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0636 - Das Blut der Schwarzen Priester

0636 - Das Blut der Schwarzen Priester

Titel: 0636 - Das Blut der Schwarzen Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann später, als er die bestimmten Killeraufträge annahm.
    Wo Dutch Myer erschien, wurde die Luft frostig.
    Natürlich hatte er auch Glück gehabt, dass ihn die Bullen nicht stellten. So einer wie er fiel auf. Er war auch erkannt und erwischt worden, nur lebten die Polizisten nicht mehr. In einem Anfall von Wut hatte er sie mit den bloßen Händen getötet, denn seine Finger, so klumpig sie auch aussahen, waren hart wie Stahl.
    Wenn er in die Dorfmitte ging, nahm er nie ein Fahrzeug. Er ging stets zu Fuß und genoss die ängstlichen Blicke der anderen Passanten. Bevor er in eine schmale Seitengasse einbog, betrat er noch ein kleines Textilgeschäft, das schon seit Jahren von einer Frau geführt wurde, die schon Myers Mutter bedient hatte.
    »Ach, du bist es, Dutch«, sagte die Frau, als sie aus dem hinteren Raum kam und einen Vorhang zur Seite schob. Sie arbeitete noch als Änderungsschneiderin. Hinter dem Vorhang verbarg sich ihr kleines Atelier.
    Er stellte die Tasche ab. »Ich wollte mir einen Pullover kaufen, Miss Grayson.«
    Die Schneiderin, sie hatte die sechzig mittlerweile überschritten und war noch immer unbemannt, schaute ihren Kunden skeptisch an. »Das wird nicht einfach sein«, gab sie zu.
    »Wieso nicht?«
    »Deine Größe, Dutch. Du bist weit über dem Durchschnitt. Mal schauen, vielleicht habe ich einen.«
    Sie trat an die einigermaßen gefüllten Regale, wo auch noch Ware lag, die vor einigen Jahren modern gewesen war, als die Modemacher noch weiter schnitten. Dort wurde sie auch fündig.
    Ein schwarzer Pullover mit braunen Querstreifen war das einzige Kleidungsstück, das Dutch Myer passen würde.
    Sie breitete es auf der Verkaufstheke aus. »Etwas anderes kann ich dir nicht verkaufen.«
    »Das reicht.«
    »Sehr gut.« Miss Grayson räusperte sich. »Ich stecke ihn dir in eine Tüte.«
    »Ja.«
    »Warst du eigentlich wieder bei deiner Mutter am Grab?«
    »Noch nicht.«
    »Danach sieht es auch aus. Ungepflegt, Dutch. Du solltest dich schämen, wirklich. Ich habe deine Mutter gut gekannt, ich weiß, was sie durchgemacht hat…«
    »Ich gehe morgen hin«, versprach Myer.
    »Das will ich auch meinen.«
    »Was habe ich zu zahlen?«
    »Du bekommst ihn preisgünstig, nur acht Pfund.«
    »Danke.« Er suchte das Geld zusammen und legte es Miss Grayson in die offene Hand. Bevor er ging, tippte sie ihn noch einmal an. »Weißt du eigentlich, wen ich heute gesehen habe?«
    »Nein.«
    »Rick Morano!«
    Für einen Moment leuchteten Dutch Myers Augen auf. Da schimmerten die Pupillen tatsächlich wie zwei gelbe Sonnen. »Ach ja? Ist er hier gewesen?«
    »Genau.«
    »Hat er nach mir gefragt?«
    »Nein. Sollte er das?«
    Dutch Myer hob die Schultern. »Nun ja, wir kennen uns ziemlich gut.«
    »Dann musst du dich mal woanders erkundigen. Jedenfalls ist er an meinem Geschäft vorbei gegangen. Ich sah ihn auch nur, weil ich zufällig aus dem Fenster schaute.«
    »Danke.« Der dunkelhäutige Mann nickte wie ein kleines Kind und ging lächelnd davon.
    Miss Grayson schaute ihm nach. Sie war wohl die einzige Person im Ort, die ihn mochte. Von seinem Vorleben allerdings ahnte sie nicht die Bohne.
    Dutch Myer hatte es jetzt eilig. Dass Rick Morano ihn besucht hatte, war für ihn wie eine Erlösung.
    Sie hatten oft zusammengehockt, heimlich immer, er hatte ihm einiges aus seinem Vorleben berichtet, und Rick hatte ihn stets angeschaut.
    »Aus dir wird noch mal was Großes!«, hatte er einmal gesagt und in das Lachen des Dutch Myer hineingesprochen. »Keine Sorge, ich werde das schon anleiern.«
    Was er genau damit meinte, wusste Dutch nicht. Bei einem weiteren Besuch hatte Rick dann von einem Fund gesprochen, der im Londoner Eastend lag.
    Eine dicke, sirupähnliche Flüssigkeit sollte es dort geben, die man als Schwarzes Blut bezeichnete, eine Masse, die wirklich Kraft gab, wenn man sie trank.
    Es war nicht irgendein Blut, sondern es stammte angeblich aus einer anderen Welt, aus der Vergangenheit und von einer Insel oder einem Kontinent, der längst versunken war, aber noch immer in den Köpfen zahlreicher Menschen herumspukte.
    Atlantis!
    Auch Dutch hatte davon gehört. Ein »Kollege« von ihm hatte früher in den langen heißen Nächten von diesem Land erzählt. Geglaubt hatte ihm keiner, und Myer war auch jetzt skeptisch, was den Kontinent anging, obwohl Rick Morano so überzeugend davon geredet hatte. Aber er war auf den Plan des jungen Mannes eingegangen. Sie hatten gewissermaßen einen Kuhhandel geschlossen, und bei

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