0632 - Sparks jagt den Vampir
mir nachdenklich das Genick.
»Man müßte mal einen Sarg anprobieren«, sage ich. »Einen Moment bitte.«
Ich gehe nach draußen und komme mit dem Vampir auf der Schulter wieder zurück. Unter den maßlos erstaunten Blicken des Bestatters lege ich ihn in den ersterreichbaren Sarg.
»Paßt nicht. Zehn Zentimeter länger müßte er schon sein.«
»Aber, Sir«, stammelt der Bestatter zutiefst erschüttert. »Sie sehen mich bestürzt! Wie gehen Sie denn mit dem Verblichenen um?«
Worauf der Vampir sich rasch den Pflock aus dem Herz zieht, ein wütendes Knurren ertönen läßt und faucht: »Sehe ich etwa verblichen aus?«
»Bedauerlicherweise nicht«, brumme ich und bringe den Pfahl wieder in die alte Position zurück. Der Vampir verstummt verstimmt.
Der nächste Sarg, der laut Auskunft des Bestatters aus libanesischer Zeder handgefertigt ist, paßt. Ich lege Gevatter Langzahn hinein, klappe den Deckel zu und klopfe mir den Staub von den Händen. Prompt wird der Deckel wieder aufgeklappt, und der Vampir wedelt erbost mit dem Pfahl.
»Das hier ist kein Sarg, sondern gelinde gesprochen eine Katastrophe«, zetert er. »Erstens fehlt die Innenbeleuchtung, zweitens ist er nicht mit rotem Samt ausgeschlagen, drittens nicht bequem genug gepolstert, viertens nicht handgefertigt, sondern maschinell zusammengestoppelt und voller Spalten, Astlöcher und Risse, fünftens keine libanesische Zeder, sondern tropisches Regenwaldholz und allein deshalb schon grundsätzlich abzulehnen, sechstens…«
»Sechstens«, unterbreche ich ihn, »bleibt der Pfahl jetzt drin, ehe ich böse werde, verstanden? Mach dich hier bloß nicht fledermausig und halt die Klappe, Alter!« Vehement pflanze ich den Pfahl dem mürrisch erschlaffenden Vampir wieder ins Herz, werfe den Deckel erneut zu und wende mich wieder an den Bestatter. »Wenn Sie jetzt noch ein paar stabile, vierzöllige Nägel hätten… aber das können Sie ja wohl auch ohne mich.«
Ich wende mich zum Gehen.
»Sie wollen ihn doch wohl nicht etwa - hierlassen?« entsetzt sich der Bestatter. »Sie wollten doch einen Sarg kaufen! Nehmen Sie ihn und Ihren Ahnherrn wieder mit, Sie Halbwilder!«
»Wie Sie wünschen«, sage ich. »Fassen Sie beim Tragen mit an? Für mich allein ist der Sarg doch ein wenig schwer!«
»Erst die Rechnung!« kreischt der Bestatter.
»Wie wär's, wenn Sie dafür den Vampir in Zahlung nehmen? Ich überlasse ihn Ihnen gern«, biete ich an.
Da schmeißt der Bestatter mich doch tatsächlich einfach raus und den Vampir gleich hinterher. »Unverschämtes Pack!« keift er.
Seufzend verstaue ich den Vampir wieder im Kofferraum.
»Höflichkeit ist hier wohl Mangelware«, murmele ich, als ich wieder einsteige. »Fahr los, Mädchen.«
»Und was machen wir jetzt mit ihm?« fragt Randi. »Irgendwie müssen wir ihn doch loswerden!«
Ich zucke mit den Schultern und stelle fest, daß der aufregende Körper der süßen Randi meine Gedankenwelt weitaus mehr beschäftigt als der Vampir im Kofferraum.
Randi scheint meine Gedanken zu erraten.
»Okay«, sagt sie. »Fahren wir zu einem stillen Plätzchen. Schließlich will ich mich heute nacht ja nicht ganz umsonst ausgezogen haben, wenn sich auch alles ein wenig verspätet lohnt…«
Ob und wie es sich lohnt, mag sich nun jeder selbst ausmalen.
»Schluß«, sagt Randi schließlich erschöpft. »Wir haben ja auch noch was anderes zu tun. Der Vampir muß weg.«
Fast widerwillig ziehe ich mich wieder an. Randi ist nicht nur bildhübsch, sondern auch sehr heißblütig, und der Vampir muß ein ausgemachter Dummkopf sein, daß er die Gelegenheit zum Sex nicht wahrgenommen hatte, ehe er ihr an den Hals ging.
Oder er ist vom anderen Ufer. Das würde seine Zurückhaltung gegenüber den Reizen der reizenden Randi natürlich erklären.
»Ich habe eine Idee«, sage ich. »Wir wickeln ihn gut in Packpapier, kleben ein paar Briefmarken drauf und schicken ihn per Luftpost nach Frankreich.«
»Hä?« macht Randi, sitzt in neckischer Pose auf der Motorhaube des Cadillac und schlägt die endlos langen Beine übereinander.
»In Frankreich, im Château Montagne an der Loire, lebt ein guter Freund von mir. Ein gewisser Professor Zamorra. Der ist auch so etwas wie ein Dämonenjäger und wird schon wissen, was er mit diesem Aushilfs-Dracula anfängt.«
»Du willst deine Probleme nur auf andere Leute abwälzen«, sagt Randi vorwurfsvoll und klettert von der Motorhaube herunter. »Damit willst du verbergen, daß dir selbst nichts mehr
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