0636 - Der dunkle Lord
lachte wieder.
»Der würde sich eher die Zunge abbeißen, als seinen Freunden und Verbündeten jemals etwas wirklich Wichtiges zu erklären«, sagte sie.
»Macht ihn nicht schlechter, als er ist«, versuchte Teri abzuschwächen. »Er ist ein alter Mann mit vielen Eigenheiten, und ich denke, es entspringt alles einem Sicherheitsdenken, das im Laufe von Jahrtausenden entstanden ist.«
»Zwischen angebrachtem Sicherheitsdenken und eigenbrötlerischer Geheimniskrämerei gibt es gewaltige Unterschiede«, stellte Zamorra klar. »Und auch zwischen Hilfe leisten und Hilfe erbitten. Wir haben in den letzten Jahren weit mehr für Merlin getan als umgekehrt. Wir haben sogar gewaltigen Mist ausbügeln müssen, den er gemacht hat, als er einmal etwas in Eigenregie unternahm.«
»Du spielst auf das Zeitparadox mit dem Silbermond an«, erkannte Teri.
Zamorra nickte.
»Das ist doch Schnee von gestern und liegt Jahre zurück.«
»Was noch verdammt aktuell ist, ist die Sache mit der Baba Yaga. Daß er mir die Hilfe verweigerte, vergesse ich ihm nicht so schnell, und auch nicht, daß er Caermardhin danach komplett abgeschottet hat und selbst von euch Druiden nicht zu erreichen war - erinnerst du dich?«
»Es hat mich auch ein wenig gewundert«, murmelte Teri und nippte an ihrem Longdrink. »Fragen wir ihn doch jetzt einfach.« Sie erhob sich und trat zu Zamorras Sessel, streckte die Hand aus. »Faß zu, wir machen eben einen zeitlosen Sprung nach Caermardhin.«
Zamorra sah Nicole an. Die nickte nur.
Da erhob er sich und nahm Teris Hand. Sie konzentrierte sich auf ihr Ziel und löste mit einer raschen Vorwärtsbewegung den zeitlosen Sprung aus.
Nicole sah, wie die beiden verschwanden.
Verwundert hob sie die Brauen. Sollte Merlin die Tür tatsächlich wieder geöffnet haben?
So ganz wollte sie es noch nicht glauben…
Aber jetzt blieb ihr erst einmal nichts übrig, als auf Zamorras und Teris Rückkehr zu warten.
Hoffentlich dauerte das nicht zu lange…
***
Lamyron spürte, wie sich etwas veränderte. Aber es war nicht wie sonst. Er hatte den Eindruck, als gäbe es während seines Transports so etwas wie eine Kursänderung. Aber wie konnte das sein?
Zamorra konnte doch nicht in der kurzen Zeitspanne seinen Standort verändert haben? Ein Transport mit Hilfe der Regenbogenblumen dauerte doch kaum länger als einen Lidschlag?
Oder sollte Zamorra in exakt dem gleichen Moment wie Lamyron einen Transport versucht haben? An einen solchen Zufall konnte der Prophet nicht so recht glauben.
Er schüttelte den Kopf. Er spürte eine leichte Benommenheit, die vermutlich auf diesen abgefälschten Transport zurückzuführen war. »Verrückt«, murmelte er. »So etwas ist doch völlig absurd!«
Er trat zwischen den Blumen hervor und sah sich um. Es hatte kein Transport stattgefunden! Er befand sich immer noch in dem Park in Sydney, von dem aus er Zamorra hatte erreichen wollen!
Sollten die Regenbogenblumen, in deren Nähe Zamorra sich befand, für Lamyron gesperrt sein, so wie ja auch seine bisherigen Versuche, in seine Heimatwelt zurückzukehren, nicht nur von Gash'Ronn, sondern auch von der Erde aus immer wieder gescheitert waren?
Aber so hatte sich der Vorgang nicht abgespielt. Es war kein Abprallen und Zurückgeschleudert werden gewesen wie in jenen Fällen.
Aber es konnte auch nicht so sein, daß Zamorra zur Zeit nicht in der Reichweite von Regenbogenblumen war. Denn es hatte zumindest ein Transportversuch stattgefunden. Hätten die Regenbogenblumen Zamorra nirgendwo in ihrer Nähe registrieren können, wäre das nicht geschehen. Er mußte also erreichbar sein - aber Lamyron kam nicht zu ihm durch!
Was war das für eine Abfälschung, eine Ablenkung, wie er sie in dieser Form noch nie erlebt hatte?
Er versuchte es noch einmal.
Wieder hatte er dieses eigenartige Gefühl, während des Transports an einen anderen Ort abgelenkt zu werden, und wieder fand er sich in Sydney wieder.
War das Gefühl, abgelenkt zu werden, darauf zurückzuführen, daß er zwar sein Ziel erreichte, von dort aber auf sanftem Weg wieder zurückgeschickt wurde? Daß es keine Sperre war, sondern eine Zurücksendung, als sei er freiwillig umgekehrt?
»Ich kriege dich, Zamorra«, murmelte er. »Irgendwie komme ich doch noch an dich heran!«
Er beschloß, eine Weile zu warten und es dann noch einmal zu versuchen.
Für seine Hartnäckigkeit war er schon immer bekannt gewesen: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann führte er es auch
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