0635 - Das Grab der Sinclairs
Das Kreuz zischte beim Hautkontakt auf wie eine Wunderkerze.
Auch dieser Zombie zersprühte. Er hatte dem Bösen gedient, er hatte ewiges Leben haben wollen, doch im Endeffekt mußte er verlieren. Wie eine Säule ohne Kraft schraubte er sich vor meinen Füßen zusammen, ein staubiges Etwas, von dem nur mehr Asche zurückblieb und ein altes Templerschwert, das eigentlich einem gewissen Gordon Slane gehört hatte und an dem Blut klebte.
Ich schloß sekundenlang die Augen, atmete tief durch und machte mir begreiflich, daß ich gerettet war.
Dann ging ich zu Suko. Das heißt, ich wollte, doch Bill stoppte mich. Bevor er sprach, lächelte er.
»Es ist okay, John, die Kugel hat ihn am Kopf gestreift. Dicht über dem rechten Ohr.«
»Danke«, flüsterte ich und blickte ihn an. »Was ist mit dir? Bist du okay?«
»Ja, das habe ich Sonja zu verdanken.«
»Wer ist sie?«
Die Frau – sie stand neben dem toten Krooger – gab mir selbst die Antwort. »Ich bin Gordon Slanes Schwester, und was ich getan habe, das mußte ich tun…«
Nach diesen Worten sank sie zusammen und weinte…
***
Die Templer hatten kaum Erklärungen abgegeben. Man hatte uns nur gesagt, daß man sich zurückziehen würde. In den Staaten sähe alles anders aus.
Ob jeder von ihnen zur CIA gehörte, war mir nicht bekannt, uns jedoch hatte der Fall gelehrt, daß es noch eine dritte mächtige Templerströmung gab, zwischen denen des Abbés und den Dienern des Dämon Baphometh. Diese Strömung besaß einen großen Einfluß in der Politik, bei der Agency und sicherlich auch in mächtigen Wirtschaftskreisen.
Ich hätte gern nachgebohrt, Bill und Suko ebenfalls, doch Sir James hielt uns davon ab. »Wenn wir uns beschweren, dann geschieht es auf einer anderen Ebene.«
Wir stimmten ihn nicht um, denn wir gingen davon aus, daß jetzt Sir James die Puppen tanzen lassen würde.
Wir konnten auch telefonieren. Jemand hatte die Leitung wieder geflickt.
Aus Glasgow holten wir die Mordkommission herbei. Natürlich befürchtete Sonja Slane Schlimmes, doch sie hatte in Notwehr gehandelt, was wir bezeugen könnten.
Zudem wollte sie nicht mehr in England bleiben und mit dem Nachlaß ihres Bruders in die Staaten zurückkehren.
In meinem Leben aber war ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Ich dachte daran, daß meine Familie ursprünglich aus Frankreich stammte und war sicher, daß ich dort noch auf Spuren treffen würde, bei dem einen oder anderen Fall.
Ein erschöpfter, aber glücklicher Bill Conolly kehrte von seinem Telefonat zurück, das er mit London geführt hatte.
»Na, was sagt Sheila?«
Er grinste mich an und deutete auf Sukos Notverband. »Ich werde wohl bald aussehen wie er, denn sie hat mir einiges an Schlägen versprochen.«
»Was du auch verdient hast«, stimmte ich zu.
Bill spielte seine Angst gut. »Wir könnten auch noch einige Tage Urlaub machen«, schlug er vor. »Nicht hier, aber…«
Sir James, der ebenfalls mit London gesprochen hatte, bekam seine letzten Worte mit. »Nein, keinen Urlaub. Wir müssen so rasch wie möglich zurück nach London.«
Ich verzog den Mund. »Brennt es dort?«
»Nicht direkt, aber irgendwas haben Sie bei Ihrer letzten Begegnung mit den Schwarzen Priestern aus Atlantis falsch gemacht.«
Ich streckte Sir James meinen Arm entgegen. »Sagen Sie nicht, daß sie wieder da sind!«
»Leider ja, John…« Er lächelte. »Kommen Sie, wir sollten uns auf den Weg machen …«
ENDE des Zweiteilers
Weitere Kostenlose Bücher