0632 - Sparks jagt den Vampir
erwartest du etwa, daß ich im Lendenschürz herumlaufe? Du perverser Wüstling! So was braucht kein Mensch!« Sie wirft mir die Sachen an den Kopf und stolziert selbstbewußt und so nackt wie zuvor wieder nach draußen.
Ich bin durchaus ihrer Ansicht - wer als Mensch Frau und so hübsch wie Randi ist, braucht wirklich keinen Lendenschurz. Zaghaft entschlossen eile ich ihr nach.
Am Cadillac steht ein Polizist, bückt sich, entdeckt das Halteverbotsschild unter dem Wagen und beginnt einen Strafzettel zu schreiben. Als Randi an ihm vorbeischreitet und einsteigt, klappt sein Unterkiefer herunter, Block und Bleistift fallen zu Boden, und kopfschüttelnd wankt er davon.
»Unmöglich«, sagt er. »Ich leide unter Halluzinationen.« Und läuft gegen einen Laternenmast. Benommen rutscht er daran zu Boden.
»He«, sage ich. »Wir müssen noch den Vampir loswerden.«
»Ach ja. Den hätte ich fast vergessen«, sagt Randi und steigt wieder aus.
Sie öffnet den Kofferraum und hilft mir, mir Graf Langzahn über die Schulter zu laden. »Da drüben, der Container neben dem Haus«, sage ich. »Mach ihn auf.«
Randi folgt meiner Anweisung. Aber gerade als ich meine traurige Last in den Behälter gleiten lassen will, öffnet sich die Hintertür des Hauses, und eine wohlbeleibte Mutter von mindestens fünfzehn Kindern stürmt, mit geblümter Küchenschürze und Besenstiel bewaffnet, unter dem Geleitschutz von Kind und Kegel heraus.
»Unverschämtheit!« keift sie. »Sieht das da«, dabei gestikuliert sie mit dem Besenstiel gen Vampir, »etwa aus wie Unrat? Wie Altglas? Wie Altpapier? Wie Weißblechdosen? Wie Hausmüll? Wie Kompost? Wie Kunststoff? Wie Sondermüll?«
»Eher wie ein Vampir, gnädige Frau«, biete ich eine akzeptable Alternative an.
»In diesen Container kommen nur Unrat, Altglas, Altpapier, Weißblechdosen, Hausmüll, Kompost, Kunststoffe und Sondermüll, aber keine Vampire! Schließlich pflegen wir unsere Abfälle sorgfältig zu trennen!« keift die gnädige Frau. »Außerdem laden Sie Ihren Müll gefälligst bei sich ab und nicht bei uns! Wir sind kein öffentlicher Schuttabladeplatz! Und erst recht keine Vampir-Deponie!« Und dabei schwingt sie angriffslustig ihren Besen.
»Ich dachte immer, Hexen reiten auf Besen, statt damit zu schlagen«, sagt Randi schnell. »Komm, Gryf, wir gehen.«
In der Fußgängerzone hat der Polizist sich inzwischen von seiner Benommenheit erholt und auch seine Fassung zurückgewonnen. Als wir wieder am Wagen auftauchen, drückt er mir den Strafzettel in die Hand.
»Moment, Sir. Hier, halten Sie bitte mal eben«, sage ich und drücke ihm den Vampir in die Arme, während ich in der Hosentasche nach einem Zehndollarschein suche. Ich stecke ihn dem Cop hinter das linke Ohr und beeile mich, einzusteigen, weil Randi den Wagen bereits startet.
»He, warten Sie!« schreit der Cop hinter uns her. »Sie haben Ihren Vampir vergessen!«
***
Christopher Sparks räusperte sich. »Ich glaube dir kein Wort«, sagte er. »So einen hirnrissigen Quatsch gibt's doch im ganzen Universum nicht. He, Mister Landlord - noch eine Lage uisge beatha!«
Der Wirt nickte dienstbeflissen und begann neue Gläser zu befüllen. »Das ist ja ein erstklassiger Stoff«, lobte der Geisterjäger. »Daran könnte ich mich fast gewöhnen.«
Der Wirt sah mißtrauisch an ihm vorbei auf den Drachen. »Ich glaube, wir sollten doch erst einmal darüber reden, daß dieser erstklassige Stoff auch ein bißchen Geld kostet.«
»Das regeln wir später«, entschied Fooly. »Erst mal will ich die Geschichte zu Ende hören.«
»Und ich glaube wirklich kein Wort davon«, seufzte Sparks. »Zum Wohle allerseits.«
Sie tranken sich zu. Nach den neuerlichen Hustenanfällen, die diesmal schon wesentlich kürzer und harmloser anfielen - die drei begannen sich an das Lebenswasser zu gewöhnen -, fuhr Gryf mit seiner Erzählung fort:
***
Eine Weile später entdecken wir ein Bestattungsunternehmen. Auf mein anhaltendes Drängen bleibt Randi diesmal im Wagen und fährt auch per Knopfdruck das Verdeck zu. Es hätte doch alle Grenzen gesprengt, im Evaskostüm dieses ehrwürdige Haus zu betreten.
»Ich brauche einen Sarg«, beginne ich.
»Oh, herzliches Beileid«, beeilt sich der Bestatter zu sagen. »Seien Sie meiner aufrichtigen Teilnahme versichert, Sir.«
»Ich brauche keine aufrichtige Teilnahme, sondern einen Sarg«, beharre ich.
»Eiche? Kiefer? Mahagoni? Libanesische Zeder? Und welche Größe darf es denn sein?«
Ich kratze
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