0636 - Das Blut der Schwarzen Priester
Ratten in ihren Löchern.«
Rick nickte. Er hatte die Hände in die Taschen geschoben und wanderte auf und ab.
»Du kannst dich auch setzen.«
»Nein.«
»Nervös?«
Rick blieb stehen. »Ein bisschen schon. Wenn das mit dem Blut stimmt, ist das irre.«
Der Blechschmuck klingelte, als Britta den Kopf bewegte. »Weshalb sollte das nicht stimmen?«
»War nur so eine Idee.«
»Keine gute.«
Rick ließ sich auf einem Stuhl nieder. »Mir ist kalt, habt ihr was zu trinken?«
»Ja, Wermut.«
»Gib her«, sagte er, obwohl er sich bei den Worten anfing zu schütteln.
Sie holte die Flasche, aber keine Gläser. Rick setzte sie an, schluckte und verzog das Gesicht. »Ein Sauzeug«, beschwerte er sich.
»Was willst du? Wir haben keinen Kies. Aber die anderen wollen Stoff aus der Disco mitbringen.«
»Schnee?«
»Nein, wir hängen nicht an der Nadel. Gin und so.« Britta starrte gegen die Wand, wo einmal eine Tapete gehangen hatte. Jetzt hing sie auch noch dort, allerdings als lange Zungen, die nach unten fielen. »Eine verdammte Bude ist das. Wenn ich Geld hätte und mich austoben könnte, würde ich aus dem Verlies ein Schmuckkästchen machen.«
»Wirst du das überhaupt mal packen?«
»Irgendwann schon, darauf kannst du dich verlassen. Ich habe genug geschnuppert. Die Zeiten werden sich ändern, und wenn es«, sie senkte die Stimme, »durch das Blut geschieht.«
»Darauf bist du scharf, wie?«
»Ja, verdammt, darauf bin ich scharf. Ich habe lange gebraucht, um mich zu überwinden, aber jetzt ist der Zeitpunkt da. Heute Nacht hält uns nichts mehr zurück.«
Rick dachte pessimistischer darüber, trank noch einen Schluck, verzog wieder das Gesicht und stellte die Flasche auf die zerfetzte Tischplatte. »Gib mal einen Glimmstängel.«
Britta warf ihm Tabak und Papier zu. Rick Morano drehte sich das Stäbchen. Feuer hatte er selbst.
Nach der dritten Rauchwolke fragte er: »Wann gehen wir?«
»In einer halben Stunde.«
Er nickte. »Bist du sicher, dass das Zeug da unten noch steht?«
»Klar, ich habe heute Morgen nachgeschaut. Es ist so versteckt, dass es keiner findet.«
Rick lachte und schüttelte den Kopf.
»So was, das ist einfach irre. Du bist auf die Idee gekommen und hast das Zeug gefunden.«
»War ganz einfach. Es hatte sich in einer Mulde gesammelt. Wichtig ist, dass du damit abhaust.«
»Nein, wir.«
»Ich soll mit?«, flüsterte sie und gab sich schon mehr als erstaunt.
»Klar doch. Das war abgemacht.«
Auch Britta setzte sich. »Nein, Rick, nicht mehr. Ich habe es mir überlegt. Ich bleibe hier.«
»Mach keinen Mist, Baby!«
»Hör mit der blöden Sprache auf! Ich werde hier auf dich warten, kapiert?«
»Mal sehen.«
»Du brauchst mich doch nicht. Du bringst das Zeug in euer Dorf, und alles ist geritzt. Hast du deinen Freund schon darauf vorbereitet?«
»Er wartet bereits. Dem ist es zu langweilig geworden. Wenn es eine Testperson gibt, dann ihn.«
Britta nickte. »Ich freue mich darauf. Es wird irre.« Sie rieb ihre Hände und stand auf.
»Können wir?«
»Okay, sonst pappst du mir noch an. Der Keller wartet.«
Rick drückte die Kippe auf der Tischplatte aus, denn einen Aschenbecher hatte er nicht entdeckt.
Britta ging zur Tür. So wie sie sich bewegte, das war schon scharf. Keine konnte derart aufreizend mit den Hüften schwingen.
Bevor Britta das Zimmer verließ, drehte sie sich zu ihrem Freund um. »Hör zu, Rick, du wirst dich genau an meine Anweisungen halten. Mach nichts von allein, klar?«
»Sicher.«
»Okay.«
»Den Schlüssel zum Keller hast du?«
Britta tippte gegen ihre Stirn. »Wozu brauche ich den? Es ist sowieso alles offen. Wenn du am Morgen ein Schloss anbringst, ist es abends verschwunden. Das kennt man doch.«
»Wenn du das sagst.«
Sie schlüpfte Sekunden später durch die Tür. Beide hörten das Schnarchen. Im Gang lag ein Zecher, der die letzten Schritte bis zu seiner Zimmertür nicht geschafft hatte. Irgendwann würde er aufwachen und fürchterlich fluchen, da kannten sich die Bewohner schon aus.
Sie lächelte, als sie Rick an der Hand nahm. Britta mochte den Jungen, dessen Eltern aus Mexiko stammten und irgendwann in London hängen geblieben waren. Wo sie wohnten, wusste Rick selbst nicht, er hatte nichts mehr mit ihnen zu tun.
Wieder mussten sie den langen Flur zurück. In den Wohnungen liefen die TV-Geräte.
Die Kanäle überschnitten sich. Fernsehen war die einzige Abwechslung, die diese Menschen hier hatten. Auf die Glotze starren und sich die
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