Schatten fiel wie bestellt in das Hotelzimmer. Etwas hatte am Fenster die Strahlen der Sonne verdunkelt. Es war eine der Gondeln wie sie von den Gebäudereinigern benutzt wurde.
Ich hatte kaum hingeschaut, als die Sonne plötzlich explodierte. Erst als ich das Splittern von Glas vernahm, wusste ich Bescheid. Doch da war es schon zu spät.
Aus der verdammten Gondel war der Tengu in den Raum gesprungen, um sich sein Opfer zu holen…
***
Zuerst war Suko an der Reihe. Wer ihn kennt, weiß, dass er ein harter Kämpfer ist, den so leicht nichts erschüttert. Bis auf einen Tengu. Der war so schnell, dass man ihn kaum mit Blicken verfolgen konnte. Die dunkle Gestalt schien das gesamte Zimmer einzunehmen, als sie sprang und Suko ebenfalls das Fliegen lernte.
Er krachte in den Schrank hinein, durchbrach die Türen und blieb in den Trümmern liegen.
Ich warf mich dem lebenden Killermonster in den Weg. Dass ich nur einen Tritt abbekam, war mein Glück. Auf Suko wirbelte ich zu und drückte ihn wieder zurück, Halb benommen waren wir beide. So sahen wir nur schemenhaft, wie der Tengu reagierte.
Er schnappte sich Isanga.
Wir hörten ihn schreien, als er sich wehrte. Zum ersten Mal erlebte ich die Kampfkraft des oni, und Isanga setzte tatsächlich nur seine Hände ein. Damit wollte er den Tengu zerstören.
Der aber trug nicht grundlos seine schwarze Lederkleidung. Die gekrümmten Finger rutschten an dem Material ab, und Isanga kassierte den ersten Hieb, der sein Gesicht zerstörte.
Das bekam ich noch mit, dann griff der Tengu zu, hob den Mann an, lief mit ihm auf das zerstörte Fenster zu und warf ihn kurzerhand hindurch. Der Körper flatterte noch über den Gondelkasten hinweg, bevor er in die Tiefe raste.
Für einen Moment blieb der Tengu noch im Raum. Er drehte sich um, starrte uns an.
Wer sich hinter der Maske aus Leder verbarg, konnten wir nicht erkennen. Nur die Augenschlitze blieben frei. Was jedoch darin lauerte, war von einer wilden Boshaftigkeit. Es war grauenvoll, es war nichts anderes als der Wille zu töten.
Suko und ich hatten uns auf die Seite gerollt und einigermaßen wieder freigekämpft.
Mit Silberkugeln auf ihn zu schießen hatte keinen Sinn, das überstand er.
Plötzlich sprang er durch das Fenster, aber auch über die Gondel hinweg.
In diesem Augenblick kam er mir vor wie Batman, nur hatte der Tengu kein Seil, das ihn abfing.
Ich stolperte auf das Fenster zu und fiel fast in die Außengondel, wo der echte Gebäudereiniger am Boden lag und sich nicht rührte.
Der Tengu war gelandet. Zwischen den Bäumen eines schmalen Grünstreifens und auch nicht weit von dem Ort entfernt, wo Mr. Isangas Körper zerschmettert lag.
Allerdings lief der Tengu weiter, räumte Hindernisse brutal aus dem Weg, dann war er weg.
Ich stand oben an der Gondel und hätte heulen können. Alles schwankte vor meinen Augen. Wenn ich in die Tiefe blickte, hatte ich den Eindruck, gegen Wellenberge zu schauen.
Ich hörte Suko. Er kletterte aus den Trümmern. Seine
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