0635 - Das Grab der Sinclairs
schüttelte er den Kopf. »Nein, Sinclair, er wird nicht. Er ist bereits aus Ihrer Wohnung entfernt worden.«
»Wer, zum Teufel?«
Der CIA-Mann hob die Hand. »Nicht so voreilig. Sie werden es früh genug sehen.«
Ich wußte nicht mehr weiter und war auch erschrocken über dieses Machtpotential. Was mit dem Auffinden eines alten Grals begonnen hatte, war zu einem hochpolitischen Fall geworden, und ich hatte von einer Templerströmung erfahren, die bisher für mich unbekannt gewesen war.
»Haben Sie noch Fragen?«
»Ja, ich möchte wissen, ob Sie auch weiterhin ihre toten Mitglieder hier begraben werden.«
»Das werden wir noch abstimmen. Möglicherweise gönnen wir uns diese nostalgische Sentimentalität nicht mehr, aber das kann ich Ihnen jetzt nicht genau beantworten.«
Ein Begräbnis mit dem Begriff nostalgische Sentimentalitäten zu umschreiben, war auch für mich neu. Mit den Templern hätte ich es vielleicht noch aufgenommen, aber da stand noch diese Aussaat des Bösen, der Krieger mit meinem Namen in unmittelbarer Reichweite, und ich konnte mir vorstellen, daß er auf mich angesetzt wurde.
Krooger ahnte etwas von meinen Überlegungen und nickte mir zu.
»Sie können wählen, Sinclair. Entscheiden Sie sich für das Schicksal Ihres Freundes Conolly oder möchten Sie von Ihrem Namensvetter in den Tod befördert werden?«
»Bleibt mir keine dritte Wahl?«
»Doch!« erklärte Krooger, nickte und zog blitzschnell eine Waffe, die er schräg nach unten richtete.
Ich starrte in das Loch der Mündung und erkannte die Marke der Schußwaffe.
Es war eine Beretta!
Krooger fragte: »Sie wissen, wem sie einmal gehört hat?«
»Ich kann es mir denken.«
»Ihrem Freund Conolly. Da haben Sie die dritte Möglichkeit: eine Kugel aus der Beretta!«
Verdammt noch mal! Was sollte ich tun? Mich bewegen und meine eigene Beretta ziehen?
Wenn ich nur falsch die Augenwimpern bewegte, würde Krooger abdrücken, das traute ich ihm zu. Dafür stand für ihn auch zu viel auf dem Spiel.
»Ich warte nicht mehr lange, Sinclair!«
»Okay, dann nehme ich meinen Namensvetter!«
»Bitte sehr.« Krooger lächelte eisig. Er wollte zurücktreten, als wir alle ein bestimmtes Geräusch hörten.
Da knarrte eine Tür in den Angeln und schleifte gleichzeitig über den Boden.
Es war die Tür der Templerkirche, und in ihrem hellen, sonnendurchfluteten Rechteck stand ein Mann, den ich sah, weil ich den Kopf gedreht, mit dem ich aber nie im Leben gerechnet hatte.
Sir James Powell, und er brachte den Dunklen Gral mit!
***
Hätte der Fahrer eingegriffen, Suko hätte ihn unangespitzt in den Boden gerammt, wie damals der gute Bud Spencer in seinen Action-Komödien. Aber der Mann tat nichts, als Suko erschien, und so konnte er sich dem ebenfalls überraschten Sir James nähern, der es jedoch verstand, seine Überraschung zu verbergen.
»Sir…«, sagte der Inspektor nur und ärgerte sich dabei über seine belegte Stimme.
»Ich mußte kommen.« Mehr sagte der Superintendent nicht. Statt dessen stellte er das viereckige, kofferartige Gefäß ab und holte den Dunklen Gral hervor.
Der goldene Kelch glänzte wie ein helles Feuer im Licht der Sonnenstrahlen, als wollte er die unmittelbare Umgebung in Flammen setzen. Auf seiner Öffnung lag die geheimnisvolle Kugel der leider verstorbenen Wahrsagerin Tanith, und auch sie fing das Sonnenlicht ein und ließ sie heller erscheinen als in Wirklichkeit.
»Wer?«
Sir James schluckte, bevor er tief Luft holte. »Sie wissen, daß es Menschen gibt, die eine sehr große Macht besitzen. Ich habe sie erlebt und mußte mich fügen.«
»Ja«, murmelte Suko und nickte. »Das sehe ich jetzt. Sie sind nicht freiwillig erschienen?«
»Nein.«
»Und… der Gral?«
»Sie wollen ihn haben. Ich rechne damit, daß ich Leben retten kann. Haben Sie von John und Bill…?«
Es gefiel Suko nicht, wo sich sein Chef aufhielt. Deshalb zog er ihn mehr in die Deckung der Kirchenmauer, wo er dann mit flüsternden Worten auf ihn einsprach und ihm die Lage umriß, was Sir James kaum begriff, denn er konnte nur den Kopf schütteln.
»Dann haben Sie keine Spur von Bill Conolly entdeckt?«
»Leider nein, Sir.«
Der Superintendent schob die Brille zurück, bevor er den Kopf senkte und eine Frage stellte: »Wie schätzen Sie die Chancen des John Sinclair ein?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie gehen davon aus, daß er sich hier in dieser alten Templerkirche befindet?«
»Schon.«
»Sie haben nicht hineingeschaut?«
»Ich
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