0636 - Das Blut der Schwarzen Priester
anders, doch nun stand er vor einem Problem.
»Was soll ich denn machen?«
»Den Kanister schnappen und wegbringen.«
»Ach!«
»Ja, es muss bei dem Plan bleiben.«
»Scheiße«, sagte er und trat mit dem Fuß auf. »Da haben sich Gase und Dämpfe gebildet. Was ist denn, wenn mir der Kanister um die Ohren fliegt? Kannst du mir das sagen?«
»Der wird dir nicht um die Ohren fliegen.«
»Wieso das denn nicht?«
»Weil es sich bestimmt wieder abkühlt.« Britta wollte es beweisen und hockte sich nieder. Sie legte eine Hand mit der Fläche gegen die Außenwand. »Du kannst es spüren, Rick, es ist längst nicht mehr so heiß.«
Er wollte sich überzeugen. Zwischen ihnen stand der Kanister, über den hinweg sie sich anschauten.
»Na?«
Er nickte. »Du hast Recht. Das Zeug erkaltet allmählich. Ist längst nicht mehr so heiß und so laut.«
»Sag ich doch.«
Rick erhob sich. »Trotzdem«, sagte er kopfschüttelnd, »wenn ich daran denke, was damit geschehen soll…«
»Er will es trinken!«
»Schon, aber das Zeug ist heiß, und da…«
Britta wurde leicht sauer. »Rick, verdammt, jetzt mach keinen Rückzieher. Es war alles abgesprochen. Du bist derjenige, der den Typen am besten kennt. Du hast mir erzählt, dass er scharf auf das Schwarze Blut ist, damit er endlich Kraft bekommt. Ich weiß, dass er nicht richtig im Kopf ist, aber es ist besser, wenn…«
»Irrtum, Britta, der ist schon richtig im Kopf. Er hat nur andere Ansichten als die meisten.«
»Dann wird er es auch trinken.«
Rick Morano überlegte. Er war unsicher und nervös geworden. Britta sah ihre Felle davonschwimmen. »Wenn du zu feige bist, Rick, werde ich mir den komischen Kanister schnappen und damit losziehen. Ist das ein Vorschlag?«
»Ein beschissener.«
»Dann geh du!«
Rick lief zur Tür, drehte sich um, kam wieder zurück und nickte heftig. »Okay, ist gebongt. Ich mache es. Was das für Folgen hat, darüber will ich lieber nicht nachdenken.«
»Das kann unsere Chance sein, Junge. Endlich haben wir etwas in der Hand. Ich will aus dieser beschissenen Bude raus, Mann. Ich will weg, verstehst du? Wir können Geld machen und damit unsere Träume verwirklichen. Man muss nur alles richtig einsetzen, dann klappt das schon. Hast du kapiert?«
»Nicht alles.«
»Was hast du für Probleme?«
Er deutete auf den Kanister. »Ich will ehrlich sein, Britta. So etwas kann uns leicht über den Kopf wachsen.«
»Nicht, wenn du aufpasst.« Sie trat zu ihm und legte ihre Handflächen auf seine Brust. »Ich denke nicht nur an mich. Wir können ein Team bilden, ein Künstlerpaar werden, das seine eigenen Ideen verwirklicht. Wenn wir nicht auf das Geld anderer angewiesen sind, wird das klappen, Rick. Glaub es mir.«
Der junge Mann warf einen skeptischen Blick auf das Gefäß. »Ob das so alles stimmt, weiß ich nicht.«
»Hör auf. Es muss stimmen, und es wird stimmen, darauf kannst du dich verlassen. Ich habe alles geplant. Die Kraft des Blutes wird uns beide leiten und uns den richtigen Weg zeigen. Darauf kannst du dich fest verlassen.«
Rick Morano hob die Schultern. »Verdammt noch mal, aber er muss auch mitspielen!«
»Das macht er schon. Du hast doch gesagt, dass du mit einem Geschenk kommen wirst, dass ihn stark machen wird.«
»Habe ich.«
»Na bitte.«
Morano war noch immer nicht überzeugt. Er wollte sich vor Britta auch keine Blöße geben, außerdem hatte er dem Plan, als er gefasst wurde, zugestimmt.
»Und?«
Er senkte den Kopf. Brittas Gesicht zeigte eine gewisse Spannung, die auch in den Augen lag.
»Ich tue es!«
»Wunderbar. Dann nimm den Kanister und zieh dich sofort zurück, bevor man uns hier entdeckt.«
Rick war noch nicht ganz überzeugt. »Und davon weiß wirklich niemand außer uns?«
Das Mädchen spreizte drei Finger ab. Ihre Hände steckten in jeweils halben Handschuhen, die nur die Finger frei ließen. »Ich schwöre es dir, Rick!«
»Dann ist alles klar.«
Der Kanister hatte sogar einen Griff. Ein Drahtgestell, das die Form eines Halbkreises aufwies. Er packte es und wunderte sich darüber, wie schwer dieses Blut war. »Hast du den schon mal getragen?«
»Ja. Blut ist eben dicker und schwerer als Wasser.«
»Wenn du das sagst.« Mit diesen Worten verließ Rick den engen Keller und schritt auf die Treppe zu, immer dem Schein der Lampe folgend. Er war froh, dass außer ihnen keiner die tiefer liegenden Räume betreten hatte, und so konnten sie unbemerkt nach draußen gelangen, wo der Regen auch weiterhin
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