0635 - Das Grab der Sinclairs
eigenen Chef weggenommen werden.
Ein großes Loch hätte sich Sir James gewünscht, um darin zu verschwinden.
Es war nicht möglich. Er mußte hindurch, mußte es tun, auch wenn es ihm noch so zuwider war.
Der zweite Mann war zur Seite getreten. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Nach wie vor starrte er fast interessenlos ins Leere.
»Los, machen Sie schon, Sir!« drängte der Mann vom Ministerium und nickte dem Superintendenten einige Male heftig zu.
Sir James tat nichts. Er überlegte, drehte den Kopf und schaute den Mann vom Ministerium hart an. »Sie wissen genau, was Sie hier vorhaben, Mister?«
»Das weiß ich.«
»Die Folgen sind…«
Widerwillig schüttelte der andere den Kopf. »Die Folgen interessieren mich nicht, verdammt! Hören Sie damit auf! Ich habe meinen Auftrag bekommen, Sie haben den Ihren. Alles andere ist sinnlos. Ich werde nicht mehr diskutieren.«
Diesen Ton war ein Mann wie Sir James Powell nicht gewohnt. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen und ballte die Hände zu Fäusten.
»Sollten wir beide uns noch einmal begegnen, werde ich dafür sorgen, daß man Ihnen diesen arroganten Ton abgewöhnt. Darauf können Sie sich verlassen. Ich kenne meinen Auftrag, aber ich warne Sie noch einmal.« Mehr sagte Sir James nicht. Er trat näher an den offenen Schrank heran und umfaßte den Dunklen Gral mit beiden Händen.
Selten hatte er dieses geheimnisvolle Gefäß in seinem Besitz gehabt. Er hatte es wohl gesehen, es aber nicht angefaßt oder mitgenommen. Jetzt mußte er es tun, und er spürte gleichzeitig den Schauer, der über seine Arme hochrieselte, den Rücken erreichte und sich dort als Gänsehaut festsetzte.
»Kommen Sie endlich!«
Sir James verließ die Wohnung des Geisterjägers schweigend. Er gönnte auch den beiden Begleitern keinen Blick, seine Gedanken beschäftigten sich bereits mit der nahen Zukunft, die sich nicht in London abspielen würde, denn seine Anordnungen waren weiter gefaßt, sie sollten ihn nach Schottland führen.
Es war alles geplant, das Ministerium hatte für die besten Voraussetzungen gesorgt.
Unten wartete die Eskorte aus Motorradfahrern. Sir James stieg in den Fond des schwarzen Dienstwagens. Der Dunkle Gral verschwand in einem schmalen Koffer, der höher als breiter war.
Dann fuhren sie ab.
Die Eskorte verschaffte ihnen freie Bahn. Ihr Ziel war ein Flughafen am Rande der Millionenstadt.
Nicht Heathrow, hier regierte das Militär. Eine Maschine stand bereit, Sir James brauchte nur umzusteigen und startete zehn Minuten später in Richtung Norden.
Glasgow hieß das nächste Ziel!
Der Superintendent saß unbeweglich in dem kleinen Lear Jet. Er sagte kein einziges Wort, sein Blick war ins Leere gerichtet. Durch seinen Kopf tosten die wildesten Gedanken, und er mußte gleichzeitig zugeben, daß er es nicht geschafft hatte.
Sein Plan war es gewesen, die starke Macht aus den Staaten zu unterlaufen. Unterstützung hatte er bei John Sinclair, Suko und auch Bill Conolly gefunden. Nur mußte er zugeben, daß er die andere Seite unterschätzt hatte. Dort saßen Leute, die raffinierter waren als er, die zudem auch von dem großen Verbündeten jenseits des Teiches den großen Druck bekommen hatten.
Der Fall war dort zu einem Politikum geworden. Was bisher der breiten Öffentlichkeit verborgen geblieben war, drängte nun ans Tageslicht, das wollten eben die einflußreichen Kräfte verhindern. Wie es schien, würden sie es auch schaffen.
Sir James sah keine Chance mehr, aus eigener Kraft das Ruder herumzureißen. Wenn dies jemandem gelang, dann nur John Sinclair und Suko, die beide vor Ort waren.
Aber auch ihnen würde es schwerfallen, sich gegen die Macht der CIA anzustemmen, die kamen mit dem großen Hammer und walzten alles nieder.
Über Lautsprecher erhielt Sir James die Nachricht, daß die Landung in einer Viertelstunde erfolgen sollte.
Er schnallte sich an, schielte auf den Nebensitz, wo der Koffer mit dem Gral stand, und schloß die Augen. Eine kurze Entspannung vor der Landung würde ihm guttun.
Auch das schaffte er nicht, seine Gedanken wollten nicht mitspielen. Sie drehten sich jetzt um Lady Kassandra, mit der er einmal verheiratet gewesen war.
Auch für sie war der Fall eine Nummer zu groß gewesen. Da hatte es Blockaden gegeben, die sie nicht durchbrechen konnte. Sperren, Barrieren, aufgebaut von der fast allmächtigen CIA!
Die Landung verlief glatt.
Direkt an der Rollbahn wartete der Wagen mit Fahrer. Ein dunkler Mercedes, der Sir
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