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0636 - Der dunkle Lord

0636 - Der dunkle Lord

Titel: 0636 - Der dunkle Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verrieten, daß Lamyron ihr an Körperkraft entschieden überlegen war. Außerdem war er bewaffnet. Es war ihm ein Leichtes, Teri niederzuschlagen und ihr dann die Finger…
    Sie schrie auf, als er nahe vor ihr war.
    »Zurück!«
    Plötzlich sah sie auf seinen halb ausgebreiteten Schwingen ein Bild!
    Entsetzt starrte sie es an.
    Es war jener Effekt, von dem Zamorra und auch Gryf gesprochen hatten - ein prophetisches Bild, das aus irgendwelchen Gründen entstand und von jedem gesehen werden konnte, nur nicht von Lamyron selbst.
    Er stoppte!
    Irgendwie registrierte er, daß Teri etwas sah.
    Natürlich - darin mußte er Erfahrung haben. Er kannte den Ausdruck in den Augen der Menschen, die seine Bilder sahen.
    Deshalb hielt er jetzt still.
    Vielleicht nur für ein paar Sekunden. Ein Reflex möglicherweise, den auch der Zwang des Dunklen Lords nicht auszulöschen vermochte.
    Teri nahm das Bild wahr. Sie prägte es sich ein. Was auch immer in den nächsten Minuten geschehen würde -sie würde es nicht vergessen.
    Und sie fuhr herum zu dem Dunklen Lord.
    Sie lachte auf. Heller, lauter, spöttischer, als er es getan hatte.
    »Bestie!« lachte sie. »Narr! Du bist tot, Puppengesicht! Ich sehe dich sterben - du bist tot, tot, tot…«
    ***
    Zamorra hoffte, daß sein Beschwörungsversuch gelang. Ganz sicher war er sich seiner Sache nicht. Immerhin war Lamyron nicht unbedingt das, was man landläufig unter einem Dämon verstand. Und mit Beschwörungen rief man für gewöhnlich Dämonen an.
    Wenn er wenigstens genau wüßte, woran er bei diesem Wesen war! Engel oder Teufel - oder was dazwischen? Lamyron ließ sich nicht in die Karten schauen. Er blieb mysteriös und unberechenbar.
    Zamorra wußte nicht einmal, mit welchem Sigill er Lamyron zum Erscheinen zwingen konnte! Besaß Lamyron überhaupt ein Sigill? Wenn ja, brachte ihn das den Eigenschaften eines Dämons näher.
    Aber solange Zamorra dieses mutmaßliche Sigill nicht bekannt war, konnte er es natürlich auch nicht einsetzen. Er mußte sich mit einer sehr allgemeinen Form der Beschwörung begnügen. Mit einer Form, die mit etwas Pech jeden beliebigen Dämon herbeiführen konnte.
    In diesem Fall konnte es böse ausgehen. Wenn Zamorra die Eigenschaften des Dämons nicht kannte, konnte er auch keine direkten Schutzmaßnahmen treffen. Dann mußte er sich darauf verlassen, daß Nicole schnell und nachhaltig genug eingreifen und den Dämon unschädlich machen konnte.
    Vorsichtshalber flocht Zamorra den Namen des engelhaften Propheten so oft wie möglich in die Beschwörung ein; das erhöhte die ›Treffsicherheit‹ ein wenig.
    Schon bald fühlte er die Anstrengung, die ihn die Beschwörung kostete. Da er den Zwang nicht mit Hilfe eines Sigills ausführen konnte, mußte er diesen Mangel mit eigener Kraft ausgleichen. Kraft, die ihm später fehlen würde.
    Er wußte nicht, wieviel Zeit verging. Zeit wurde unwichtig. Es ging um die Sache, nicht darum, wie lange sie dauerte. Ob es Minuten waren, die verstrichen, Stunden oder Jahre - was für eine Rolle spielte das? Es zählten Erfolg oder Mißerfolg. Sonst nichts.
    Und dann, von einem Moment zum anderen, spürte er die Resonanz.
    Er erhielt Kontakt!
    Er wünschte, er hätte Nicole noch warnen können. Aber dazu war er nicht mehr in der Lage.
    Es ging jetzt entschieden zu schnell. Und es war nicht Lamyron, dessen Präsenz Zamorra spürte. Dessen Aus-Strahlung kannte er. Die des Wesens, das auf die Beschwörung reagierte, aber nicht…
    Es war eine Kreatur von schier unglaublicher Bösartigkeit.
    Und von schier unglaublicher Macht!
    ***
    Der Dunkle Lord erstarrte.
    »Warte!« befahl er Teri atmete auf, als Lamyron gehorsam stoppte.
    Wenigstens ein kleiner Zeitgewinn, ein kurzer Aufschub…
    »Dreh dich um, so daß ich das Bild sehen kann!« befahl der Unheimliche.
    Warum kam er nicht einfach um den Propheten herum? Warum mußte der sich zum Dunklen Lord umdrehen?
    Teri ahnte, daß dies seltsame Verhalten etwas zu bedeuten hatte. Es konnte nicht nur die Arroganz des Lords sein. Nicht nur eine Demonstration seiner Macht. Was aber war es dann?
    Wenn sie den Grund dafür herausfand, half ihr das vielleicht weiter?
    Langsam drehte Lamyron sich um.
    Der Dunkle Lord zuckte heftig zusammen. Teri sah keine Regung in seinem maskenhaft starren Puppengesicht, aber an seiner Körperhaltung erkannte sie, daß er erschrocken war.
    Er hatte vor irgend etwas Angst!
    Und im nächsten Augenblick war er verschwunden!
    Aber nicht nur er.
    Auch Lamyron

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